Eine neue Normalität herrscht seit dem 8. Mai bei uns im Zoo. Nach über siebenwöchiger Schließung haben wir alle die Eröffnung herbeigesehnt. Ein Stück Normalität haben wir durch die Besucher im Zoo nun wieder zurückgewonnen. Doch noch immer stecken wir mitten in der Corona-Krise und vieles ist anders als zuvor.
Neue Hygienemaßnahmen
Im Zuge der Wiedereröffnung war klar: Oberste Priorität hat die Gesundheit unserer Tiere, unserer Mitarbeiter und unserer Besucher. Ohne strengste Hygienemaßnahmen geht es also nicht. Aus diesem Grund befinden sich am Eingang und Spielplatz große Desinfektionssäulen, die die Besucher nutzen, um ihre Hände zu desinfizieren. Weitere Desinfektionsmöglichkeiten befinden sich auf allen Toiletten. Auf meinem Rundgang treffe ich Andrea, die mit einem Eimer voller Desinfektionsmittel zu den Robben eilt. In regelmäßigen Zeitabständen werden hier die Metallholme oberhalb der Scheibe gesäubert und desinfiziert. Neben dem Einsatz des aktuell so begehrten Desinfektionsmittels gelten natürlich auch bei uns die bekannten Abstandsregelungen. Laufwege und der Sicherheitsabstand von 1,5 Metern sind vielerorts auf dem Boden markiert.
Planung der Corona-Freizeit
Der Zoobesuch kann zurzeit nur noch nach vorheriger Online-Anmeldung über unsere Website erfolgen. Trotzdem könnt ihr euch spontan für einen Besuch entscheiden, wenn noch genügend freie Plätze vorhanden sind. Entscheidet ihr euch z.B. während des Spaziergangs am Deich für einen Zoobesuch, besucht ihr mittels Handy die Website und bucht. Das Ticket muss lediglich auf dem Handy an der Kasse vorgezeigt werden. Den Weg der Online-Anmeldung haben wir gewählt, da wir gewährleisten müssen, dass sich nur eine bestimmte Anzahl von Menschen im Zoo aufhalten und es vor dem Zoo und im Zoo nicht zu Menschenansammlungen kommen darf.
Tolle Abwechslung für Familien in der Corona-Krise
Wie geht es unseren Besuchern mit diesen neuen Maßnahmen? Bei meinem Rundgang treffe ich Thomas, der gerade mit seiner kleinen Tochter Ann-Kristin im Zoo ist. Da die Kitas geschlossen sind, ist Thomas nun täglich mit Ann-Kristin vormittags alleine Zuhause. Nur wer selbst Kinder in Ann-Kristins Alter hat, weiß, was das bedeutet. Thomas strahlt übers ganze Gesicht und freut sich nun wieder in den Zoo zu können. Auch Ann-Kristin strahlt und wollte heute sogar eine zweite Runde drehen. Dass die Aufenthaltszeit auf eine Stunde begrenzt ist stört die beiden nicht. Mit Ann-Kristin ist Thomas meist eh nie länger im Zoo. Zeitliche Flexibilität ist jedoch für die meisten Eltern sehr wichtig. So hat Thomas sich nun für den Kauf einer Jahreskarte entschieden, die ihm genau das ermöglicht.
Eine Schlange an Jahreskartenbesitzer
Von der zeitlichen Flexibilität einer Jahreskarte profitieren nun auch alle anderen Stammgäste des Zoos. Als die Wiedereröffnung des Zoos bekannt gegeben wurde, war der Besuch für die Jahreskartenbesitzer zunächst auf Sonntag, Dienstag und Donnerstag zu einer festen Uhrzeit begrenzt. Wir hatten jedoch ganz offensichtlich unterschätzt, wie sehr der erste Sonntag nach Widereröffnung von unseren Stammgästen herbeigesehnt wurde. Kurz vor 9 Uhr warteten viele von ihnen vor der Kasse, um endlich die Eisbären-Zwillinge sehen zu dürfen. Natürlich hielten sich alle an die Abstandsmarkierungen vor der Kasse. Wir nahmen diese Erfahrung jedoch zum Anlass, um die erste Änderung sofort am nächsten Tag umzusetzen: Dass unsere Jahreskartenbesitzer jederzeit in den Zoo kommen dürfen, damit sich die Anzahl über die sieben Tage der Woche gut verteilt. Die darauffolgenden Tage bestätigten, dass das die richtige Entscheidung war.
Überglückliche Stammgäste
Zwei unserer, durch die Corona-Krise schon fast berühmt gewordenen, Stammgäste entdecke ich auf meinem Rundgang im Nordsee-Aquarium: Ilse und Birgit. Sie sitzen – natürlich mit Abstand – auf zwei Hockern und beobachten in aller Ruhe die Unterwasserwelt. Birgit besucht den Zoo etwa einmal die Woche, Ilse sogar fast täglich. Für sie war die Zooschließung und die verpasste Vorstellung der Eisbären-Jungtiere Anna und Elsa natürlich besonders schmerzlich. Ich bin neugierig, wie es ihnen geht und wie sie die letzten Wochen verbracht haben. „Wir sind überglücklich wieder hier sein zu können!“, sagt Birgit und Ilse bestätigt diese Aussage mit einem heftigen Kopfnicken und einem strahlenden Lächeln. Birgit verbrachte während der Schließung viel Zeit zu Hause und lenkte sich mit den Zoo-Neuigkeiten über die sozialen Medien ab.
Das Beste daraus machen
Und Ilse? Bereits in meinem letzten Blogbeitrag habe ich euch berichtet wie rührend ihre Treue zum Zoo, und vor allem zu ihren Lieblingstieren, den Eisbären ist. Ilse ersetzte ihren täglichen Zoobesuch gegen einen Deichspaziergang, der natürlich – wer hätte es anders erwartet – zufällig am Zoo vorbeiführte. An den großen Scheiben auf der Rückseite des Zoos konnte sie Lloyd regelmäßig beobachten. Ilses Augen leuchten als sie mir erzählt, dass sie auch das Glück hatte Valeska beim Säugen ihrer Jungtiere zu beobachten. Valeska hat ihre Lieblingsplätze und sitzt gerne mit dem Rücken an die Scheibe gelehnt, während Anna und Elsa trinken. „Es war so toll, als sogar das Köpfchen eines der Eisbären-Jungtiere an Valeska vorbeilugte!“ Ilse kommt aus dem Schwärmen nicht mehr heraus und ist für mich die Verkörperung des Spruchs „Mach das Beste daraus!“ Ilse hat nun wirklich das für sie Beste aus der Zooschließung herausgeholt.
Abstand während der Paarungszeit?
Bei meinem Rundgang sehe ich ein Schild mit dem Hinweis „Bitte Abstand halten“. Doch dieses Mal hat der Abstand ausnahmsweise nichts mit dem Corona-Virus zu tun. Unsere Dampfschiffenten halten nichts von den zurzeit gängigen Abstandsregelungen. Sie sind auf Nähe aus, denn bei ihnen ist gerade Balzzeit. Sie können in dieser Zeit sehr aggressiv sein und so bitten wir die Besucher einen respektvollen Abstand zur Scheibe an ihrem Gehege zu halten. Auch bei unseren Basstölpeln ist gerade Paarungszeit. Sie haben Nester gebaut und in Kürze wir das erste Küken schlüpfen. Basstölpel sind echte Helikoptereltern. Die jung geschlüpften Küken werden von den Eltern vehement und sehr aggressiv beschützt. Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass andere Basstölpel die Eltern ablenken und Küken rauben. Daher wurde zum Schutz des Kükens ein Bauzaun auf dem Gehege errichtet, um einen Sicherheitsabstand zwischen den Tieren zu gewähren. Ihr seht, Abstand ist aktuell unser absolutes Spezialgebiet.
Corona-Ruhe: Die Stille genießen
Ich empfinde die Atmosphäre im Zoo aktuell als besonders entspannend. Wie ich euch bereits in meinem letzten Beitrag berichtete, buhlen viele unserer Tiere nach der langen Schließung nun um die Aufmerksamkeit der Besucher. Und die Besucher haben die Möglichkeit nun einmal ganz ohne Gedränge an den großen Scheiben zu stehen, die Tiere in aller Ruhe zu beobachten oder zu fotografieren. Als ich an unserem ungewöhnlich ruhigen Spielplatz vorbeikomme, trauen sich sogar unsere freilaufenden Hühner über die Besucherwege.
Nicole hinter Glas
Mein Rundgang durch den Zoo endet im Zoo-Shop. Es ist der einzige Ort im Zoo, an dem aktuell Maskenpflicht herrscht. Nicole, unsere Shop-Mitarbeiterin, ist außerdem zusätzlich durch eine große Plexiglasscheibe vor einer möglichen Tröpfcheninfektion geschützt. Nicole bestätigt mir, dass es auch im Zoo-Shop aktuell noch sehr ruhig zugeht. Selten befinden sich Personen aus mehreren Haushalten gleichzeitig im Shop. Und wenn dies einmal der Fall ist, sind die Besucher alle sehr verständnisvoll und halten sich an die nötigen Abstandsregelungen.
Mein Eis-Moment
Die Sonne ist raus gekommen. Ich schnappe mir im Shop noch schnell ein Eis und flitze auf die Aussichtsterrassen. Hier lasse ich mir den frischen Wind um die Nase wehen und atme tief durch. Ich freue mich auf den kommenden Sommer und eine – wenn auch etwas andere – erfolgreiche Saison.
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