Das Auto oder die Öffis sind eine komfortable Art, um von A nach B zu gelangen. Allerdings fahrt ihr so auch oft an schönen Dingen einfach so vorbei. Das ist einer der Gründe, warum ich gern zu Fuß unterwegs bin. Als Fußgängerin muss ich nicht so stark auf den Verkehr achten und kann meinen Blick schweifen lassen. So entdecke ich meine Stadt immer wieder neu und auch Kleinigkeiten, die den Weg säumen. Außerdem gelange ich so an Orte, die für den PKW-Verkehr gar nicht zugänglich sind. Im Urlaub war ich schon oft pilgern oder wandern. Klar, dass ich jetzt auch den Wanderweg Marinestadt Bremerhaven ausprobieren will. Also nichts wie los!
Ein Wanderweg entlang von Wasser und durchs Grüne
Das tolle am Marinestadt Bremerhaven-Wanderweg ist, dass es erstens ein Rundweg ist und zweitens in drei unterschiedlichen Längen gegangen werden kann und drittens sowohl entlang des Wassers als auch durchs Grüne führt. Aber lasst euch selbst überraschen. Ihr könnt zwischen sechs, zwölf und fünfzehn Kilometern wählen. Ich entscheide mich für den kompletten Weg. Praktischerweise führt er durch die Havenwelten, die gut mit Öffis und PKW zu erreichen sind. Ich starte am Deich in Höhe beim Klimahaus Bremerhaven. Es gilt, die erste Ausschilderung zu entdecken. Da ist sie! Ich folge den rot-gelb-blauen Schildern Marine-Wanderweg Bremerhaven mit den Wanderschuhen drauf und wende mich gen Süden.

Hier bin ich schon an einem Punkt, den ich so liebe an meiner Heimatstadt. Was kann es Schöneres geben, als über den Deich zu schlendern, den Blick über das Wasser schweifen zu lassen und die frische Brise zu genießen? Sofort stellt sich ein Urlaubsfeeling bei mir ein. Links von mir ragt die Aussichtsplattform Sail City hoch in den Himmel und rechts lässt die Sonne die Weser glitzern. Ob ich schnell einen Abstecher hoch zur Aussichtsplattform machen soll, um die tolle Aussicht über Stadt, Weser, Häfen und Umland zu genießen? Nein, lieber erst einmal losmarschieren.
Ein Sperrwerk rettet Bremerhaven
Da lockt schon gleich die nächste Versuchung, das Weser-Strandbad. Ein Sonnenbad am weißen Sandstrand und den vorbeiziehenden Schiffen nachblicken hat natürlich auch seinen Reiz. Aber die Neugier, den Wanderweg Marinestadt Bremerhaven zu erkunden, überwiegt. Der Weg führt vorbei am so genannten Radarturm, wie der Richtfunkturm genannt wird, und dann nach rechts auf die Kennedybrücke. Diese Brücke, beziehungsweise besser gesagt, das Sperrwerk darunter hat die Seestadt seinerzeit vor einem Unglück bewahrt. Während die große Sturmflut 1962 große Teil Hamburgs zerstört, bleibt Bremerhaven verschont. Schnell schieße ich noch ein Foto von den roten und grünen Tonnen, die rechts von mir hoch aufgestapelt auf dem Tonnenhof gelagert sind, bis sie wieder zu ihrem Bestimmungsort auf Weser und Nordseemündung gebracht werden. Die, der oder das?

Ich überquere die Geeste, deren Ufer früher zahlreiche Werften säumten. Deren Geschichte könnt ihr im Historischen Museum am Südufer erkunden. Auf einer der Werften, der Tecklenborg Werft, lief 1927 auch die „Schulschiff Deutschland“ vom Stapel. Nein, das ist kein Tippfehler. Und, ja, es heißt DIE „Schulschiff Deutschland“. Schiffe sind immer weiblich und „Schulschiff Deutschland“ ist der Name des Schiffs. Heute hat der stolze Segler seinen Liegeplatz im Neuen Hafen. Eine Besichtigung lohnt sich! Wer von euch noch mehr Seefahrerromantik möchte, kann auch an Bord übernachten oder sich dort sogar das Ja-Wort geben. Aber ich schweife schon wieder ab. Es gibt aber auch so viel zu sehen und zu entdecken auf dem Marinestadt Bremerhaven-Wanderweg.
Wanderweg abseits der Hauptstraßen
Augen auf und nach dem nächsten Wegweiser Ausschau halten. Mein Weg führt nach rechts entlang des Weser Yacht Club Bremerhavens über die Drehbrücke des Geestemünder Hauptkanals. Schon wieder so ein Denkmal, über das man als Autofahrende einfach so hinweg fährt. Die Brücke ist nämlich die älteste bewegliche Brücke unserer Seestadt und ein herausragendes Bauwerk. Vorbei an den schmucken Yachten biege ich nach rechts ab und schon befinde ich mich im Grünen. Links und rechts des befestigten Wegs ragen die Bäume in den Himmel. Ich bin nicht weit weg von einer der Hauptverkehrsadern der Stadt, höre aber kaum Verkehrsgeräusche. Andere Fußgängerinnen und Fußgänger sowie Radfahrende, die mir begegnen, scheinen das ebenso zu genießen wie ich. Auf diesem Weg gelange ich zum Schaufenster Fischereihafen. Früher die Keimzelle der Deutschen Hochseefischerei, ist es heute ein beliebter Treffpunkt für Einheimische und Gäste.



Einkehrschwung auf dem Wanderweg Marinestadt
Mit Blick aufs Hafenbecken reihen sich maritime Läden, urige Restaurants, Räuchereien, Manufakturen und das Fischerdorf aneinander. Gleich gegenüber liegt das berühmte Fischkochstudio. Hier solltet ihr unbedingt mal eine Kochshow besuchen oder an einem Kochkurs teilnehmen. Nach jeder Menge Unterhaltung wird der Besuch mit einem leckeren Fischbuffet gekrönt. Genuss pur! Im Fischbahnhof360° geht es mittels Rundum-Multivisions-Show hinab in die Tiefen des Meeres. Nebenan begeistert das Theater im Fischereihafen mit unterschiedlichsten Vorstellungen und der letzte deutsche Seitentrawler „Gera“ liegt praktisch vor der Tür. Genau der richtige Ort, um eine kurze Rast einzulegen. Ich muss mich nur noch entscheiden, ob ich lieber ein knackiges Fischbrötchen, einen Aal frisch aus dem Rauch oder doch lieber eine leckere Torte genießen möchte. Gut zu wissen! Im Schaufenster Fischereihafen gibt es auch öffentliche Toiletten.
Satt und zufrieden setze ich meinen Weg fort. Durch eine Unterführung gelange ich zur Kleingartenanlage Geestemünde und wende mich nur gen Norden. Schon bald ragt der Wasserturm Geestemünde am Konrad-Adenauer-Platz vor mir auf. Hier, auf dem Neumarkt, wie der Platz auch genannt wird, findet mittwochs und samstags der Wochenmarkt statt. Ein beliebter Treffpunkt nicht nur für Obst- und Gemüsefans. Hier trifft man sich zum Plausch und gern auch auf eine frisch gebrühte Kaffeespezialität. Vom „Bohnengold“ haben wir euch ja schon mal in einer unserer Podcast-Folgen berichtet. Hört doch einfach mal rein.
Zwei Ausschilderungen für denselben Wanderweg
Bei so viel Sehenswertem gilt es, den Weg nicht aus den Augen zu verlieren. Dabei stelle ich fest, dass es noch eine zweite Ausschilderung des Wanderweges gibt. Das sind die älteren weißen Aufkleber mit blauem Kreis und der Beschriftung Marinestadt Bremerhaven. Wenn ihr also an Kreuzungen gelangt oder Straßen überquert, lohnt sich auch ein Blick zurück. Manchmal befindet sich das Schild oder der Aufkleber auch seitlich oder auf der Rückseite eines Pfahls oder Masts. Vorbei an der Christuskirche erreiche ich den Holzhafen. Früher gab es einen Verbindungskanal hierher, wo Petroleum gelagert wurde. Heute ziert seine Mitte ein Springbrunnen und die Grünflächen drumherum sind ein beliebter Naherholungsort. Der Wanderweg führt wieder parallel zu einer der großen Hauptverkehrsadern der Stadt. Aber auch hier bin ich gut abgeschirmt vom Straßenlärm.
Der Weg trägt seinen Namen zu Recht
Ich passiere die Marineoperationsschule, oder auch Admiral-Brommy-Kaserne. Auf der Fuß- und Radwegbrücke gelange wieder über die Geeste, deren schlängelndem Verlauf ich folge. Nach so viel Stadtidylle ist der Weg entlang der Hafenstraße doch recht lebhaft. Aber schon biege ich wieder ab und lasse den Verkehr hinter mir. Bald sehe ich die Lutherstraße. Hier steht das Geburtshaus von Liese-Lotte Helene Berta Bunnenberg. Ihr wisst nicht, wer das ist? Ich glaube doch, denn ihr Künstlername ist Lale Andersen. Sie war übrigens mit dem Maler Paul Ernst Wilke verheiratet. Dessen Künstler-Domizil steht zwischen Weser-Strandbad und Radarturm, die ich schon hinter mir gelassen habe.

Der Wanderweg für weiter durch die Goethestraße, früher Wohnadresse vieler Kapitäne und wohlhabender Familien. Heute Multi-Kulti, sieht man ihr an, dass sie ein beliebtes Viertel ist. Nach und nach liebevoll restauriert, fühlen sich hier Studierende, Kreative und Nachbarn wohl. Zurück an der Geeste biege ich nach rechts ab und gelange über die Bürger, wie wir unsere Bürgermeister-Smidt-Straße nennen, zurück in die Havenwelten. Ich umrunde den Neuen Hafen, in dem die „Schulschiff Deutschland“ auf euren Besuch wartet, schlendere entlang der Kaimauer und lasse den Blick über die schnittigen Yachten in der im jaich-Marina gleiten. Auf der anderen Seite gehe ich auf die Deichkrone. Herrlich! Rechts die Weite und die Weser, über mir die Möwen und links der Neue Hafen mit seinen modernen Wohnungen. Die dort leben, haben wirklich einen fantastischen Blick aufs Wasser.
Bremerhavener Wahrzeichen am Wanderweg
Aber vor mir wartet schon das nächste „Schmuckstück“ darauf, betrachtet zu werden. Der Simon-Loschen-Leuchtturm ist nicht nur schön und das Wahrzeichen Bremerhavens. Er ist auch noch der älteste im Betrieb befindliche Leuchtturm an der deutschen Nordseeküste. Nach der Sportbootschleuse lohnt es sich, nach links oben zu blicken. Manchmal zeigt sich dort an der Scheibe vom Zoo am Meer der Eisbär und betrachtet neugierig die Flanierenden. Vorbei am Minarett und über die Seebäderkaje erreiche ich wieder den Start- und Zielpunkt vom Wanderweg Marinestadt Bremerhaven.
Auf geht’s!
Mein Fazit: Das war wirklich ein toller Wanderweg. Praktisch, dass ich diesen auch hätte abkürzen können. Wer zwischendurch gar keine Lust mehr hat, weiterzugehen, der trifft nach kurzer Zeit auch immer wieder auf eine Bushaltestelle, von der aus ihr zurück zum Startpunkt gelangt. Allerdings lohnt es sich, sich den Streckenverlauf ausgedruckt mitzunehmen. An manchen Stellen habe selbst ich als geübte „Schilderfinderin“ einen Wegweiser übersehen. Der Wanderweg Marinestadt Bremerhaven ist auf jeden Fall sehr abwechslungsreich, führt zwar durch die Stadt, aber (fast) nie direkt an vielbefahrenen Straßen entlang und ist gespickt mit Sehenswürdigkeiten. Mit Proviant braucht ihr euch nicht zu belasten. Auf der Strecke gibt es immer wieder Einkehrmöglichkeiten. Also, worauf wartet ihr noch? Los geht’s! Auf zum „Marinestadt Bremerhaven“-Wanderweg.