Als ich 2014 nach Bremerhaven kam, hätte ich nicht gedacht, dass ich heute – sechs Jahre später und mit einem Bachelor-Abschluss in der Tasche – noch immer hier sein werde. Vor allem aber hätte ich niemals gedacht, dass ich mal in einem Museum arbeiten würde. Fand ich als Teenager Museen doch „voll langweilig“. Heute, sechs Jahre nachdem ich mich für ein Studium beworben habe, arbeite ich nicht nur als Volontärin in einem Museum, ich bin gerne Teil des Ganzen.
Von der Studentin zur Volontärin
Als ich im vergangenen Jahr meinen Bachelor im Studiengang Digitale Medienproduktion an der Hochschule Bremerhaven abschloss, stand für mich fest, dass ich erst einmal in Bremerhaven bleiben möchte. Die Stadt hatte es mir angetan. Ich liebe es, über den Deich zu schlendern, in meiner Altbauwohnung den Stuck an der Decke zu betrachten und bei jedem Spaziergang durch die Alte Bürger mindestens ein bekanntes Gesicht zu sehen. Bei meinem Weg durch die Havenwelten kann ich mich nie an der Silhouette der verschiedenen Häuser sattsehen: mein Blick schweift über den Zoo zum Klimahaus, weiter über das ATLANTIC Hotel Sail City und das Outlet und bleibt letztendlich am Deutschen Schifffahrtsmuseum hängen. Mein Arbeitsplatz, meine Chance, in Bremerhaven zu bleiben und als Volontärin in das Berufsleben einzusteigen.
Erste Berührungspunkte mit dem Deutschen Schifffahrtsmuseum
Bereits im zweiten Semester meines Studiums durfte ich das Deutsche Schifffahrtsmuseum kennenlernen und in einem Modul namens „Media Engineering“ einen Einblick in die Arbeit am Museum erhalten. In einem Team aus drei Studierenden haben wir einen Prototypen einer multimedialen Anwendung entwickelt, um jüngeren Besuchern das Thema „Seefahrtsromantik“ näher zu bringen. Für die Recherchen war ich damals schon gerne in der Dauerausstellung, habe mir alles angeschaut und ausprobiert.
2017 fand dann in Bremerhaven erstmals die Scavenger Hunt, eine digitale Schnitzeljagd, statt, bei der auch das Deutsche Schifffahrtsmuseum eine Station bildete. Ich weiß noch, dass es damals zu den Aufgaben gehörte, das Gangspill an der Kogge zu drehen und sich dabei zu filmen. Wir hatten unfassbar viel Spaß. Ein Jahr später durfte ich dann, als Teil des Allgemeinen Studierendenausschusses der Hochschule Bremerhaven, auf dem Raddampfer Meissen die Preise an die Gewinner der Scavenger Hunt 2018 übergeben und wenig später nochmal privat in meiner Aufgabe als Reisebloggerin das Museum besuchen. Diese Berührungspunkte mit dem Deutschen Schifffahrtsmuseum sind mir in den Jahren so präsent geblieben, dass ich im letzten Jahr nicht zögerte, mich für eine Stelle am Haus zu bewerben. Damit habe ich auch das letzte Bisschen Abneigung gegen Museen abgelegt. Seit Juli erlebe ich als Volontärin der Kommunikation hautnah mit, wie lebendig Museum ist.
Was ist eigentlich eine Volontärin?
Ich bin froh, nicht mit der vollen Verantwortung in das Berufsleben gestartet zu sein und noch ein wenig Welpenschutz genießen zu dürfen. Als Volontärin darf ich noch lernen. Ich bin fester Teil des Teams und übernehme, wie alle anderen, verschiedene Aufgaben und auch Verantwortlichkeiten. In einigen Bereichen, wie beispielsweise Designfragen oder der Auswahl von Druckdienstleistern, habe ich sogar Mitspracherecht. Bei allem was ich in meinem Volontariat tue, habe ich aber auch immer einen Ansprechpartner, der mir hilft, wenn ich einmal nicht weiterkomme. Er bringt mir Dinge bei und bespricht meine Ergebnisse mit mir.
Besonders bei Pressemitteilungen schaut immer jemand prüfend über meine Texte und es wird mir erklärt, was ich besser machen kann. Jeder korrigierte Text ist für mich die Möglichkeit, mich weiterzuentwickeln. Ein Volontariat ist mit einer Trainee-Stelle zu vergleichen, in den Abläufen jedoch flexibler gestaltet als etwa eine Ausbildung. Dennoch zählt es zum Bildungsweg. So habe ich auch immer wieder Fortbildungen, wie beispielsweise den Volontärskurs Pint/Online an der Akademie für Publizistik in Hamburg. Ich lerne und sammle gleichzeitig erste Berufserfahrungen.
Und was macht man als Volontärin der Kommunikation?
Zu meinen Aufgaben gehört nicht nur der Kontakt zu Journalisten und das Schreiben von Pressemitteilungen. Eine meiner Hauptaufgaben ist das Betreuen unserer Social Media-Kanäle. Ob Instagram, Facebook oder YouTube: ich halte meine Augen immer nach neuen Themen und spannenden Bildmotiven offen. Weiterhin scanne ich regelmäßig alle Medien auf Artikel, die über uns erschienen sind, nehme Änderungen an der Website vor oder schreibe für das Logbuch. Ein großer Bereich ist auch das Designen von Print- und Onlinemedien. Ob Programmflyer, Plakat, Buswerbung oder Online-Anzeige, vieles davon läuft durch meine Hände. Das Corporate Design des Museums kenne ich mittlerweile in- und auswendig und kann die Farbwerte unserer Blautöne nennen, wenn man mich nachts aus dem Schlaf holt.
Im Museum ist es langweilig – stimmt das?
Oft muss ich mich mit dem Vorurteil rumschlagen, dass Museum und Museumsarbeit langweilig und angestaubt seien. Und ich gebe zu, dass auch ich mich, bevor ich das Museum kannte, immer wieder bei diesem Gedanken ertappt habe. Mittlerweile muss ich darüber schmunzeln und kann ganz klar sagen: das stimmt nicht. Ich glaube, ich habe noch keinen anderen Bereich kennengelernt, der solch eine große Vielfalt an Themen bietet. Neben den Themen die unsere Ausstellungen täglich bereithalten, kommen immer wieder spannende Forschungsprojekte ans Haus, die mich fordern, mich mit fremden, oft wissenschaftlichen Themen, auseinander zu setzen. Am liebsten mag ich daran aber tatsächlich die Menschen hinter den Projekten. Es fasziniert mich, zu sehen, wer an den verschiedenen Themen arbeitet und was ihn oder sie dazu antreibt. Auch die Digitalisierung ist ein großes Thema bei uns und fasziniert mich auf Basis meines Studiengangs natürlich umso mehr.
Mein liebster Bereich sind jedoch die Menschen. Wusstet ihr, dass am Museum rund 100 Personen arbeiten? Nicht nur Wissenschaftler*innen, die Verwaltung und die Teams Bildung und Vermittlung und Kommunikation, halten das Museum am Laufen. Auch der Besucherservice, das Archiv, die Bibliothek oder die IT – um nur einige zu nennen – sorgen dafür, dass das Museum ist, was es ist: vielfältig und lebendig. Hättet ihr beispielsweise gewusst, dass wir auch eine eigene Werkstatt haben? Ob ein neuer Farbanstrich, Tischlerarbeiten oder der Bau von Aufbauten für die Ausstellung, das Team packt an und hilft, wo es kann.
Zwischenbilanz nach zehn Monaten
In mittlerweile zehn Monaten am Deutschen Schifffahrtsmuseum habe ich nicht nur gelernt, dass Museumsarbeit alles andere als langweilig ist. Ich bin auch Teil eines wundervollen Teams geworden. Im aktuellen Homeoffice vermisse ich es richtig, in das Nachbarbüro zu gehen und ein freundliches Gesicht zu sehen. Ich habe gelernt, dass Schifffahrt nicht nur Raddampfer und Matrosen bedeutet, sondern auch Klima- und Meereswandel, Forschung und lebendige Geschichte. Auch habe ich gelernt, dass man manchmal seine Vorurteile ablegen muss, um seinen eigenen Horizont dabei zu erweitern. Ich kann durchaus sagen: ich bin dankbar, am Deutschen Schifffahrtsmuseum mein Berufsleben gestartet zu haben. Nicht nur in puncto Schifffahrt und Öffentlichkeitsarbeit, sondern auch menschlich habe ich hier viel gelernt.
Und wann kommt ihr vorbei, um das lebendige Museum zu erleben?!
[bre_box title=“Aktuelles“ style=“soft“ box_color=“#002c4c“ radius=“5″]Vom 26. Juni bis 25. Oktober 2020 wird die Ausstellung in der Kogge-Halle um die Sonderausstellung „Kogge trifft PLAYMOBIL“ erweitert. Also: Merkt euch den Termin am besten schon mal vor![/bre_box]