Schon als kleiner Junge galt die große Liebe von Andreas Bredehorn den vielen fleißigen Bienchen, die damals in seinen sechs Bienenstöcken auf dem Dach einer Schule lebten. Mittlerweile ist der engagierte Bienenfan Herr über 50 Völker und gilt sogar als Bremerhavens Stadtimker. Für eine neue Folge unseres Podcasts haben Kira und ich uns mit Andreas unterhalten und es wurde eine spannende Reise ins Land der summenden Insekten. Was haben wir nicht alles gelernt, mehr als dieser Blogbeitrag wiedergeben kann! Lauscht doch einfach mal rein:
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Biene ist nicht gleich Biene
Aufmerksam geworden sind wir auf den Stadtimker durch die Honiggläser, die auch in unserer Tourist-Info verkauft werden. Zufällig standen wir neulich gemeinsam davor und schnell ploppte das Interesse an der Geschichte dahinter auf. Was macht ein Stadtimker eigentlich? Womit beschäftigt er sich jetzt? Und was machen Bienen wohl im Winter? In der Vorbereitung und im Gespräch mit Andreas wurde dann schnell klar: von der Biene kann nicht die Rede sein, gibt es doch Honigbbienen und Wildbienen und von letzterer allein rund 550 Sorten. Zudem kommt eine Biene selten allein. Andreas zählt pro Behausung rund 60.000 Honigbienen. Mal 50 Stöcke sind 3 Millionen Bienen allein des Stadtimkers in der Seestadt. Tatsächlich bewusst gesehen haben aber weder Kira noch ich eine. Denn was uns im Sommer attakiert, an Pflaumenkuchen, Vanilleeis oder auch Grillsteak mitessen möchte, sind in der Regel Wespen. Da die Biene weiß, dass sie nach einem Stich sterben muss, ist sie mit dieser Waffe eher zurückhaltend, ganz im Gegenteil zur nicht so schüchternen Wespe. Imker wie Andreas sind tatsächlich so vertraut mit ihren Tieren, dass sie diese sogar streicheln mögen/können. Nicht gerade meine Lieblingsvorstellung, aber durchaus faszinierend.

Faszinierend auch, dass Bienen ein stramm organisiertes Völkchen sind. So gibt es Arbeiter, Drohnen und natürlich die Königin – immer nur eine pro Volk. Sagenhafte 2.000 Eier legt die Bienenmajestät am Tag, nachdem sie von einigen wenigen Drohnen begattet wurden. Deren Lebenszweck ist dann im Grunde vollzogen und sie sterben nach dem Akt. Für die anderen Drohnen endet das Leben auch traurig – spätestens zum Winteranfang werden sie als überflüssiger Balast aus dem Stock geworfen. Denn dann brauchen die Königin und ihre Arbeiterinnen den Wintervorrat allein.
Sechs Wochen Zeit zum Fleißigsein

Richtig gelesen: Durchschnittlich nur sechs Wochen bleiben der Honigbiene, um unermüdlich auszufliegen, an Pollen zu saugen, Blüten zu bestäuben, wieder in den Bienenstock zu fliegen und die Ernte einzufahren. Die Königin allerdings hat eine Lebenserwartung von vier Jahren.
Stadtimker bietet mehr als Honig

Biene gleich Honig, die Gleichung geht auch beim Stadtimker auf. Unter dem Label „Seestadt-Honig“ vermarktet Andreas die Ernte seiner Völker. Das hübsche Etikett mit der Silhouette von Bremerhaven macht deutlich, dass sich im Glas ein heimisches Produkt befindet. An rund acht Stellen bekommt ihr den Honig, mittlerweile in fünf Geschmacksrichtungen. Wichtige Verkaufsstelle und zugleich Weidefläche ist das ATLANTIC Hotel Sail City. Denn bevor sich der Hotelbau in die markante Segelform erhebt, schützt ein Flachdach deren Eingang – und auf genau diesem mit viel Klee bewachsenen Dach leben mittlerweile vier Bienenvölker, wie ihr hier nachlesen könnt.
Doch Andreas bietet noch mehr: Aus dem Honig entstehen auch Kerzen, Marmelade und Bonbons, die er verkauft. Und er klärt uns auf, das die klebrige aber gesunde Masse mittlerweile auch in der Kosmetik oder Medizin eingesetzt wird.
Mit der Stiftung „Hafenbiene“ klärt der Stadtimker auf

Angst vor Bienen muss niemand haben. „Bienen kommen nicht zu den Lebensmitteln“, sagt Andreas, einzig ein Honigbrot wäre richtig interessant. Dennoch, das Gesumme und Gebrumme macht auch die nicht ängstliche Kira nervös, wie sie bekennt. „Atemberaubend“, bewertet dagegen Andreas die Töne und rät, dem Gesumme genau zuzuhören. Denn an der „Melodie“ könntet ihr hören, wie sie drauf sind. In der Regel sind sie entspannt.
Mit der Stiftung „Hafenbiene“ ist Andreas unter anderem auch in Schulen aktiv. Den Kindern Wissen über die Bienen zu vermitteln, ist seine große Leidenschaft. Für die markiert er sogar mit einem Klebepunkt die Königin, um sie dem neugierigen Kleinen zu zeigen. Deren große Augen und „Wow!“ gehört zu den schönsten Erlebnissen des Stadtimkers. Ich finde es großartig, dass die Stadtkinder schon so früh an die Bienen herangeführt werden und deren für uns alle wichtige Aufgabe – die Blüten zu bestäuben – verstehen. Das führt sicher dazu, dass sie in Folge vor Insekten Respekt entwickeln und diese schützen. Andreas ist überzeugt, schon positive Effekte durch seine Aufklärungsarbeit beobachten zu können.
Stadtimker rät: Was du tun kannst
„Man muss nicht Imker werden, um etwas für die Natur (und die Bienen) zu tun“, sagt Andreas in unserem Podcast. Das kann auch uns Erwachsenen Mut machen, selbst im kleinen Rahmen aktiv zu werden.
Zum Beispiel mit Wasser. Denn selbst wer den ganzen Tag an Gräsern, Blüten und Pollen saugt, braucht Wasser. Im warmen Sommer vor allem zum Kühlen. Wenn ihr also den Bienen – und anderen Insekten – etwas Gutes tun wollt, dann stellt einfach ein kleines Schälchen mit Wasser auf den Balkon. Legt zusätzlich einen Stein oder ein Stückchen Holz hinein und die Bienen kommen leichter an das kühlende Nass. Schon habt ihr eine gute Tat vollbracht!
Auch eine Blühwiese wäre eine große Hilfe. Lasst also den Löwenzahn blühen, die Gänseblümchen – vergesst das Rasenmähen. Vorschlag: Wenigstens an einer kleiner Ecke.
Wer mehr machen möchte, der kann bei Andreas bald auch eine Bienenpatenschaft für ein Volk beantragen. Er plant das zeitnah, schaut einfach auf seiner Website der Stiftung nach. Das „eigene“ Volk könnt ihr dann besuchen, bekommt deren Honig und vor allem – wer findet das nicht reizvoll? – darf der Königin einen – den eigenen? – Namen geben.
Bienen im Winter
Eine Antwort bin ich euch noch schuldig, nämlich auf die Frage, was Bienen im Winter tun: Sie kuscheln! Bleiben im Stock und rücken in Form einer Kugel nah aneinander. Per emsiger Muskelbewegungen wärmen sie sich gegenseitig und wandern dabei an den honiggetränkten Waben entlang durch den Bienenstock. Sorgen für sich, keiner verhungert, keiner friert. Ist der Honig alle, muss der Winter vorbei sein – so der Plan. Faszinierend, oder?
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