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Wer ist eigentlich dieser Jacobus?

Mit vollem Namen heißt er Johannes Jacobus van Ronzelen. Aber was hat dieser am 12. Juni 1800 geborene Niederländer mit Bremerhaven zu tun? Ganz einfach […]

Frau blickt durch Fernglas auf den Hafen
4. Aug. 2022
4 min Lesezeit
Weiße, lebensgroße Skulpturen von Bürgermeister Smidt und Wasserbauingenieur van Ronzelen vor einem alten Schreibtisch

Mit vollem Namen heißt er Johannes Jacobus van Ronzelen. Aber was hat dieser am 12. Juni 1800 geborene Niederländer mit Bremerhaven zu tun? Ganz einfach – ohne ihn gäbe es Bremerhaven heute nicht. Aber zum Anfang der Geschichte.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts versandete die Weser immer mehr. Die großen Handels- und Frachtschiffe konnten Bremen nicht mehr erreichen. Der Bremer Bürgermeister Smidt verhandelt hart mit dem Königreich Hannover um ein Stück Land weiter flussabwärts. Hier will er einen künstlichen Hafen errichten, den die Schiffe ungehindert anlaufen können. Smidt gelingt der Kauf eines Landstücks am rechten Weserufer nördlich der Geestemünde. Anschließend begibt er sich auf die Suche nach einem Wasserbauingenieur.

Alte Ansicht des von Jacobus van Ronzelen gebauten Alten Hafens Bremerhaven mit Schiffen und Fort im Hintergrund
Alte Ansicht des Alten Hafens Bremerhaven

Der Amsterdamer Wasserbauer Jacobus van Ronzelen

Die Niederländer sind schon damals exzellente Fachleute für Deich- und Wasserbau. Es gelingt, den renommierten Wasserbauer Johannes Jacobus van Ronzelen für das Vorhaben zu engagieren. Bereits im Alter von 19 Jahren beginnt Jacobus den Dienst in der niederländischen Regierung. Nur drei Jahre später tritt er als Amsterdamer Wasserbaudirektor in die Fußstapfen seines verstorbenen Vaters. Jacobus van Ronzelen erläutert Regierungsvertretern seine Pläne. Seine Ausarbeitungen sind einmalig für Norddeutschland.

Altes Foto vom van Ronzelen gebauten Alten Hafen in Bremerhaven
Alter Hafen Bremerhaven 1928

Jacobus van Ronzelen wird Hafenbaudirektor

Am 16. Mai 1827 wird Jacobus van Ronzelen zum Hafenbaudirekter für Bremerhaven. Damit nicht genug. Er wird außerdem Baurat für das gesamte Wasser-, Deich- und Landbauwesens des bremischen Staates. Er schafft aus dem Nichts einen Hafen und damit auch eine Stadt. Bis zu 900 Arbeiter sind vom 2. Juli 1827 bis 1830 mit dem Bau beschäftigt. Der Hafen misst 750 Meter Länge, 57,5 Meter Breite und 5,25 Meter Tiefe. Am südlichen Ende des Hafens wird eine Kammerschleuse errichtet. Sie ist die Verbindung zur Geestemündung und von dort zur Weser.

Steinerne Gedenktafeln zur Erinnerung der früheren Schleuse vom Alten Hafen Bremerhaven zur Geeste
Gedenktafeln der früheren Schleuse vom Alten Hafen zur Geeste und von dort hinaus zur Weser

Johann Wolfgang von Goethe ist begeistert

Die Arbeiten dieses für damalige Zeiten gigantischen Bauvorhabens erregen in ganz Deutschland Interesse. Fasziniert ist auch Johann Wolfgang von Goethe. In seinem Tagebuch steht unter dem 9. Februar 1829 Folgendes: „Verschaffte mir Weser-Charten, um die mitgetheilten Nachrichten über die neuen Bauten bey Geestendorf und dem Leher Hafen besser einzusehen, worüber die Meyerischen Mittheilungen sehr angenehm waren.“.

Van Ronzelens Hafenbau wird in „Faust“ erwähnt

Die Arbeiten beeindrucken Goethe so stark, dass er sie dichterisch in sein Werk „Faust“ einbringt: „Kluger Herren kühne Knechte gruben Gräben, dämmten ein, schmälerten des Meeres Rechte, Herrn an seiner Statt zu sein… Dort im Fernsten ziehen Segel, suchen nächtlich sichern Port, kennen doch ihr Nest die Vögel, denn jetzt ist der Hafen dort. So erblickst du in der Weite erst des Meeres blauen Saum, rechts und links in aller Breite dichtgedrängt bewohnten Raum.“

Blick von der Aussichtsplattform Sail City, auf der Menschen stehen, auf die Stadt und den Museumshafen Bremerhaven
Blick von der Aussichtsplattform Sail City auf den heutigen Museumshafen (c) Bernd Ohlthaver_Erlebnis Bremerhaven

Jacobus van Ronzelen ist nicht zu stoppen

Statt schöner Worte verfolgt Jacobus van Ronzelen weiter seine ehrgeizigen Ziele. Nach der Fertigstellung des Hafens folgen der Deichbau und das Amtshaus. Unter van Ronzelens Leitung werden die Bauplätze des neuen Ortes verteilt. Mit der Leher Chaussee, heute Hafenstraße, schafft er die Verbindung nach Lehe. Auch die rechtwinkeligen Straßen, die bis heute bestehen, entspringen seiner Feder.

Van Ronzelen baut modernste Dockschleuse Europas

Der Hafen boomt und so entsteht von 1847 bis 1851 unter der Leitung von Jacobus van Ronzelen der Neue Hafen. Gekrönt wurde dieses Bauvorhaben durch die 22 Meter breite Schleuse. Sie diente als Vorbild für folgende Schleusenbauten in Deutschland. 1855/56 gelingt ihm ein weiteres Meisterstück. er errichtet den Leuchtturm Hohe Weg in der Außenweser. Seine Bauten machen ihn berühmt. Es folgen weitere Aufträge. Darunter die Hafenpläne für Cuxhaven, den Bau des Kieler Hafens und eine Drehbrücke sowie ein Trockendock in Hamburg. Die Küstenbefestigungspläne für die preußische Regierung gehören ebenso dazu wie die Hafenbaupläne für Helgoland.

Gedenktafel an die 1851 größte und modernste Dockschleuse Europas die Jacobus van Ronzelen erbauen ließ
1851 war die Dockschleuse zum Neuen Hafen die modernste Europas

Der umtriebige Jacobus van Ronzelen stirbt am 30. November 1865 in seinem Haus an der Ecke Bgm.-Smidt-/Mühlenstraße. Bremerhaven hat ihm viel zu verdanken. Zu seinen Ehren ist eine Straße nach ihm benannt. Am südlichen Ende der Havenwelten führt sie entlang des Radarturms (Richtfunkturm) und dem Wasserschout zum Deichaufgang.

Radarturm in Bremerhaven vor strahlend blauem Himmel
Radarturm (Richtfunkturm) an der Van-Ronzelen-Straße (c) Yelena Iskhakova_Erlebnis Bremerhaven
Frau blickt durch Fernglas auf den Hafen
Tanja Albert

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