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Zu Gast im Garten hinter Alberts Huus

Ganz oben im Norden von Bremerhaven gibt es einen Garten, den man wirklich kennen sollte und den ich für Euch besucht habe. Der Garten liegt […]

Portrait Frau aus dem Kulturamt
13. Mai 2021
7 min Lesezeit
Im großen Garten sitzen mehrere Personen auf Bänken, Campingstühlen, Liegen... und genießen die Sonne

Ganz oben im Norden von Bremerhaven gibt es einen Garten, den man wirklich kennen sollte und den ich für Euch besucht habe. Der Garten liegt hinter Alberts Huus und der Verein Kultur und Bildung Nord e.V. betreibt hier die Kulturwerkstatt: Musik, Schweine, Yoga, heimische Pflanzen, selbstgekochte Eintöpfe und Bienenstöcke sind nur einige Schlagwörter zu diesem idyllischen Veranstaltungsort. Geheimtipp: geht unbedingt mal schauen!

Ganz weit oben

Ganz „oben“ in Bremerhaven liegt der Stadtteil Leherheide. Dort biege ich,  kurz bevor die Langener Landstraße ihrem Namen alle Ehre macht und nach Langen, Niedersachsen führt, rechts ab in die Straße „An der Königsheide“. Es empfängt mich eine beschauliche Wohnsiedlung in der Mitte April zuversichtlich die Magnolienbäume blühen.

Mit dem Rad ist man hier wirklich recht fix und sonst hält auch der Bus „An der Königsheide“ und es sind noch zwei Minuten Fußweg.

Ein blaues Häuschen mit weißen Fensterrahmen
Alberts Huus an der Königsheide 17 (c) Annika Jaeger

Alberts Huus

Ich halte vor einem blaugestrichenen Haus und treffe zum ersten Mal Alberts Huus. Alberts Huus ist ein Gästehaus für 18 Personen und kann ganzjährig für Gruppen gebucht werden. Mehr findet ihr dazu auf der Homepage, denn ich bin nicht wegen dem Gästehaus hier, sondern tatsächlich wegen seinem Garten.

Ich treffe Mark Ella vorne vorm Haus. Mark ist hauptberuflich Grundschullehrer und mit ganzem Herz Musiker. Er wohnt mit seiner Frau Susan direkt neben Alberts Huus und die beiden sind der Motor und die Seele des Vereins „Kultur und Bildung Nord e.V.“ .

Mark und Susan sitzen nebeneinander auf zwei Sesseln, Mark hält spielbereit eine Gitarre
Das sind Mark und Susan in der Kulturwerkstatt (c) KuBi Nord e.V.

Mark und Susan, aber wer ist Albert?

Albert war der Vorbesitzer von Haus und Garten.  „Der Name bleibt ihm und seiner Kauzigkeit zu Ehren erhalten“, sagt Mark mit einem Grinsen.

Der Garten

Ich geh mit Mark an Alberts Huus vorbei und stehe in einem wirklich riesigen Garten. Ich bin ganz beeindruckt, weil ich vorher dachte, dass der Ort viel kleiner sei. Weitläufig streckt sich die Wiese dahin und ein paar Sitzgelegenheiten warten auf Gäste. Niedrige Gebäude rundherum grenzen das Gebiet ein und die hohen Eichen hat bestimmt Albert selbst gepflanzt. Der ganze Garten ist mit liebevollen Details geschmückt und ich kann mir gut die gemütliche Stimmung eines Sommerabendkonzerts hier vorstellen.

der weitläufige Garten ist bis auf ein paar Gartenmöbel,die Komposttoiletten und eine Hängematte leer
Bei meinem Besuch im Frühjahr 2021, lässt sich gut erahnen wie schön die Sommerabende hier wohl sind (c) Annika Jaeger

Ich finde toll, dass sich hier überall nachhaltige und umweltfreundliche Alternativen und Angebote finden. Von den beiden Schweinemädchen, Mona und Lisa, bin ich ganz begeistert und Mark erzählt, dass die beiden eigentlich auch die heimlichen Stars in Albers Garten sind.  Es gibt auch Hühner und auch Andreas Bredehorn hat einige seiner Bienenstöcke hier abgestellt. Unser Seestadthonig kommt also auch von Bienen aus Alberts Garten.

Zwei Schweine schauen in die Kamera
Das sind Mona und Lisa (c) KuBi Nord e.V.

Erst vor kurzem wurden hier überall Pflanzen heimischer Arten gesetzt. Dank einer Aktion des Nord-Süd-Forums dürfen jetzt Felsenbirne, Kornelkirsche, Sanddorn, Knackweide, Traubenkirsche, Mispel, Hundsrose, Wacholder und Schlehe im Garten wachsen und die heimische Fauna unterstützen. Es gibt Komposttoiletten und einen ausrangierten Bauwagen als Werkstatt. Ein kleiner Schuppen ist die Bar und ich hab den Eindruck auf einem kleinen Festivalgelände zu stehen und das mitten in der Stadt.

KuBi Nord e.V.

In Alberts Garten steht außerdem die Kulturwerkstatt. Sie war vor einer Weile noch ein eine Ruine, glänzt aber dank der Zusammenarbeit mit der Raumwerkerei wieder in neuem Glanz. Der kleine Veranstaltungsraum kann für Indoor-Konzerte genutzt werden, und unter normalen Umständen können in der Kulturwerkstatt 30 – 40 Gäste Musik oder Lesungen hören.

KuBi Nord e.V wurde 2015 gegründet und ist seitdem Veranstalter für verschiedene Formate. Ob kleine Indoorkonzerte – erst im Gästehaus und nun in der Kulturwerkstatt-, große Gartenkonzerte oder sogar Festivals, wie das jährlich stattfindende Sommerfest.

Das erste Konzert lieferte damals der Musiker Baby Kreuzberg – damals noch unter dem Namen Marceese. Bei dem Konzert waren 40 Gäste, und die Menschen kommen wieder. Das – vor Corona – monatliche Konzertangebot von KuBi Nord e.V. wird gerne angenommen.

Mehrere Menschen liegen während einer Yoga Übung auf dem Boden, der Anleiter steht wachsam daneben
Beim Sommerfest gibt es auch einen Yogakurs (c) KuBi Nord e.V.

Im Jahr 2016 fand ein Projekt mit geflüchteten Menschen statt, die neu waren in der Stadt und momentan überlegt Mark, ob er nicht auch seine Schüler*innen im Garten hinter Alberts Huus unterrichten kann. Generell hat der Ort sehr viel Potential und Mark freut sich, wenn der Ort noch für viel mehr Aktionen und Ideen genutzt wird. Ideen, Macher*innen und Mitmacher*innen sind herzlich willkommen.

Musik, Musik, Musik

Mark lädt vor allem Bands und Musiker*innen ein, die ihm gefallen. Manche findet er einfach übers Netz und fragt dann an, ob sie Lust haben, ihre Tour über Bremerhaven zu erweitern. Manchmal bekommt er Acts empfohlen. Er lädt auch gerne bekannte Gesichter ein, denn mit den Jahren sind die musikalischen Freundschaften und Kontakte natürlich gewachsen.

Unter einem Pavillon spielt die Band Carry Nation & the Speakeasy Kontrabass, Gitarre, Posaune; Trompete und Schlagzeug
Der Auftritt von „Carry Nation & the Speakeasy“ ist ein voller Erfolg (c) KuBi Nord e.V.

Bei den Musikstilen achtet er darauf, dass die Musik „nachbarschaftstauglich“ ist, aber letztlich geht’s dabei quer durch das musikalische Beet. Viel wichtiger ist es ihm, dass die Band ihr Publikum auch entertaint, denn im Garten hinter Alberts Huus ist das Konzert kein Störgeräusch nebenbei: „unser Publikum kommt wirklich zum Musikhören.“ Die Konzerte werden genossen und die Menschen kommen auch für den persönlichen Kontakt zu den Bands und Künstler*innen.

Für die Nachbarn

„Wir finden es blöd, all das hier zu haben und nicht zu teilen“ findet Mark und das ist eigentlich auch die Grundidee hinter KuBi Nord e.V.

Mark erzählt, dass das Konzertangebot vor allem von den Menschen in der Nachbarschaft in Leherheide angenommen und genutzt wird. „Zu uns kommen sie alle“, sagt er. Viele bringen sich mit Kuchenspenden ein oder packen ganz einfach mit an. Praktisch daran, dass alle Nachbarn da sind ist auch, dass sich niemand über die Lautstärke beschwert. Um zehn ist an den meisten Abenden aber sowieso Schluss, denn Wohngebiet bleibt eben Wohngebiet.

Zwei Menschen spielen ein Gitarrenkonzert, im Vordergrund sieht man die Zuhörer:innen sitzen
An dem ein oder anderen Sommerabend gibt es hier gute Musik zu hören (c) KuBi Nord e.V.

Diese Mischung aus privat und öffentlich macht auch den Reiz des Ortes aus. Wie zu Freunden geht man am blauen Haus vorbei in den großen Garten. Der Eintritt ist kostenlos, im Nachgang macht ein Hut die Runde. Auch der Tisch ist gedeckt: Zu jedem (Indoor-) Konzert gibt es einen neuen Eintopf aus der schier unendlichen Eintopfvielfalt von Susan Ella.

Genau dieser persönliche Kontakt ist Mark auch für die Einladung der Künstler*innen wichtig. Wenn sie wollen, dürfen die Musiker*innen in seinem Gästezimmer schlafen und starten den nächsten Tag mit einem gemeinsamen Frühstück und einem Fahrradausflug an die norddeutsche Küste. Das unterscheidet sich natürlich sehr vom anonymen Tourdasein. Wegen der besonderen Erfahrung mit den Ellas und im Garten hinter Alberts Huus, bleibt der Kontakt zu den Bands auch häufig bestehen und die musikalischen Gäste kommen gerne wieder.

Schaut mal rein:

…aber Corona?

Die Fragen nach der Coronatauglichkeit stellt sich in der aktuellen Situation natürlich schnell und deshalb stelle ich sie auch Mark.

Er macht eine ausschweifende Handbewegung und sagt, dass der Garten wirklich genug Platz für Abstand bietet. „Hier muss niemand Sorge haben, dass es zu eng wird“. Im letzten Sommer konnten auch Veranstaltungen stattfinden und es war für KuBi Nord e.V. kein Problem die Hygiene- und Sicherheitsregeln einzuhalten.

„Wir haben die Zu- und Rückwege etwas geändert und die Ausgabe der Getränke findet durchs Fenster statt. Außerdem haben wir zwei neue Komposttoiletten, die ebenfalls die Situation entspannen.“ Die Komposttoiletten machen meinen Festivalgelände– Eindruck dann auch richtig komplett und ich freu mich, wenn es los geht. Als erstes Event für dieses Jahr ist SIMEON – eine Band aus Stuttgart – geplant.

Alle Infos zum Programm und den Aktionen in und um die Kulturwerkstatt findet ihr auf der Facebookseite des Vereins.

Ich freu mich schon und drücke ganz fest die Daumen, dass es bald wieder Musik gibt im Garten hinter Albers Huus.

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Portrait Frau aus dem Kulturamt
Annika Jaeger

Kulturamt Bremerhaven Ursprünglich dem Ruhrgebiet entwachsen, bin ich schon einige Zeit unter dem weiten, norddeutschen Himmel zuhause – aber nun ganz frisch: Bremerhaven! Begleitet mich auf neuen Wegen – immer im Gepäck: Neugier, Spaß und die Sehnsucht nach frischem Wind!

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