In der Schweiz erklimmt aktuell niemand den Gipfel. Auf Samoa ist es still, von dem Meeresrauschen mal abgesehen. Der Sternenhimmel umhüllt schon lange keine Besucher mehr und selbst die Gezeiten sind angehalten und können nicht mehr die Landratten beeindrucken. So ganz ohne Besucherbetrieb macht mich der Anblick traurig, denke ich bei meinem morgendlichen Gang durch die Ausstellung. Als Auszubildende zur Kauffrau für Tourismus und Freizeit möchte ich heute ein paar Fotos von den vielen Tieren in der Ausstellung machen. Von den Bewohnern Sardiniens konnte ich schon einiges einfangen. Auch wenn die dort lebenden Tiere oft schüchtern sind und sich gerne verstecken, war ich heute sehr erfolgreich.
Viel los HINTER den Scheiben
Auf dem Weg von Sardinien in die Tiefsee muss ich ein paar Umwege gehen, da der herkömmliche Weg gerade aufgrund von Bodenarbeiten nicht zugänglich ist. Die aktuelle Schließung wird genutzt, die Ausstellung zu restaurieren. Jedes Mal aufs Neue bin ich erstaunt, wie unglaublich schön die Unterwasserwelt doch ist. In der Tiefsee wimmelt es nur von faszinierenden Tieren: die Fledermausfische, die im Schwarm ganz ruhig schwimmen, die vielen Seesterne die an den Scheiben kleben, die Doktorfische, die so viele Kinder an „Dori“ aus „Findet Nemo“ erinnern. Als würden die Tiefsee-Bewohner wissen, was ich vorhabe, präsentieren sie sich mit alle ihrer bunten Vielfalt. Sie sind überhaupt nicht kamerascheu und schwimmen immer wieder direkt an der Scheibe vorbei, sodass es mir ein Leichtes ist ein paar gute Schnappschüsse zu erzielen.

Mein nächstes Ziel ist Kamerun, denn auch hier gibt es ein paar exotische Tiere. Ich fange die Giraffenwelse in der Flusslandschaft ein. Ein paar Fotos kann ich auch von unserem Stumpfkrokodil machen, bevor es sich erneut versteckt. Bei den Galagos wird es schon schwieriger. Die sogenannten Buschbabys sind schließlich nachtaktiv und der Blitz der Kamera würde den Äffchen nicht gefallen. Vor dem Terrarium der Buschviper bin ich ganz erstaunt: die Schlange, wohl gemerkt eines der giftigsten und gefährlichsten Tiere im Klimahaus, wirkt viel dicker, als ich sie in Erinnerung habe. Ich mache von ihr auch ein paar Fotos und beschließe mich bei den Kollegen der Aquaristik/Terraristik zu erkundigen, was es mit der Gewichtszunahme wohl auf sich hat.
Überraschung hinter den Kulissen
Ich nehme den schnellsten Weg von Kamerun, überquere hierbei mehrere Treppen bis ich vor einer Tür stehe und laut anklopfe. Ich werde von den Tierpflegern herein gelassen und befinde mich jetzt in dem sogenannten Quarantäne Bereich. Falls ihr jetzt an die coronabedingte Quarantäne denkt, liegt ihr falsch. Unsere sogenannte Quarantäne befindet sich hinter den Kulissen unserer Erlebniswelt. Viel mehr wohnen hier Tiere, die entweder neu sind oder besondere Aufmerksamkeit brauchen. Man trifft hier auf Funde des Zolls, Abgaben verschiedener Züchter und auch Tiere, die aus anderen Zoos zur genauen Bestimmung oder zur Zucht hier leben. „Aber vielleicht sollten wir den Bereich einmal umbenennen, um für keine Verwirrung zu sorgen?“, denke ich.
Nach dem Eintreten bemerke ich direkt die Wärme, dich mich einhüllt. Die Luft fühlt sich feucht an und es riecht nach Tierfutter, Salzwasser und Erde. Um mich herum stehen einige Aquarien und Terrarien. Ich begrüße die Tierpfleger und erkläre mein Anliegen. Und da erfahre ich doch glatt, dass die Buschviper Nachwuchs erwartet und das vermutlich jeden Moment. Mit der Eiablage rechnen die Tierpfleger mittlerweile täglich.

Tierisch was los!
Aber nicht nur das: es gibt jede Menge Nachwuchs bei den tierischen Bewohnern des Hauses! Denn klamm heimlich im hintersten Teil des Klimahauses ist trotz der fehlenden Besucher ganz schön was los. So gesellen sich im Pandemie-Winter zu den rund 1.000 im Klimahaus lebenden Tieren noch weitere dazu, die unsere Tierpfleger ganz schön auf zack halten. So erfahre ich, dass die Buschviper nicht die einzige Schlange ist mit Nachwuchs. Auch bei den Hufeisennattern gab es Jungtiere und zwar nicht wenige. Aus zwei Gelegen mit vielen Eiern haben sich vor wenigen Wochen 6 bzw. 7 Jungschlangen entwickelt. Die Hufeisennatter lebt an vielen Orten in Südeuropa und ist ungiftig. Sie verteidigt sich aber recht aggressiv. Zum Glück trennen mich und die Schlangen die Scheibe des Terrariums, so kann ich ganz in Ruhe ein paar Fotos knipsen.
Ganz gespannt begleite ich die Tierpfleger weiter. Sie zeigen mir eine ganz kleine europäische Sumpfschildkröte. Zugegeben: sie sieht noch etwas schrumpelig aus, aber die Tierpfleger erklären mir, dass sei ganz normal und würde sich mit der Zeit legen. Wenn die Schildkröte gewachsen ist, zieht sie vielleicht in die Ausstellung. Dann heißt es neues Heimat: Sardinien in Bremerhaven.

Im nächsten Terrarium entdecke ich gleich zwei neue Bewohner. In einem knalligen grünen Ton, sitzen mir die beiden Jungtiere unsere beliebten Fidschi Leguane gegenüber und gucken ganz neugierig. Ob sie vielleicht bereits wissen, dass Sie bald nach Samoa umgesiedelt werden?

Neben all den Landtieren gibt es tatsächlich auch noch Nachwuchs bei den Katzenhaien. Der Tierpfleger erklärt mir die Besonderheit bei diesen Tieren liege darin, dass Katzenhaie in den ersten Wochen regelmäßig fressen müssten und sich das Überleben der Junghaie erst nach einigen Monaten als gesichert herausstelle. Die Tierpfleger, so sagen sie es mir, sind aber guter Dinge und auch ich drücke die Daumen, dass dieses Jungtier überleben wird.
Tierwelt hält stolz die Stellung
Manchmal lohnt es sich also seine Aufmerksamkeit auf die kleinen Dinge zu lenken, um Positives in diesen Tagen zu finden. In unserem Fall sind es die Jungtiere im Klimahaus Bremerhaven 8° Ost, die im wahrsten Sinne des Wortes kleine Sensationen darstellen. Auch wenn die Ausstellung so ganz ohne Besucherbetrieb etwas verlassen wirkt, hält die Tierwelt stolz die Stellung. Bis VOR den Scheiben endlich mal wieder was los ist.
Autorin: Lena Rehe