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Entdeckertour Fischereihafen

Seit kurzem gibt es eine neue Möglichkeit, den Fischereihafen auf eigene Faust zu erkunden – und zwar mit dem Tablet. Die „Entdeckertour Fischereihafen“ bietet einen […]

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24. Okt. 2019
5 min Lesezeit
Blick auf den Fischereihafen Bremerhaven

Seit kurzem gibt es eine neue Möglichkeit, den Fischereihafen auf eigene Faust zu erkunden – und zwar mit dem Tablet. Die „Entdeckertour Fischereihafen“ bietet einen vergnüglichen und informativen Rundgang durch eines der spannendsten Areale Bremerhavens. Und das Beste daran: Die Tablets können kostenfrei ausgeliehen werden!

Das Tablet lotst mich durch den Fischereihafen. Die Luftaufnahme gibt einen guten Überblick über das gesamte Gelände.

Die Idee

Bremerhaven hatte einst den größten Fischereihafen des europäischen Kontinents. In den letzten Jahrzehnten fand allerdings ein tiefgreifender Strukturwandel statt. Zwar wird hier auch heute noch Fisch verarbeitet und verkauft. Mit dem „Schaufenster Fischereihafen“ ist inmitten von Betrieben und Forschungseinrichtungen aber auch ein touristischer Anziehungspunkt geschaffen worden. Hinter den Fassaden von großen Hallen und Firmenschildern verbergen sich spannende Geschichten, denen jede/-r nun selbst auf den Grund gehen kann. Dr. Alfred Kube, Direktor des Historischen Museums Bremerhaven, hat das Konzept für die „Entdeckertour Fischereihafen“ entwickelt. Ein Tablet lädt dazu ein, 26 Stationen rund um Fischereihafen I und II zu erkunden. An jeder Station gibt es einen Film mit historischen und aktuellen Fotografien sowie Interviews mit Menschen, die dort arbeiten.

Und hier noch ein paar Zahlen: Die „Entdeckertour Fischereihafen“ enthält 350 historische und 250 aktuelle Fotos, 30 Filmsequenzen und Animationen sowie 22 Interviews. Da sollte doch für jede/-n etwas dabei sein!

Karte der Entdeckertour
Auf der Karte sind alle Stationen markiert, so dass ich mich leicht orientieren kann.

Die Touren

Insgesamt stehen fünf verschiedene Touren zur Auswahl:

  1. Die Schaufenster-Tour (Fischereihafen I)
    14 Stationen im Umkreis des „Schaufensters Fischereihafen“ (Dauer: ca. 90 Minuten)
  2. Die Spezial-Tour (Fischereihafen II)
    12 Stationen entlang des Fischereihafens II (Dauer: ca. 90 Minuten)
  3. Große Tour (Fischereihafen I und II)
    Alle 26 Stationen im gesamten Gebiet der beiden Fischereihäfen (Dauer: ca. 180 Minuten)
  4. Individuelle Tour
    Hier kann man sich seine Stationen selbst zusammenstellen.
  5. Sofa-Tour
    Die rein virtuelle Tour umfasst alle 26 Stationen.

„Moin, kann ich Ihnen helfen?“

Mit diesem Satz beginnt die Tour. Der ehemalige Fischereihafen-Chef Reinhard Meiners spricht damit den Touristen Josef Zilles an. Nach einem kurzen Gespräch erkunden die beiden gemeinsam das Areal des Fischereihafens. Der passionierte Angler Zilles fragt, der Experte Meiners antwortet. Diese Erläuterungen sind unterlegt mit zahlreichen historischen und aktuellen Fotos. An den einzelnen Stationen berichten Insider von ihrer Arbeit und darüber, was sie mit dem Fischereihafen verbindet.

Hermann Zilles und Reinhard Meiners im Schaufenster Fischereihafen
Der Tourist Hermann Zilles (mit Stadtplan) fragt Reinhard Meiners, ehemaliger Chef des Fischereihafens, um Rat. Ihr Dialog ist Grundlage für die „Entdeckertour Fischereihafen“

Meine persönliche Tour beginnt. Dank GPS weist das Tablet den genauen Weg von einer Station zur nächsten. Ein blauer Pfeil zeigt mir die Richtung an, darunter erhalte ich die Information, wie weit die nächste Station entfernt ist. Übrigens: Um ein unfreiwilliges Bad im Hafenbecken oder den Zusammenstoß mit einer Laterne oder ahnungslosen Mitmenschen zu vermeiden, sollte man unbedingt den Hinweis „Achten Sie auf Ihre Umwelt“ ernst nehmen und hin und wieder den Kopf vom Bildschirm heben.

Schaufenster-Tour

Die „Schaufenster-Tour“ beginnt mit dem Museumsschiff FMS „GERA“ – ein guter Ausgangspunkt, da ich hier alles Wichtige über die Geschichte des Fischereihafens und den Beginn und die Entwicklung der Hochseefischerei erfahre. Weiter geht es direkt vor der Tür mit dem Oberfeuer und der legendären Kneipe „Krohn’s Eck“. Bei der Räucherei Franke schräg gegenüber kann ich auf dem Tablet einen Blick auf die Öfen werfen. Jürgen Franke erläutert dabei, welcher Fisch wie geräuchert wird.

Räucherei Franke
Hinter dieser Fassade verbirgt sich die Räucherei Franke.

Auf der anderen Seite des Hafenbeckens lerne ich, dass die Eiswerke einst der wichtigste Betrieb im Fischereihafen waren – und ohne die künstliche Eisherstellung Bremerhavens Aufstieg zum größten Fischereihafen des europäischen Kontinents gar nicht möglich gewesen wäre. Der Film liefert nicht nur historische Fotos, sondern zeigt auch die aktuelle Produktion in den neuen Räumlichkeiten, wo heute jährlich 16.000 Tonnen Eis produziert werden.

Die Spezial-Tour

Die Spezial-Tour führt mich weg vom Schaufenster Fischereihafen Richtung Fischereihafen II. Dabei entdecke ich ein kulturelles Kleinod Bremerhavens: In Packhalle V betreibt Ulrike Andersen das „Bremerhavener Figurentheater„. Mit ihren selbst gebauten Figuren und wunderbaren Geschichten verzaubert sie dort Groß und Klein.

Von Kultur geht es weiter zur Kulinarik: Bremerhaven ist schließlich die Welthauptstadt der Fischstäbchens. Einen Einblick in die Herstellung der leckeren kleinen Fischhappen gibt Station 25. Am Lunedeich produziert die FRoSTA AG hier 142.500 Fischstäbchen – und zwar pro Stunde!

In Bremerhaven gibt es tatsächlich ein Unternehmen, das mit der „GERDA MARIA“ noch einen Hochseetrawler betreibt: Die Doggerbank Hochseefischerei, deren Räumlichkeiten sich in der Grönlandstraße befinden. So endet meine persönliche Entdeckertour, die mit dem Seitentrawler FMS „GERA“ begonnen hat, mit Einblicken in die aktuelle Hochseefischerei. Da hat sich einiges geändert!

Hochseetrawler "GERDA MARIA"
Die von der Doggerbank Hochseefischerei betriebene „GERDA MARIA“ ist der letzte in Bremerhaven beheimatete Hochseetrawler

Übrigens: Wenn man eine Tour komplett durchlaufen hat, kann man das neue Wissen gleich in einem Quiz auf dem Tablet testen. An der Ausleihstelle gibt es als Belohnung dafür eine kleine Erinnerung – eine schöne Idee!

Fazit


Die „Entdeckertour Fischereihafen“ liefert eine Fülle an Informationen. Die Navigation per GPS ist bequem, die Möglichkeit, aus verschiedenen Touren zu wählen, gut durchdacht. Vor allem die individuelle Tour, bei der man selbst aussuchen kann, wo man hinmöchte, ist eine tolle Idee, Neues zu entdecken. Bei der Sofa-Tour fällt zwar die authentische Begegnung mit den historischen Orten weg, dafür kann man aber bequem die Füße hochlegen und auch bei Schietwetter den Fischereihafen erkunden.
Das Besondere der Tour sind für mich die Interviews mit „Insidern“. Sie geben spannende Einblicke hinter die Fassaden von Gebäuden, die häufig nicht öffentlich zugänglich sind. Und Josef Zilles und Reinhard Meiners sind die ganze Zeit über zwei charmante Wegbegleiter. Die „Entdeckertour Fischereihafen“ ist daher nicht nur für Touristen geeignet. Auch Bremerhavener/-innen werden noch viel Neues bei ihrem Spaziergang (oder auf dem Sofa) entdecken.

Logo Entdeckertour Fischereihafen
Das Logo der „Entdeckertour Fischereihafen“

Auf einen Blick

Die Tablets für die „Entdeckertour Fischereihafen“ können an folgenden Stellen kostenlos ausgeliehen werden:

1. Tourist-Info & Radstation
Schaufenster Fischereihafen, Am Schaufenster 5, täglich 9:30-18:00 Uhr

2. Museumsschiff FMS „GERA“
Schaufenster Fischereihafen, Fischkai, April-November täglich 11:00-18:00 Uhr

3. Historisches Museum Bremerhaven
An der Geeste, Di-So 10:00-17:00 Uhr

4. FRoSTA AG
Am Lunedeich 116, ab Ende Oktober 2019, rund um die Uhr!

Zur „Entdeckertour Fischereihafen“ ist auch eine Broschüre erschienen. Diese kostet 3 Euro.

Alles Weitere unter: www.entdeckertour-fischereihafen.de

(Fotos: Historisches Museum Bremerhaven)

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Kerstin Ras-Dürschner

Mich interessieren die Geschichte(n) der Stadt und der Menschen, die hier leb(t)en. Als Exilfränkin schätze ich die frische Luft, das Wasser und den weiten Himmel.

Historikerin, Wiss. Referentin des Historischen Museums Bremerhaven

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