Eis ist durchsichtig. Oder höchstens weiß. Dass es aber auch ganz bunt sein kann, zeigen die faszinierenden Fotografien von Sepp Kipfstuhl und Fernando Valero-Delgadoder, Mitarbeiter des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) in der aktuellen Sonderausstellung im Historischen Museum Bremerhaven. Schon das große Eingangsfoto fasziniert mich mit seinen intensiven Farbtönen. Das soll Eis sein? Tatsächlich handelt es sich um Eis aus einem Eiskern in Nordgrönland, das etwa 120.000 Jahre alt ist.
Eisdünnschnitte
Warum das Eis auf dem Foto bunt ist, frage ich zu Beginn meines Rundgangs Fernando Valero-Delgado, Techniker beim AWI, der viele der Fotos erstellt hat. Er erklärt mir Folgendes: „Bei -20°C wird eine Eisscheibe auf einer Glasplatte fixiert und bis zu einer Dicke von ca. einem halben Millimeter abgehobelt. Dieses farblose Eis wird auf einen Lichttisch zwischen zwei gekreuzte Polarisationsfilter gelegt. Nun erscheint die kristalline Struktur des Eises als farbiges Muster.“
Die Fotos unterscheiden sich sehr stark voneinander, jeder Eisdünnschnitt ist ein Unikat. Das liegt daran, dass jeder Eistyp unterschiedliche Strukturen hat. Wer sich auskennt, weiß sofort, ob das Eis aus größerer Tiefe stammt, denn dort sind die Kristalle größer.
Luftblasen
Im Eis werden auch Luftblasen eingeschlossen, die auf diesem Foto sichtbar werden. Das passiert während der Verdichtung von Schnee zu Eis. Bei Eis aus einer Tiefe ab etwa 600 Metern gibt es keine Lufteinschlüsse mehr.
Collagen
Mehrere Eiscollagen zeigen die Verbindung von Wissenschaft und Kunst. Für diese Collage hat Fernando Valero-Delgado Eis in einem Schlauch eingefroren, diesen anschließend zerschnitten und die einzelnen Schnitte mit Wasser bei -20°C schockgefrostet. Jeder Kreis ist unterschiedlich in Struktur und Farbe.
Schneekristalle
So ein Schneekristall kommt mir dagegen schon eher bekannt vor. Mehrere Fotografien zeigen unterschiedliche Schneekristalle, die eine hexagonale Struktur, also sechs Ecken, aufweisen. Temperatur und Luftfeuchtigkeit sorgen für die Gestalt der Kristalle. Und jeder Kristall ist einmalig – Faszination Natur!
Eisbohrungen
Dr. Sepp Kipfstuhl erklärt mir schließlich noch, wie Eiskernbohrungen ablaufen und warum diese so wichtig sind: „Eiskerne sind wichtige Klimaarchive, die 800.000 Jahre alte Treibhausgase enthalten. Ohne Eiskerne gäbe es nicht die Diskussion über Treibhausgase. Eis in der Arktis oder Antarkis kann bis zu 3 Kilometer dick sein. Der Bohrer bohrt bis zu 2,5 Kilometer in die Tiefe. Da ein Eiskern bis zu 4 Meter lang ist, wird dieser für den Transport geschnitten.“ Der Reiz an seiner Arbeit mit Eiskernen liegt für Sepp Kipfstuhl an der Zusammenarbeit mit Menschen unterschiedlicher Nationen und wissenschaftlichen Disziplinen.
Übrigens begegnen mir in der Sonderausstellung auch äußerst merkwürdige Begriffe, die ich nie zuvor gehört habe. Wer wissen möchte, was Sastrugi oder Klathrate sind, sich von der Faszination des Eises anstecken lassen oder einfach nur wunderschöne Fotos sehen möchte, sollte unbedingt zu uns ins Historische Museum Bremerhaven kommen.
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Sonderausstellung „Facetten des Eises – Fotografien von Sepp Kipfstuhl und Fernando Valero-Delgado“
Historisches Museum Bremerhaven, An der Geeste, 27570 Bremerhaven.
23.02.-31.03.2019, Di-So 10-18 Uhr.
Der Eintritt ist frei.
Schulklassen können kostenlose Führungen buchen.
Zur Ausstellung ist ein Katalog mit zahlreichen Fotografien und Erläuterungen erschienen, der für 5 Euro an der Museumskasse erworben werden kann. [/bre_box]