Seemannsfiguren in allen Farben, ein Arm, der nicht winkt und verrostete Informationstafeln mit seltsamen Löchern – wer an den Wasserkanten Bremerhavens unterwegs ist, kann so einiges entdecken. Ob das dann immer Kunst ist, entscheidet gern selbst. Folgt mir, ich nehme euch heute mal mit zu einem digitalen Spaziergang. Das Aufschlauen ist gratis, kostet nur (Lese-)Zeit.
Seemann in bunt
Gestatten: Hein Mück. Seemann und eine der Symbolfiguren Bremerhavens. Momentan 32 Mal könnt ihr dem Akkordeon-spielenden Seemann in Bremerhavens Stadtgebiet begegnen – von der Figur her immer gleich, immer mit Akkordeon aber gern in unterschiedlicher Aufmachung. Vor unserer Tourist-Info in der H.-H.-Meier-Straße steht er zum Beispiel in typisch blau-weiß gestreiftem Pulli und blauer Strickmütze. Aber es gibt ihn auch ganz in grau gekleidet. Oder noch ganz anders.
Dass ein Seemann für die Seestadt steht, ist nun nicht ganz überraschend. Was sonst? Naja, zur Wahl standen auch ein Eisbär, ein Auswanderer und ein Pinguin. Doch Hein Mück konnte sich in der Umfrage durchsetzen, die vier Studentinnen vor Jahren angezettelt hatten. Im Rahmen des Studiengangs „International Cruise Industry Management“ der Hochschule Bremerhaven führten sie unter dem Projektnamen „Kunstparade Bremerhaven“ die Befragung durch Das war 2010. Die erste Figur aus Fiberglas wurde auch schon im Juli des Jahres vor der Hochschule Bremerhaven aufgestellt. Seitdem sorgen Unternehmen wie Privatleute dafür, dass es immer mehr Hein Mücks aus Künstler*innenhand Bremerhaven verschönern.
Wir bieten übrigens unter dem Namen „Hein Mück kiekt Leuchttürme“ eine Radtour an, die beide Wahrzeichen unserer Region verbindet. [Wird gerade überarbeitet]
Der riesige Seemannsarm
Es könnte der abgetrennte Arm eines Riesen sein. Oder der schlechte Scherz eines Messerartisten. Oder wegen der Fingerstellung ein Wegweiser. Tatsächlich ist es Kunst, nämlich die von Stephan Balkenhol, einem international bekannten zeitgenössischem Bildhauer. Der Rumpfarm ist aus Holz, Eiche, weiß der Fachmann, und einerseits ziemlich roh – man sieht wetterbedingt tiefe Furchen im Holz – und andererseits sehr poetisch. Dieses Werk heißt „Seemannsarm“ und es gibt eine Stelle auf dem monströsen Oberarm, die unmissverständlich klarmacht, warum die Skulptur diesen Namen hat: dort ist ein Pin-up-Girl „eintätowiert“. Klar, damit bin ich eigener Vorurteile überführt – aber genau so funktioniert es. Der Holzarm liegt seit 2000 vor dem Haupteingang des Deutschen Schifffahrtsmuseums. „Dieses Kunstwerk ist menschenfreundlich und lädt dazu ein, es anzufassen oder sich darauf niederzulassen.“ schreibt das Museum auf seiner Website – und auch das gehört mit zu den Gründen, warum ich den Arm so sehr mag.
Rostige Informationstafeln
Nicht an der Weser, aber am Handelshafen im Süden der Stadt – unweit vom Schaufenster Fischereihafen – findet ihr entlang der Kaje eine Reihe interessanter Scherenschnitte. Um diese zu sehen, flaniert einfach von der Köperstraße am Wasser entlang. Seit 2014 existiert diese kleine Promenade an einer vorher unzugänglichen Stelle. Wir nennen Sie „Forschersmeile“, sie ist Teil der „Maritimen Forschungs- und Entwicklungsmeile“. So wird die Ansiedlung von wissenschaftlichen Instituten und Unternehmen genannt, die im Dreieck von Handelshafen, Doppelschleuse und Borriesstraße zu finden sind.
Die Scherenschnitte ehren Männer, die Außergewöhnliches vollbrachten, das Bremerhaven im Bereich Seefahrt vorangebracht hat. So wird neben dem in Bremerhaven sehr bekannten Reeder Johann Friedrich Christian Busse (Mit-Bloggerin Tanja hat ihm hier einen Beitrag gewidmet) auch der Polarforscher Alfred Wegener geehrt. Er hat nicht nur dieses Denkmal aus rostigem Stahl, sondern auch das weltweit anerkannte Institut für Polar- und Meeresforschung mit Sitz in Bremerhaven ist nach ihm benannt.
Bei den anderen Namen – dem Wasserbauer Adolf Buchholz, dem Schiffbauer Georg Wilhelm Claussen und dem Entwickler von Schießleinen Friedrich Wilhelm Sander – musste ich passen. Wenn ihr mit den Herren bekannt werden möchtet, lest euch die an den Skulpturen angebrachten Informationstafeln durch, die wertvolle Angaben machen.
Der Spaziergang entlang der Skulpturen ist wirklich empfehlenswert. Mir gefällt auch das Material der Skulpturen. Unbehandelter Stahl ist die Basis jedes Schiffbauprojektes und wichtiger Wertstoff auf jeder Werft – genau damit ist Bremerhaven groß geworden. Und mit dem Pioniergeist und der Kompetenz der dort vorgestellten Männer. (Die Frage nach den Frauen stelle ich jetzt mal nicht.)
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