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Auswandern mit Valentin

Ein- und Auswandern – das können nicht nur Menschen, sondern auch Bräuche. Doch wie funktioniert das genau? Diese Frage habe ich mir gestellt, als ich […]

ArchitekTour - Die weiße Außenfassade des Deutschen Auswandererhauses zieren Porträts
8. Feb. 2018
4 min Lesezeit

Ein- und Auswandern – das können nicht nur Menschen, sondern auch Bräuche. Doch wie funktioniert das genau? Diese Frage habe ich mir gestellt, als ich anfing, mich mit der Geschichte des Valentinstages zu befassen. Der hat, wie ich jetzt weiß, eine ganz besondere Reise hinter sich. Am 14. Februar könnt ihr diesen Weg am Deutschen Auswandererhaus selbst erkunden und auf die Suche nach Valentinsbräuchen in anderen Ländern gehen.

Auch wenn sich das Gerücht hartnäckig hält, der Valentinstag sei eine Erfindung der amerikanischen Blumenindustrie, gehen seine Ursprünge bis in die Antike zurück. Der Priester Valentin soll in Rom Paare christlich getraut haben. Das war im 3. Jahrhundert verboten. Denn der römische Kaiser Claudius II. hielt Junggesellen für die besseren Soldaten und hat deshalb jungen Männern verboten zu heiraten. Valentin setzte sich der Legende nach über dieses Verbot hinweg und soll dafür am 14. Februar 269 hingerichtet worden sein.

Der Valentinstag könnte allerdings auch zurückgehen auf die römische Göttin Juno, die als Beschützerin von Ehe und Familie galt. Ihr zu Ehren sollen am 14. Februar Männer ihren Frauen Blumen geschenkt haben. Eine weitere Theorie verortet den Ursprung des Valentinstages in einer heidnischen Zeremonie aus Rom. Bei diesem Brauch sollen immer Mitte Februar alle unverheirateten Männer und Frauen zusammengekommen sein. Die Männer zogen Lose auf denen die Namen der unverheirateten Frauen standen. Die so gelosten Paare gingen anschließend miteinander aus.

Die Schlüssel weisen bei der Rätseljagd – wie hier in der „Galerie der 7 Millionen“ – auf Verstecke hin. © Deutsches Auswandererhaus / Foto: Manuel Krane

Valentinstag: Tausend Jahre Pause

Auch wenn alle Theorien irgendwie mit Rom zu tun haben, ob und wenn ja welche davon stimmt, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen. Auffällig ist allerdings, dass sie alle aus der Antike stammen – und Valentinstraditionen erst knapp 1.000 Jahre später wiederauftauchen.

Die erste Erwähnung des Valentinstages stammt nämlich aus dem Jahr 1370. Im 14. Jahrhundert breiten sich Valentinstraditionen in England und Nordfrankreich aus. Doch trotz dieser langen Historie – richtig durchsetzen will sich der Valentinstag in Europa vorerst nicht. In manchen Ländern kommt er gar nicht vor. Dafür bringen europäische Auswanderer die Tradition nach Amerika, wo der Brauch zunehmend beliebter wird. Im 20. Jahrhundert wird der Valentinstag in den USA schließlich zum Massenphänomen. Weil das Fest in den Vereinigten Staaten so beliebt ist, werden auch die Europäer wieder darauf aufmerksam. 1956 wirbt etwa das schwedische Kaufhaus NK mit dem Valentinstag, zunächst ohne größeren Erfolg. Erst ab den 1960er-Jahren entwickelt sich die Tradition langsam, bevor ab den 1990er-Jahren auch in Europa niemand mehr daran vorbeikommt. Der Valentinstag war also erst nach Amerika ausgewandert, bevor er als populär gewordenes Phänomen schließlich auf den europäischen Kontinent zurückkam.

Richard und Eleonore Morgner sind gemeinsam in die USA ausgewandert. Die Geschichte des Paares könnt ihr im Deutschen Auswandererhaus sehen. © Deutsches Auswandererhaus

Rätseljagd im Museum

Flyer zur Rätseljagd am Valentinstag. © Deutsches Auswandererhaus

Aber was hat das alles mit Bremerhaven und dem Deutschen Auswandererhaus zu tun? Als Migrationsmuseum beschäftigen meine Kollegen und ich uns auch mit Bräuchen und Traditionen verschiedener Länder. Und der Valentinstag ist weit gewandert, nicht nur über den Atlantik, sogar nach Japan und Korea hat es ihn verschlagen. In England werden am 14. Februar anonyme Liebesbrief verschickt. In Südafrika werden ganze Straßenzüge mit Blumen geschmückt. In Italien befestigen Paare Schlösser mit ihren Initialen an Brücken und werfen die Schlüssel anschließend ins Wasser. Diese Tradition hat sich von Italien aus in die ganze Welt verbreitet und wird längst auch jenseits des Valentinstages zelebriert.

Wer noch mehr solcher Bräuche kennenlernen will, der ist am Valentinstag am Deutschen Auswandererhaus genau richtig. Bei einer Rätseljagd durchs Museum könnt ihr die Valentinstraditionen unterschiedlicher Länder kennenlernen, in unserem Restaurant „Speisesaal“ gibt es ein eigens für diesen Tag kreiertes Menü. Um den Valentinstag in all seinen Facetten kennenzulernen, müsst ihr selbst also nicht so weit wandern wie der Brauch, hier genügt ein kurzer Spaziergang in Richtung Havenwelten.

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Rätseljagd „Schatzsuche für Verliebte“

Das Deutsche Auswandererhaus bietet am Valentinstag ein besonderes Programm für Verliebte an. Weitere Informationen findet ihr hier.
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Auswandererhaus Gastautor*in

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