Als Sohn eines Fischers und Lotsen erblickt Rickmer Clasen Rickmers am 7. Januar 1807 auf Helgoland das Licht der Welt. Zu der Zeit ahnt niemand, am allerwenigsten er selbst, welchen Ruhm er einmal erlangen wird. Seine Kindheit verbringt Rickmer auf der kleinen Insel in der Deutschen Bucht. Wasser bestimmt das Leben der Insulaner. Und so ist es nicht verwunderlich, dass er nach der Schulausbildung eine Lehre als Schiffszimmermann auf Helgoland absolviert. Aber das Meer zieht ihn hinaus in die weite Welt. Rickmer sticht auf verschiedenen Schiffen nach Brasilien, Mexiko und USA in See.
Rickmer Rickmers kommt nach Bremerhaven
Er verliebt sich in Etha Reimers. Ohne Einwilligung ihres Vaters heiraten die beiden 1831 auf dem Festland in Esens. Rickmer und Etha erreichen mit der selbstgebauten Schaluppe Bremerhaven. Hier tritt er als Meisterknecht in die Werft von Cornelius Jantzen Cornelius ein. Die Bezahlung ist schlecht. Noch vor der Geburt des ersten Sohnes macht er sich mit einem Zimmererplatz an der Osterstraße selbstständig. Er gründet die Werft R. C. Rickmers. 1835 wird der erste Sohn Andreas geboren. 1838 folgt Peter und 1844 schließlich Wilhelm.
Mit viel Know-how werden bei Rickmers Schaluppen, Kuffen, Galioten, Barken und Schonerbriggs gefertigt. Auch im Ausland werden diese wegen ihrer Zuverlässigkeit und Schnelligkeit geschätzt. Die Auftragsbücher platzen fast, so viele Schiffe werden bestellt.
Rickmer – ein Mann mit Weitsicht
Deutschland befindet sich in einer Wirtschaftskrise. Millionen von Menschen verlassen ihre Heimat. Bremerhaven entwickelt sich zu einem bedeutenden Auswandererhafen. Rickmer erkennt den boomenden Wirtschaftszweig. Zusammen mit einem Bremer Unternehmer kauft er die Schoner „Weser“ und „Athene“ und gründet eine Reederei. Beide Schiffe verkehren regelmäßig mit Auswanderern an Bord nach Nordamerika. Seine Weitsicht verhilft Rickmer nach den Kriegsjahren 1848/49 zu enormen Aufschwung.
Die Rickmers Werft
Rickmer expandiert. 1857 zieht er mit seiner Werft an den neuen Standort um. Das Areal an der Geeste umfasst 65.000 Quadratmeter. Der Umzug bedeutet auch, dass die Werft jetzt nicht mehr in Bremerhaven, sondern in Geestemünde liegt. Heute ist Geestemünde ein Stadtteil Bremerhavens. Rickmer behält aber bis 1873 seinen Werftplatz in Bremerhaven. Die größere Werft benötigt mehr Arbeiter. Mit dem Bau der Werft lässt Rickmer deshalb auch Häuser für Arbeiter:innen und Angestellte errichten. Er selbst baut sich und seiner Familie eine große Villa.
Reis – Rickmer Rickmers neues Geschäftsfeld
Immer am Puls der Zeit, sieht es sich nach weiteren Standbeinen um. Die Reisfracht wird zum Mittelpunkt seines Reedereigeschäfts. 1872 wird er Teilhaber der Bremer Reisfirma Ichon & Co.. Sechs Jahre später übernimmt er diese ganz. Im Jahr 1884 ist Rickmers Reismühle das weltweit größte Unternehmen dieser Art.
Heute ein Wahrzeichen, die „Rickmer Rickmers“
Aber auch dem Schiffbau hat er sich nach wie vor verschrieben. 1850 beschäftigt er über 300 Zimmerleute. Alles Experten auf ihrem Gebiet. Er entwickelt einen modernen Segelschiffstyp. Noch heute hat eines seiner Aushängeschilder, die „Rickmer Rickmers“ seinen Liegeplatz in Hamburg. 1896 läuft dieses Schiff, das er nach seinem Enkelsohn benannt hat, in Bremerhaven vom Helgen. Ein Helgen ist der Platz einer Werft, auf dem das Schiff gebaut wird.
Rickmer bleibt der Tradition treu
Bis zu seinem Tod, lehnt Rickmer den Bau von Stahlschiffen ab. Das hindert ihn jedoch nicht daran, die Deutsche Dampfschifffahrtsgesellschaft „Hansa“ zu gründen, deren Hauptaktionär er ist. Damit noch nicht genug, gründet er 1871 die Geestemünder Bank. Stets bodenständig wird er 1872 zum Kommerzienrat ernannt. Sozial engagiert, unterhält er für die Kinder seiner Arbeiter eine private Schule, damit diese keine langen Schulwege auf sich nehmen müssen. Auch am Bau des Bremerhavener Krankenhauses ist er beteiligt.
Rickmer Rickmers – Schifffahrts- und Handelskonzern
Niemand wundert sich über das Lebensmotto dieses strebsamen, umsichtigen und weltoffenen Mannes: „Fürchte Gott, tue Recht, scheue Niemand.“ Das Erbe seiner drei Söhne umfasst die größte Reisemühle Europas und einen weltweit agierenden Schifffahrts- und Handelskonzern. Fünf Generationen führen die Unternehmen fort.
Rickmers letzte Ruhestätte
Am 27. November 1886 stirbt Rickmer Clasen Rickmers im Alter von 79 Jahren. Der Mann, dem Bremerhaven viel zu verdanken hat, wird auf dem Wulsdorfer Friedhof im Süden der Stadt beigesetzt.
Die Werftenkrise
Nachdem die Werftenkrise auch Bremerhaven erschüttert hat, müssen viele Werften schließen. Darunter 1986 auch die R. C. Rickmers Werft. Heute erinnern das Werfttor und der Helgenkran an diese glanzvolle Zeit. Das Tor steht an der Ecke Grimsby-/Deichstraße. Von der Autobahn, Abfahrt Zentrum, kommend, ist es linker Hand gut zu sehen, bevor voraus die Masten der „Schulschiff Deutschland“ auftauchen.
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