Mit Hilfe der Waschbären als invasive Art möchte der Zoo am Meer Bremerhaven auf die Gefahr der Invasion von Neozoen aufmerksam machen. Wie war das bitte? Invasion der Neo… was? – Keine Angst, es handelt sich hierbei nicht um das Einrücken fremder militärischer Einheiten und auch nicht um das feindliche Eindringen außerirdischer Lebensformen oder irgendwelcher bedrohlichen Science-Fiction Zombies. Ich möchte auch nicht mit Horror-Szenarien erschrecken. Trotzdem sprechen wir hier von einer Gefahr, die durchaus unsere Aufmerksamkeit und unser Handeln erfordert.
Biologische Invasion. Was ist das?
Die biologische Invasion steht für das Eindringen einer Tier- oder Pflanzenart in ein fremdes Gebiet. Immer wieder kommt es vor, dass Tiere oder Pflanzen aus ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet verschleppt und dann in einem neuen Lebensraum heimisch werden. Solche nicht heimischen Organismen nennt man allgemein auch „Neobiota“. Handelt es sich bei den Organismen um Tiere, nennt man sie im speziellen „Neozoen“, handelt es sich um Pflanzen, nennt man sie „Neophyten“. So weit, so gut. Solche „Neubürger“ sind nicht immer schädlich. Wenn sie es jedoch sind und eine Gefahr von ihnen ausgeht, dann nennt man sie „invasiv“. Aber genug zu den biologischen Fachbegriffen. Wie gefährlich ist die Lage nun wirklich?
Welche Gefahren bergen invasive Arten?
Invasive Arten sind eine Gefahr für die biologische Vielfalt, für die Biodiversität. Und damit ist die Lage ernst. Sehr ernst sogar. Gebietsfremde Arten können z.B. Fressfeinde unserer heimischen Arten sein. Sie können schwere Krankheiten übertragen. Sie konkurrieren mit einheimischen Arten um Nahrungsressourcen und den Lebensraum. Oder sie können sich mit heimischen, nah verwandten Arten verpaaren und durch diese sogenannte Hybridisierung kommt es zum Verlust der genetischen Vielfalt. Durch all diese Einflüsse können invasive Arten heimische Arten komplett ausrotten. Die Artenvielfalt nimmt ab. Jede einzelne Art spielt jedoch eine wichtige Rolle für das gesamte Ökosystem Erde. Gerät es aus dem Gleichgewicht, hat das auch fatale Folgen für uns Menschen.
Wie kommt es überhaupt zur Invasion?
Meistens wird eine invasive Art von uns Menschen eingeschleppt. Dies passiert absichtlich oder unabsichtlich. Die Invasion erfolgt z.B. unbemerkt in oder an Verpackungen, Pflanzentöpfen, Schiffsrümpfen oder im Ballastwasser. Gebietsfremde Arten reisen mit uns oder unseren Waren mit Autos, Flugzeugen oder Schiffen durch die ganze Welt. Oder sie werden von uns absichtlich eingebracht. Beispiele sind exotische Nutzpflanzen, biologische Schädlingsbekämpfer oder das nicht mehr gewollte Haustier. Viele Arten können bei uns nicht überleben. Immer wieder kommt es aber vor, dass sie sich bei uns etablieren und dann sogar invasiv werden.
Der Waschbär – Botschafter der Invasion
Eddi, Elli, Petra, Hermine und Luna sind unsere Waschbären im Zoo am Meer. Sie sind die perfekten Botschafter der Invasion und an Niedlichkeit kaum zu übertreffen. Ihr weiches Fell, der niedliche Ringelschwanz, die Kulleraugen, ihre räuberähnliche Maske im Gesicht, die fingerähnlichen Pfoten, mit denen sie ihre Nahrung „waschen“. Waschbären stammen ursprünglich aus Nordamerika und wurden in den 20er Jahren bei uns in Deutschland angesiedelt. Schicke Waschbärenmäntel und Waschbärenmützen waren damals der letzte Schrei. Importe aus Amerika waren jedoch sehr teuer und so wurden die Tiere in Deutschland in Pelztierfarmen gehalten und man erlaubte zusätzlich die Aussetzung einiger Einzeltiere in Hessen. Durch die vielen Zerstörungen im Krieg büxten weitere Tiere unbeabsichtigt aus Pelztierfarmen aus. Nach und nach breiteten sich die Waschbären in ganz Deutschland aus.
Der Waschbär – Dreck am Stecken
Sein Name ist zwar reinlich, aber tatsächlich hat die mittlerweile etablierte Waschbärenpopulation in Deutschland im wahrsten Sinne des Wortes „Dreck am Stecken“. So ist der Waschbär potentieller Krankheitsüberträger und kann in seltenen Fällen mit Tollwut oder dem Waschbärspulwurm infiziert sein. Diese Krankheiten können sich auf die heimischen Tiere übertragen oder in sehr, sehr seltenen Fällen auch eine Gefahr für uns Menschen darstellen. Der Waschbär ist ein Allesfresser. Er plündert nur zu gerne Obstplantagen oder Getreidefelder, wodurch es zu wirtschaftlichen Schäden kommen kann. Lokal schadet er auch der heimischen Tierwelt. Vor allem bodenbrütende Vögel, wie beispielsweise Kiebitze, Rebhühner oder Feldlerchen leiden teilweise darunter, dass er ihre Nester plündert und sich sowohl über Eier als auch Jungvögel hermacht. Neben Vögeln stehen auch heimische Amphibien, kleine Säugetiere und Insekten auf seinem Speiseplan. In Städten nutzen Waschbären gerne Dachböden als Schlafplatz, wodurch es immer wieder zu Schäden an Häusern kommt.
Verteidigung gegen die Invasion
Was können wir gegen die Invasion gebietsfremder Arten tun? Unsere wichtigste Waffe im Kampf gegen die Invasion ist Aufklärung! Aus diesem Grund findet ihr im Zoo am Meer seit diesem Herbst zwei neue pädagogische Elemente und eine Informationstafel, die kindgerecht und spielerisch Details zum Thema gebietsfremde Arten erklären. Seit 2018 haben unsere Waschbären ein neues, nun überdachtes Gehege, dass eine versehentliche Freisetzung der Tiere auf jeden Fall verhindert. Helft auch mit und verhindert die Fütterung wildlebender Waschbären. Dazu zählt auch die unbeabsichtigte Fütterung, z.B. durch frei zugängliches Katzen- oder Hundefutter oder frei zugängliche Mülltonnen. Lasst uns gemeinsam die biologische Vielfalt erhalten, dann es gibt keinen Planeten B.
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