Ende September, wenn die Tage wieder kürzer werden, lockt die Lichternacht viele tausende kleine und große Menschen nach Leherheide in den Speckenbüttler Park. Ich bin einer von ihnen und werde bereits am Eingang von Stelzenläufer:innen in fantastischen Kostümen und mit einem strahlenden Lächeln begrüßt. Dort erhalte ich auch einen Übersichtsplan und erfahre, wo Lichtkunst und Leuchtshows stattfinden, aber nicht genau, was dort zu sehen ist. Es ist eine Entdeckungstour, eine Lichtkunstreise, auf die ich sehr gespannt bin!
Auf geht’s mit vielen anderen Menschen durch den teilweise recht dunklen Park. Die meisten sind bestens mit Lichterketten an den Kinderwägen, Leuchtluftballons in den Händen und blinkenden Haarreifen ausgestattet. Ich merke schnell: Viele sind nicht zum ersten Mal hier und haben sich mit viel Vorfreude und passendem Equipment vorbereitet.
Für alle etwas dabei
Die Veranstaltung ist eine richtige „Institution“ in der Stadt. Sie gibt es bereits seit ungefähr 26 Jahren, erzählt mir meine Kollegin Marie Garms. Sie hat die Organisation von ihrem Vorgänger Jochen Hertrampf übernommen, der das „Theatrale Lichterspektakel“ ins Leben gerufen hat. Heute gibt es das Lichterspektakel immer noch, die Veranstaltung heißt mittlerweile aber „Lichternacht“ und findet an zwei Tagen statt. Marie erklärt mir das Konzept. Der erste Tag zeigt vor allem Lichtkunst und Installationen und soll einen ruhigeren Spaziergang durch den Park ermöglichen – „ohne, dass man Schlange stehen muss“. Der Freitag steht weiterhin ganz im Zeichen des Spektakels und soll viele Besuchende anziehen. Dieses Jahr wird von einer Feuershow über LED-Akrobatik auch wieder Bauchtanz und eine Wald-Disko zum entspannten Dancen angeboten – um nur ein paar Attraktionen zu nennen. Marie ist es wichtig, verschiedene Menschen zu erreichen. Die Lichternacht soll „bunt, aufregend, schön, ruhig und laut sein. Alles, um Abwechslung in den Alltag zu bringen und den Park neu zu entdecken“.
Mitmachen bei der Lichternacht erwünscht
Das gelingt der Lichternacht auf jeden Fall. Neben dem Wunsch, zukünftig noch stärker überregionale und internationale Lichtkunst – sowie Malte Kebbels schwimmenden Anemone – nach Bremerhaven zu holen, lädt Marie weiterhin Bremerhavener:innen herzlich zum Mitmachen ein. Dies kann alles Mögliche sein. Von ganz kleinen Objekten bis zu großen Lichtinstallationen, sehr einfach oder experimentell, interaktiv mit Sounds. Beim Erzählen wirkt ihre große Offenheit und Begisterung für diese Veranstaltung ansteckend. Interessierte brauchen bloß Lust und eine erste Idee – beim Rest unterstützen Marie und ihr Team gerne.
Leuchtende Leitern
Nachdem ich mir die LED-Show und den feuerspuckenden „Tom the Dragon“ angeschaut habe, mache ich mich zu solch einer Mitmach-Installation auf. Auf der anderen Seite des Sees stehen buntleuchtende Dreiecke, die ich schon von Weitem sehen kann. Die Dreiecke sind eigentlich große und kleine Leitern. Sie wurden von Kindern und Jugendlichen auf dem Goethestraßenfest in Lehe mit bunter Farbe besprayt und unter der Leitung des Künstlers Robert Worden für die Lichternacht in Szene gesetzt. Robert war selbst schon einige Male als Künstler beim „Theatralen Lichterspektakel“ dabei und sofort für eine Mitmach-Aktion vom Kulturamt zu haben.
Ich habe bei dem Angebot unterstützt und konnte das begeisterte Drauf-los-Sprayen der Kinder selbst miterleben. Wir waren beide sehr gespannt, welche „Leiterkunst“ dabei entsteht und wie sie im Park wirkt. Doch Robert weiß bereits aus Erfahrung: „Was aus den Köpfen und aus der Hand von den Kindern kommt, ist immer eine Überraschung“. Und diese ist kunterbunt und wild!
Als die Leitern – einige Tage und mehrere Transporte später- im Speckenbüttler Park stehen und schön vor sich hin leuchten, möchte ich doch noch eines wissen: Warum eigentlich Leitern? Robert schmunzelt. Die standen gerade in seinem Atelier herum und haben ihn inspiriert.
Nächstes Mal mit Lichterkette bei der Lichternacht
Bevor die Veranstaltung zu Ende geht, drehe ich noch einmal eine Runde um den See und verweile noch etwas vor den schwimmenden Lichtobjekten. Schnell leert sich der Park und die Menschen machen sich in alle Richtungen nach Hause auf. Im Vorbeigehen höre ich noch ein „Schade, dass es schon wieder vorbei ist“ und ich füge gedanklich hinzu: „Stimmt. Und ich freue mich schon auf das nächste Jahr“. Diesmal aber unbedingt besser ausgerüstet mit Lichterkette und blinkendem Kopfschmuck!
In diesem Artikel habe ich nur einen Teil der Performances und der Lichtkunst erwähnt. Wer noch mehr zum Programm der diesjährigen Lichternacht wissen möchte, kann sich gerne den Rückblick vom Kulturamt durchlesen. Wir im Kulturamt mögen Lichtkunst. Wer sie auch mag, kann noch in einem weiteren Logbuchartikel über die vergangene Veranstaltung „Lichtblicke“ in der Innenstadt lesen.
Autorin: Saskia Mosler
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