Mit Hilfe eines Ultraschalls soll heute festgestellt werden, ob unsere Polarfüchsin Fenja trächtig ist oder nicht.
Ultraschall deckt ungewollte Trächtigkeit auf?
Vor einer Ultraschalluntersuchung, die Gewissheit darüber bringt, ob Nachwuchs unterwegs ist oder nicht, ist die Aufregung immer groß. So liegt auch heute eine Menge Nervosität in der Zoo-Luft. In Fenjas Fall wäre die Trächtigkeit ungewollt. Der Bedarf an jungen Polarfüchsen in Zoos ist aktuell gedeckt. Unser Polarfuchsrüde Yorin hat daher ein Hormonimplantat, das eigentlich verhindern soll, dass die beiden Füchse Eltern werden. Der Wirkstoff des Implantats soll die Bildung des Sexualhormons Testosteron verhindern. Noch mindestens bis Ende Mai sollte Yorins Implantat wirken. Umso überraschter waren wir, als unsere Tierpflegende Larissa Mitte März einen Deck-Akt bei den Polarfüchsen beobachtete. Manchmal findet die Natur eben ihren Weg…
Nervosität vor dem Ultraschalltermin
Die Nervosität steigt weiter: bei unserem Tierarzt Bastian, dessen Handwerk als „Tier-Gynäkologe“ bei uns nicht jeden Tag gefragt ist und dessen schwierige Aufgabe es sein wird einen freien und guten Platz für den Nachwuchs zu finden, sollte der Ultraschall heute zeigen, dass unsere Fähe Fenja tatsächlich trächtig ist, sowie bei unserer Auszubildenden Tamara und unserem Tierpfleger Thomas. Mit wenigen geübten Handgriffen haben sie Fenja für den Transport zum Tierarzt vorbereitet und sind nun mit ihr schnellen Schrittes unterwegs zu Bastians Klinikräumen. Fenja, die jetzt in ihrer Transportbox sitzt, ist natürlich auch sehr aufgeregt, immerhin weiß sie gar nicht, was mit ihr passiert.
Vorbereitung des Ultraschalls
In seiner Tierarztpraxis hat Bastian bereits alles gewissenhaft für den Ultraschall vorbereitet.
Zunächst wird Fenja mit Narkosegas schlafen gelegt. So kann die nachfolgende Untersuchung für sie völlig stressfrei ablaufen. Bastian schließt mit Tamaras Hilfe die Elektroden zur Überwachung von Fenjas Vitalfunktionen während der Narkose an. Am EKG Monitor können die beiden nun Herz, Kreislauf und Atmung überwachen. Tamara, die übrigens gelernte tiermedizinische Fachangestellte ist, befeuchtet Fenjas Augen mit einer Salbe, damit diese während der Narkose nicht austrocknen. Bastian rasiert währenddessen Fenjas Fell am Bauch. Polarfüchse haben das dickste und wärmste Fell aller Säugetiere. Der dicke Pelz würde verhindern, dass der Ultraschallkopf direkt auf der Haut aufliegt und damit die Schallwellen in das Gewebe eindringen.
Ultraschallgel
Nach der Rasur trägt Bastian eine dicke Schicht Ultraschallgel auf Fenjas kahle Bauchstelle auf. Das Ultraschallgel verbessert zum einen die Schallleitung: Luft zwischen dem Schallkopf und der Haut bewirkt, dass die Schallwellen reflektiert werden, statt in das Gewebe einzudringen. Daher wird eine große Menge Gel aufgetragen, das die Luftschicht durch eine Gelschicht ersetzt. Zum anderen sorgt das Ultraschallgel auch für eine gute Gleitfähigkeit und ermöglicht, dass der Schallkopf auf der Haut ohne Widerstand hin und her bewegt werden kann.
Durchführung des Ultraschalls
Bastian lässt den Ultraschallkopf langsam und konzentriert über Fenjas Bauch gleiten. Er fährt mit dem Kopf mehrfach den Bauch hoch und runter. Auf dem Ultraschallbild ist für mich als Laiin nicht viel zu sehen. Verschiedene Grautöne und… da! Da ist etwas! Helle Linien. Die hellen Linien sind Darmwände, erklärt Bastian mir. Einen Darm im Bauch hat Fenja also schon mal. Föten, bzw. die mit Flüssigkeit gefüllten Fruchtkammern würde man als kleine, dunkle Flecken erkennen. Ich schaue gebannt auf den Monitor. Bastian lässt den Ultraschallkopf weiter über Fenjas Bauch gleiten. Eine gespannte Stille breitet sich im Raum aus. Nach gründlichster Untersuchung entscheidet Bastian dann schließlich, dass er aufhören kann mit dem Suchen. Er legt den Ultraschallkopf beiseite und atmet erleichtert auf. Yorins Deckakt war erfolglos und damit bleibt die Suche nach einem neuen Zuhause für mögliche junge Polarfüchse obsolet. Das tröstet auch mich über meine kleine Enttäuschung hinweg. Zu gerne hätte ich gesehen, wie die Embryonen im Fuchsbauch ausgesehen hätten. Polarfüchse bekommen in der Regel drei bis sechs Jungtiere. Schade, heute wird das wohl nichts mit dem großen „Polarfuchs-Baby-Kino“.
Blutabnahme
Bastian und Tamara nutzen die Chance, dass Fenja in Narkose liegt und nehmen ihr zum Check noch Blutproben ab. Das Labor soll daraus ein großes Blutbild mit Organprofil erstellen. Das große Blutbild untersucht die festen Bestandteile des Blutes, das Organprofil gibt Aufschluss über die wichtigsten Enzyme und Parameter einer gesunden Organfunktion.
Dann ist es Zeit, dass unsere Patientin wieder aufwacht. Etwas verwirrt und treu blickt sie drein, als sie aus der Narkose aufwacht. Sie hat nun Zeit, in aller Ruhe wieder munter zu werden.
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