Ein Künstler, eine Ausstellung.
Der Künstler: Sebastian Dannenberg, ein junger, locker wirkender Mann mit großer Brille, sportlichen Klamotten und zumeist mit dem Skateboard unterwegs.
Seine Ausstellung: ganz einfach „EASY as far as we can see“.
Dannenberg macht minimalistische, architekturbezogene Kunst. Skulpturen bei denen ich das Gefühl bekomme, sie nach ein paar Blicken verstanden zu haben, weil sie einfach einfach sind. Keine feinen Ausarbeitungen, keine Details zu denen ich herantreten muss. Metall, Wellplatte, Beton, Reifen und Neonröhren prägen das Bild. Und ja, es sind irgendwo Bilder, wird mir auf jeden Fall erzählt. Denn der Künstler bezeichnet sich selbst als Maler. Ich sehe jedoch keine Acryl- oder Ölfarbe auf klassischen Leinwänden, keine Abbildungen von Menschen, Gebäuden oder was ich sonst glaube in der Malerei zu finden. Sobald ich das weiß, begreife ich schnell: diese Kunst ist doch nicht ganz so easy.
Rohes aus dem Baumarkt
Alles beginnt bei den Raw Materials, eben bei den ganzen Baustoffen, die er verwendet und die ich nicht aus dem Künstlerbedarf, sondern eher aus dem Baumarkt kenne. Diese Baustoffe entwickelt er weiter, gibt ihnen durch Farbe eine andere Bedeutung.
„Smile or die trying“ – Autoreifen auf dem Boden verteilt, jeder mit einem einzelnen gelben Strich markiert. Ich finde das Werk cool, witzig. Sebastian Dannenberg hat den Reifen ein Lächeln aufgesetzt, ihnen Witz verliehen. Die Farbe sticht hervor, steht im Vordergrund. Für ihn sind die Raw Materials nur Mittel zum Zweck. Etwas was die Malerei hält, ihr Raum gibt. Sehr minimalistisch werden einzelne, monochrome Farbstriche also zum Protagonisten der Kunst. Den Gegenspieler, den Antagonisten, stellen die plastischen Bestandteile dar.
Fettes im Raum
Aber auch die Architektur spielt eine Rolle. Ich merke das, sobald ich in der Ausstellung stehe und mein Blick gewollt gelenkt wird. „BOLD“ versperrt mir die Sicht und lässt mich fragen was dahinter ist, obwohl ich den Raum kenne. Gleichzeitig werden mir andere Dimensionen eines Bildes eröffnet: eine Mehransichtigkeit, die mir eine neue Freiheit der Definition „Bild“ bietet. Das in der Kunsthalle vorhandene Glas einer Vitrine wird beschrieben, eine Art Regal und Wellplatten werden an die Wand montiert und auch die Wände selbst werden direkt bemalt. Sebastian Dannenberg spielt mit dem Raum.
Hip Hop im Ohr
„closed“, „slim orange“, „EASY“, „the monochrome purpose“ – alles Titel der Ausstellung, die für mich genauso Songs von Frank Ocean, Tyler the Creator oder anderen amerikanischen Rapmusikern sein könnten. Als ich mehr darüber nachdenke fällt mir auch ein, dass es ein Album von 50 Cent gibt, das „get rich or die tryin´“ heißt. Ob das von Dannenberg so gewollt ist, weiß ich nicht. Aber eins kann ich sagen: er hört während der Arbeit Hip Hop und genauso urban und modern wie die dazugehörige Rapszene wirken auch die Arbeiten von ihm.
Geschäfte auf der Straße
Mit den strahlenden, knalligen Signalfarben Orange, Rot, Blau und Gelb, den Schriftzügen und dem Leuchten der Neonröhre assoziiere ich Werbung, Schilder und Plakate im städtischen Außenraum. Ein Friseursalon der gerade „closed“ ist, oder ein neuer, hipper Klamottenladen, der seine Kleidung als „EASY“ bewirbt, weil er sportliche, junge Leute erreichen will, oder der Eingang von einem Café, welches seine Kunden nicht nur mit der hausgemachten Grapefruit Mate sondern auch mit pinken Lichtern am Eingang anlockt. Die Metalle, die Reifen und das Grau geben mir dagegen das Gefühl der dazugehörigen Straßen. Das Kühle, das Funktionelle, die Härte der urbanen Außenwelt wird mir vor Augen geführt.
Dannenberg möchte auf das Reale aufmerksam machen. Er möchte die Außenwelt in den Innenraum holen und auf spannendes oder absurdes Alltägliches hinweisen. Und das schafft er, meiner Meinung nach, echt gut.
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