Das NEUS Festival bereichert in diesem Jahr die Maritimen Tage. Ich hab mich mit den Akteur*innen getroffen und erzähle Euch davon in diesem Beitrag.
Vom 16. bis 20. August wird es wieder bunt rund um den Neuen Hafen: die Maritimen Tage stehen bevor. Das Großevent ist bereits fest verankert im Bremerhavener Sommerprogramm und doch jedes Jahr neu. Neben Schiffen und Fisch gibt es in immer neue Angebote als Erweiterung der klassischen Flaniermeile; eins davon stelle ich hier vor.
NEU in Bremerhaven
Ich bin Jana. Mittlerweile befinde ich mich im vierten Monat meines Praxissemesters beim Kulturamt. Obwohl ich ursprünglich aus dem „Umzu“ von Bremerhaven komme und hier zur Schule gegangen bin, habe ich die Stadt in dieser Zeit völlig neu kennengelernt. Ich habe neue und bekannte Orte, Menschen, Einrichtungen und Veranstaltungen entdeckt – ein neues Gefühl in alter Heimat. Es hat sich hier einiges bewegt in den letzten Jahren, die ich an anderen Orten in Deutschland und der Welt verbracht habe. Auf Social Media habe ich nebenbei verfolgt, dass junge Menschen in Bremerhaven Lust haben, im Kollektiv Neues entstehen zu lassen und sowohl kreative als auch kulturelle Angebote schaffen. Dazu gehören sicher Das Beet, WERK., das Findus , die Goethe45 oder der Kreative Aufbruch Bremerhaven.
Bei letzterem ist mir kürzlich immer wieder das NEUS Festival begegnet. Das interessiert mich: Wie kommt man eigentlich dazu, ein Festival aus dem Nichts zu organisieren? Wer steckt dahinter? Was ist geplant?
Wo gibt es NEUS?
Wer in letzter Zeit die Schleusenstraße entlang zum Deich spaziert ist, dem ist vielleicht das mit einem Bauzaun umschlossene Gelände hinter der Aral-Tankstelle aufgefallen. Ein Banner mit dicker grüner Schrift kündigt an: NEUS Festival. Aktuell sieht es noch aus, wie eine große Baustelle, aber hier entsteht momentan ein Festivalgelände. Bauwagen, Container, Baumaterialien – es wird fleißig organisiert, getüftelt und gebaut. Bei jedem Spaziergang ist etwas Neues zu entdecken. Zur Unterstützung ruft das Bau-Team des Festivals seit Wochen zu gemeinsamen Bausessions über Instagram auf. Also hab ich den Kreativen Aufbruch Bremerhaven (.kab) angeschrieben und bin zu so einer Bausession gegangen: Schnacken und Sägen, Helfen und Bauen!
Wer steckt dahinter?
Initiiert wurde das NEUS Festival vom .kab. Dahinter steckt ein Kollektiv junger Leute, das sich gegründet hat, um Kreativ- und Kulturschaffende zu unterstützen, zu begleiten, zu vernetzen und ihnen eine zu Plattform bieten. Doch sie selbst haben auch Visionen und arbeiten an deren Umsetzung. Zudem sammeln sie Vergangenes, Gegenstände als auch Informationen, in einem eigenen Archiv, um in der Gegenwart und Zukunft darauf aufbauen zu können. Ein modernes Festival in der Stadt zu organisieren war ebenfalls eine dieser Visionen. Im letzten Jahr organisierten sie während der Maritimen Tage bereits eine eigene Party auf der Gulden Leeuw – mit vollem Erfolg. So wurde dann der Funke für mehr gezündet. Eine junge, kreative Szene Bremerhavens wird sichtbar: In diesem Jahr bekommen sie von der Petram Group und der Erlebnis Bremerhaven ein komplettes Areal für alle fünf Tage bereitgestellt. Öffentliche und private Gelder haben den Start für das Festival ermöglicht und viele lokale Firmen unterstützen zusätzlich mit Logistik und Material.
Dennoch zählt auch hier der Kollektivgedanke: Gemeinsam soll etwas erschaffen werden. Außerdem ist – vor allem jetzt im Endspurt – richtig viel Arbeit angesagt. Freunde, Bekannte und Freiwillige sind involviert. Das Team ist wiederum in verschiedene Unterteams aufgeteilt, so gibt es neben dem Orga-Team z. B. auch ein Awareness Team, ein Team für die Bar, für’s Bauen, für Deko, ein Team für Sound und Technik, für die Bookings oder für Grafik und Öffentlichkeitsarbeit.
NEUS Bausession
Das alles erzählen mir Niklas und Jan im Bürocontainer vor der Bausession. Sie gehören zum .kab und sind mit im Festival Orga-Team. Es wird sehr auf Nachhaltigkeit geachtet. Deshalb werden viele gebrauchte Materialien wiederverwendet. Auch nach dem Festival wird das Material eingelagert, die Pläne archiviert und alles steht dann für neue Ideen zur Verfügung. Danach geht’s los mit Bauen: Den Hut dafür hat Anselm auf, denn er ist gelernter Tischler. Der Plan: Eine Bodenkonstruktion, die anschließend verdielt wird und die Basis für die Bar bilden wird. Das Bar-Gebäude selbst ist dann als nächstes dran. Auf der grünen Wiese liegen bereits zwei angefangene Bodenkonstruktionen aus voriger Bausession. Diese müssen jedoch später noch an einen anderen Platz bewegt werden und bekommen dann ein Gedeck, um als gemütliche Sitzplattform zu dienen.
Wir sind an dem Samstag zeitweise neun Leute und bis zum späten Abend vor Ort. Das Gestell aus alten Schiffsbalken ist Ende des Tages endlich fertig und liegt an dem Platz, wo später die Bar stehen wird. Am nächsten Tag geht’s weiter, denn das Gestell bekommt nun Bodendielen und ich schließe mich dieser Session wieder an. Auch das nimmt wieder fast einen ganzen Tag in Anspruch, doch die Zeit vergeht wie im Fluge. Es ist wirklich cool zu sehen, wie dabei Stück für Stück etwas Neus entsteht und langsam kann ich die Festivalatmosphäre schon erahnen.
Was NEUS?
NEUS erinnert ein bisschen an die schnelle Aussprache von „Neues“, wo das zweite e aber eigentlich nicht mehr beachtet wird. Zudem ist es eine Neuschöpfung aus den beiden Wörtern „Neue Seestadt“, was für kreative Stadtutopien und Formate steht. „Die neue Seestadt lädt ein“ heißt es auch auf der Infoseite des NEUS Festivals. Außerdem entspricht das Wort natürlich dem Klangbild des englischen Wortes „noise“ (Lärm, Geräusch) und trifft damit den Kern eines Musikfestivals.
NEUS Programm
Auf der Bühne spielen verschiedene Musikacts an den fünf Tagen. Neben lokalen Bands wie „Die Erogenen Zitronen“ werden auch internationale Künstler:innen dabei sein; der Fokus liegt auf elektronischer Musik wie House, Techno und Electronic. Tagsüber runden Ausstellungen und Workshops das Programm ab. Das ganze Programm vom Festival findet Ihr hier verlinkt. Besonders interessant finde ich, dass es Sonntag ein Abschluss-Dinner geben wird, weil ich das noch von keinem Festival kenne.
Freut Euch während der Maritimen Tage also auch auf fünf Tage voller elektronischer Musik, Kunst, Austausch und Party!
Von Jana Herfort
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