Gestapelte Container, eine Riesenleinwand und ein Sonnenuntergang für Filmfans. „Kino im Hafen“ gehört seit Jahren fest auf die Veranstaltungs-To-Do-Liste von Bremerhaven. Pandemiebedingt ist die Veranstaltung in den letzten beiden Jahren ausgefallen; nun aber geht es wieder los. Stefanie Dunkel hat die Federführung von Langzeitorganisator Bernd Glawatty übernommen und startet jetzt – mit Rückenwind! Ich habe mich mit Steffi getroffen und mit ihr über vorsichtigen Optimismus, Popkultur und das Kino im Hafen gesprochen.
Who´s that girl?
Stefanie Dunkel ist nordish bei nature: in Bremen geboren und aufgewachsen. Sie ist zwar kein digital native, sondern vielmehr ein digital expert. Sie studiert nach der Schulzeit Medien- und Kommunikationswissenschaften und Germanistik in Hamburg. Ein Master in Kulturwissenschaften und Digitale Medien an der Leuphana Universität Lüneburg rundet ihre Ausbildung ab. Während und nach ihrem Studium arbeitete sie vor allem in Stiftungskontexten und Bildungsprojekten. Im August 2021 hat sie hier im Kulturamt die Stelle für Medien- und Digitalkultur übernommen.
Im Gespräch fällt schnell auf, dass Steffi für Themen wie Film, Games und andere digitale Kulturgüter brennt. Sie spricht von crossmedialen Querverweisen zwischen einer Literaturgrundlage, Film und Computerspiel, ihrer Bildästhetik und ihrer gesellschaftspolitischen Relevanz als Kulturgüter. „In Produkten vermeintlicher Populärkultur steckt oftmals mehr drin, als die breite Öffentlichkeit ihnen zuspricht. Nicht umsonst haben sich um Film und Games ganze Wissenschaftsdisziplinen, Theorien und Methoden zur Analyse und Einordnung entwickelt. Umso wichtiger ist es Popkultur aus ihren Kellern und Nerd-Schubladen ans Tageslicht zu holen.“
Kino im Hafen!
Die Stelle, die Steffi übernommen hat, hat bislang vor allem den Fokus: Film. Mehr noch den Schwerpunkt: Kino – und zwar im Hafen!
Seit 1996 gibt es das Filmevent in unserer Seestadt – in 26 Jahren hat sich eine geliebte Tradition um die Veranstaltung entwickelt, wurde aber die letzten zwei Jahre aufgrund der Pandemie ausgebremst. Aber nicht in diesem Jahr! Zückt eure Terminkalender und merkt euch den 5. und 6. August 2022 für das Kino im Hafen vor!
An Steffis Arbeitsplatz im Dienstleistungszentrum Grünhöfe ist die Veranstaltung allgegenwärtig.
„Langsam gibt es ja einen vorsichtigen Optimismus, der uns wieder planen lässt“, sagt Steffi Dunkel. Und das tut sie: Es benötigt Kräne, Container und das Technische Hilfswerk (THW), die Kolleg*innen vom Schaufenster Fischereihafen und grundsätzlich viel Geld und helfende Hände.
Steffi erzählt, dass sie natürlich Respekt vor der Verantwortung hat, die mit der Veranstaltung einhergeht. Doch die Vorfreude überwiegt und sie erfährt viel Zuspruch und Zustimmung. „Die Leute haben Bock!“, sagt sie „Es gibt Menschen in Bremerhaven und umzu, die diese Veranstaltung schon viele Jahre begleiten und die sind natürlich dabei.“
Letztlich sieht sie es dann doch ziemlich entspannt: „Kino im Hafen lebt vom Flair. Sicher kommen auch einige Menschen für diesen oder jenen Film, aber die meisten freuen sich auf einen entspannten Filmabend mit Freunden und Familie. Mit einem Generationswechsel gehen immer Veränderungen einher, aber ich möchte die Seele vom Kino im Hafen auf jeden Fall erhalten.“
Es lebe das Kino
Grundsätzlich plant Stefanie Dunkel für die kommenden Jahre, die Filmauswahl auch für die Besucher*innen zur Wahl zu stellen. Im Vorfeld kann dann mitbestimmt werden, welche Filme beim Kino im Hafen gezeigt werden. In diesem Jahr behält sie sich die Filmauswahl aber noch einmal selber vor.
Ich sehe lange Listen mit Titeln und darf leider noch nicht verraten, welche es werden. Nur das Thema ist schon klar. Es ist – der Pandemie zum Trotze – „Es lebe das Kino!“. Ihr dürft gerne jetzt schon mal raten, was dazu wohl auf der Riesenleinwand zu sehen ist.
Apropos Riesenleinwand. Sie wiegt ca. 300kg und ist so groß wie eine 4-Zimmer-Wohnung. Mit einem Kran wird sie traditionell an einer Wand aus Containern befestigt und dann steht die Grundstruktur für das Kinoereignis, welches bundesweit unter den Top 5 der besten Outdoor-Kinos gelistet ist. Ich gehe mit Steffi Dunkel in den Keller des Dienstleistungszentrums. Hier lagert die große Leinwand sicher und trocken, wenn sie gerade nicht im Einsatz ist. So majestätisch sie auch ist, wenn sie hängt, so unbeeindruckt bin ich von dem zusammengefalteten schwarzblauen Leinwandbündel im Keller. Aber gut, sie hat nun auch lange auf ihren nächsten Auftritt gewartet und ich freue mich auf das erste Augustwochenende.
Medienkultur und Medienbildung als neue Bausteine
Kino organisiert Steffi Dunkel übrigens nicht nur im Hafen, sondern auch für viele Kinder und Jugendliche: vom 13.- 24. Juni 2022 starten endlich wieder die Schulkinowochen in Bremerhaven. In Kooperation mit dem City46 und dem Kommunalen Kino Bremerhaven (KoKi) werden 20 verschiedene Filme für ungefähr 5000 Schülerinnen und Schüler aller Altersgruppen gezeigt. Das Programm wird außerdem durch Talks, Expert*innengespräche und Aktionen ergänzt.
Stefanie Dunkel möchte bekannte Konzepte wie das Kinderkino gerne überall in Bremerhaven stattfinden lassen. Außerdem plant sie neue Formate auch aus anderen Medienkulturen, wie etwa Games, Comics und Fotografie zu entwickeln. Hierbei freut sie sich über Kooperationen in der Stadt. „In meinen ersten Monaten in der Stadt habe ich bereits erlebt, wie viel Herzblut die Menschen hier für ihre Interessen aufbringen. Bei vielen Projekten bietet es sich an mediale Komponenten einzubeziehen und ich freue mich auf die Zusammenarbeit.“
Kleines Kinowissen am Rande:
Bremerhaven hatte mal sehr viele Kinos. Ob nun das Tivoli, das Apollo oder das Aladin – ein paar der alten Kinohäuser stehen noch und bieten heute Raum für neue Ideen. Wer zu Bremerhavens Kinogeschichte etwas lesen möchte, findet in dieser Sammlung des Historikers Hans Happel einige Infos. Gut zu wissen: das Deutsche Auswandererhaus hat ein eigenes kleines Kino. Auch im Historischen Museum und im Klimahaus gibt es Kinosäle.
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