Am 30. November 2019 findet nach dem Motto: Ideen – Inpulse – Inspiration die Kultur- und Kreativwirtschaftsmesse im Fischbahnhof statt, danach gibt es – echt&gut – eine Gala zu Ehren der Soziokultur unserer Stadt. Was es mit beiden Veranstaltungen auf sich hat, wieso wir hier gemeinsam planen und wie man dabei sein kann, erfahrt Ihr in diesem Artikel.
Es ist 10:00h, ein grauer Freitagmorgen und ich stehe am Fenster eines Besprechungsraumes in der 5. Etage des großen roten Backsteinbaus am Alten Hafen in dem die BIS Wirtschaftsförderung ihren Sitz hat. Von dort oben hat man einen tollen Blick über die Stadt – ich kann über den Hafen und bis Lehe gucken.
Was man von hier aus sehen kann
Allzu lange bleibt mir allerdings nicht, denn ich bin nicht wegen des Ausblicks hier, sondern um eine Veranstaltung zu planen – heute Grafiksitzung.
Doch auch hier gibts einiges zu sehen: Die BIS plant eine Kultur- und Kreativwirtschaftsmesse und im Kulturbüro wird eine Galaprogramm zu Ehren der Soziokultur Bremerhavens entwickelt. Unser Ziel heute: Ein Flyer für beides…
Warum beides?
Thematisch ganz schön weit weg voneinander, mag man denken. Hier die Professionalität und Wirtschaftlichkeit, dort das Laientheater und die Hobbykünstler – warum also gemeinsam? Das haben wir uns natürlich gefragt und einige Antworten klingen so: Weil sich die Akteure überschneiden und der Grad zwischen Amateuer und Profi oft schmal ist. Weil Kunst keine Definition verlangt und weil 25 Jahre Soziokulturarbeit in dieser Stadt eine vielfältige und bunte Grundlage gelegt haben, auf der die Kreativwirtschaft aufbaut. Ein Ort, ein Tag und zwei Veranstaltungen – frei nach dem Motto: Gestern Garage, heute Rock am Ring.
Außerdem waren wir neugierig, wen es eigentlich so gibt: von der professionellen Grafikagentur bis zum Kinderkunstkurs, vom ideenreichen Freelancer bis zum internationalen Konzern. Unsere Stadt hat eine sehr große Bandbreite an kreativem Potential. Am 30. November gibt es nun davon einiges zu sehen.
Kultur- und Kreativwirtschaftsmesse
Um 14:00h geht es los mit einer Kultur- und Kreativwirtschaftsmesse im neuen Fischbahnhof. Bis 18:00h ist viel Zeit für Netzwerk, Austausch und Informationen. Ein Rahmenprogramm gibt Einblicke in das Tun Einzelner und vielleicht findet sich ja auch schon das ein oder andere Weihnachtsgeschenk. Vorbeikommen lohnt – zumal der Eintritt frei ist.
Wer macht denn Kultur?
Mike Mio zum Beispiel. Er sagt: „Ich bin überall“ – der junge Bremerhavener ist gerade 18 geworden und ist als Grafiker und Künstler in der Stadt unterwegs. Oft auch ganz ohne, dass er selbst anwesend ist. Sein monatlich erscheinendes Newspaper „titel“ liegt an vielen Orten aus, seine Linolschnitt-Drucke waren im August bei der Veranstaltung KunstRaum/ArtSpace in der Alten Bürger zu sehen – wir sind gespannt, was er zur Messe mitbringt.
Ich sehe, dass sich auch Lissi Jacobsen für die Messe angemeldet hat. Die Bremerhavener Künstlerin, die neben dem eigenen künstlerischen Tun auch für den Kunstverein Bremerhaven Kunstkurse in der Goethe45 leitet, hat gerade ihre Ausstellung in der Galerie von Häfen eröffnet.
Um Mathe gehts nicht
Bei den Lichtkuben, die dort aktuell im Fenster stehen, handelt es sich um Würfel, die außen weiß und innen farbig gestaltet sind. Jeder Kubus ist von einer Glasscheibe innen geteilt. Durch die Lichtschlitze, die an jeweils unterschiedlichen Stellen in den Kunstkörper geschnitten sind, fällt das Licht ins Innere und auf das Glas. Dadurch gestaltet sich die bunten Flächen der Kuben immer wieder neu – abhängig von Licht, Schatten und Ausrichtung des Würfels. Lissi Jacobsen lacht am Telefon, als sie sagt, dass sie eigentlich gar nicht so versessen auf Mathe und Geometrie sei, wie es die Werke vielleicht zunächst vermuten lassen. Vielmehr zeigen die Lichtkuben, wie sehr das Außen das Innen berührt, wie eine Veränderung außen sich im Inneren fortsetzt – gesellschaftlich, politisch, menschlich.
Verraten hat sie mir schon, dass die Lichtkuben auch am 30. November dabei sind, denn dort können sie käuflich erworben und als Teil der Edition mit heim genommen werden.
kreativer aufbruch bremerhaven
Wer von Netzwerk spricht, sollte neuerdings auch .kab mitnennen. Niklas Piatkowski und Ann-Kristin Hitzemann haben seit Mitte September – mit der Förderung von BIS und Kulturamt – das Projekt .kab (kreativer aufbruch bremerhaven) auf die Beine gestellt. Kurz gesagt ist .kab ein Registrierungsamt für kreative Projekte, Ideen und Personen. Am 30. November 2019 werden die beiden ebenfalls vor Ort sein – immer auf der Suche nach neuen Ideen und Vernetzungen.
25 Jahre Soziokultur in Bremerhaven
Die Welle der Sozio-Kulturarbeit ist in den 70er Jahren unter dem Motto „Kultur für Alle“ zum ersten Mal hochgeschwappt – und das Motto wird nicht alt. Soziokultur bedeutet auch heute immer noch genau das: Mitmachen, Dabeisein, Teilhaben – am Projekt, an der Gesellschaft und in der Stadt.
Straßenfeste, Vereinsarbeit, Stadtteilkultur, Theatergruppen, Ferienprogramme und Projekte, Projekte, Projekte: In Bremerhaven steht besonders ein Begriff für die Kulturarbeit an der Basis „Kulturbüro“.
Seit 25 Jahren beackern die beiden Leiter Jochen Hertrampf und Bernd Glawatty unermüdlich das bunte Feld und haben einen wesentlichen Teil dazu beigetragen, dass sich heute so viele Bremerhavenerinnen und Bremerhavener – oft ehrenamtlich und begeistert – kulturell interessieren und engagieren. Nun drehen die beiden die letzte Runde und schauen zurück: Die KinderKulturAkademie, der Leher Kultursommer, die DokumentarVideoWoche, das Kinderkino, die Schulkinowoche, das Bremerhavener Bildergedächtnis, das Einradspektakel oder das Afrikafestival sind nur einige Beispiele für all die Formate, die im Laufe der Jahre entwickelt, verworfen, verbessert, entstanden, vergessen und geblieben sind.
Insbesondere die beiden größten Veranstaltungen Kino im Hafen und das Theatrale Lichterspektakel im Speckenbütteler Park zeigen zweifelsfrei wie groß kleine Ideen werden können.
Mitmachen erwünscht!
Wenn kurz vor dem ersten Augustwochenende im Schaufenster Fischereihafen der Kran viele Container stapelt und die Leinwand auf der großen Fläche entrollt wird, dann ist Bernd Glawatty am Zug. Es ist Kino im Hafen – gelistet unter den 5 besten Open-Air-Kinos Deutschlands und die Menschen kommen von nah und fern. Beim Lichterspektakel Ende September hält hingegen Jochen Hertrampf die Zügel in der Hand.
Beide jedoch wissen, dass ohne die Anpacker und Mitmacherinnen, das THW, Kooperationspartner, Stühlerücker, Eintrittskartenreißer, Sponsoren, das Aufräumteam, die, die nicht auf die Uhr schauen und die, die fürs Essen sorgen, hier gar nichts gehen würde.
„Die Gala ist meine letzte Veranstaltung als Leiter des Kulturbüros“ sagt Jochen Hertrampf. Doch soll die Gala nicht nur Abschiedsschmerz lindern sondern vielmehr zeigen, wie viel Vielfalt und Kraft es in dem soziokulturellen Angebot Bremerhavens gibt und vorallem auch weiterhin geben wird.
Deshalb: Vorhang auf! Musik an! Bühne frei für Musik, Tanz, Theater. Zeit für die, die seit 25 Jahren dabei sind und für alle neuen Ideen. Es wird eine Rückschau und der Blick nach vorne und zwischendurch Konfetti für das Jetzt!
14:00-18:00h / Fischbahnhof
Kultur- und Kreativwirtschaftsmesse – Eintritt frei
19:30h / Theater im Fischereihafen
Gala Soziokultur – Echt&Gut – Tickets: https://tif-bremerhaven.reservix.de
Ausstellung Kubus I/II/III von Lissi Jacobsen
noch bis 30.11.2019 zu sehen in:
Galerie von Häfen, Bürgermeister-Smidt-Str. 117, Bremerhaven
Mo. – Fr. 09.00 – 18.00 Uhr und Sa. 10.00 – 14.00 Uhr
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