Ihr kommt aus Bremerhaven oder seid bei uns schon zu Besuch gewesen? Dann kennt ihr bestimmt das Schaufenster Fischereihafen. Im Herzen des Fischereihafen Bremerhaven gelegen, findet ihr hier seit mittlerweile 30 Jahren ein beliebtes Ausflugsziel für Fischliebhaber. Denn rund um den Marktplatz am Hafenbecken des Fischereihafen I könnt ihr hier nicht nur Fisch, sondern auch die maritime und authentische Atmosphäre genießen.
Vor allem laden euch Fischgeschäfte, Räuchereien und Restaurants zum Bummeln ein. Aber auch das Veranstaltungszentrum Fischbahnhof mit dem Theater im Fischereihafen und dem Fischkochstudio bieten euch eine Vielzahl an Veranstaltungen und Angeboten. Und die zahlreichen Außenveranstaltungen, allen voran die Fischparty und der Musiksommer, sind mir und den meisten anderen Besucher*innen des Schaufenster Fischereihafen wohl bestens vertraut. So weit, so gut.
Wie es allerdings Ende der 1980er Jahre zu der ja eigentlich recht ungewöhnlichen Idee kam, in einem zu weiten Teilen brach liegenden Areal inmitten des Fischereihafen Bremerhaven, ein neues touristisches Ausflugsziel etablieren zu wollen, war mir völlig unbekannt.
Mir bot sich die Gelegenheit, mich näher mit der Entstehungsgeschichte des Schaufenster Fischereihafen zu beschäftigen. Und ich war überrascht, wie sich aus einer als „verrückt“ bezeichneten Idee ein führendes touristisches Areal rund um den Fisch an der deutschen Nordseeküste entwickeln konnte. Jetzt möchte ich euch ein bisschen von dem, was ich erfahren habe, erzählen.
Die Keimzelle des Fischereihafens
Was ich beispielsweise nicht wusste, war, dass die Fläche des heutigen Schaufenster Fischereihafen eine historische Bedeutung hat. Denn an dieser Stelle entstand 1896 der Fischereihafen Geestemünde. Und noch heute könnt ihr an den Namen der Straßen entlang des Hafenbeckens die ursprüngliche Funktion der Anlagen erahnen. Denn am Fischkai löschte man die Schiffe nach der Fangreise und versteigerte und verarbeitete die Fische in den Packhallen. Und am Kohlenkai gegenüber bunkerten Schiffe dann gleich danach neue Kohle für die nächste Fangreise. Noch heute könnt ihr am Kohlenkai die ehemalige Eis-Bunkerstation sehen. Bis 2014 war diese sogar noch in Betrieb.
Von diesem Punkt aus entwickelte sich der Fischereihafen bis heute zum führenden Fischverarbeitungsstandort in Europa. Hier könnt ihr zahlreiche fischverarbeitende Unternehmen finden. Vom alteingesessenen Familienbetrieb bis hin zu Großunternehmen wie Deutsche See, Nordsee, Frosta oder Frozen Fish International (hier werden die Fischstäbchen von Iglo hergestellt).
Der Fischereihafen Bremerhaven Ende der 1980er Jahre
In den 1980er Jahren prägte den Fischereihafen neben der fischverarbeitenden Industrie auch noch stark die Hochseefischerei. Hier wurde Fisch angelandet, gelöscht und in der Fischauktion verkauft. Vom Fischereihafen aus wurde der Fisch ins Binnenland per Zug oder Lastwagen weiterverladen und/oder in den ansässigen Betrieben weiterverarbeitet.
Ab Ende der 1980er Jahre fand im Fischereihafen Bremerhaven ein Strukturwandel statt. Die fisch- und lebensmittelverarbeitende Wirtschaft suchte neue Produktionsstätten, um den gestiegenen Anforderungen an Verarbeitungshygiene und Logistik gerecht zu werden. Es folgte eine Verlagerung vieler Betriebe vom heutigen Bereich des Schaufenster Fischereihafen in den Kernbereich des Fischereihafens, östlich des Fischereihafens II. Durch diese Verlagerung entstand Raum, um neue Konzepte für die Keimzelle des Fischereihafens zu entwickeln.
Ein Schaufenster für die Fischwirtschaft
Damals gründete sich im Hause des bremischen Wirtschaftssenators unter Beteiligung der FBG eine Arbeitsgruppe, um sich Gedanken über die Entwicklung des zu weiten Teilen brach liegenden Areals rund um die älteste noch existierende Packhalle im Fischereihafen, die Halle IV, zu machen. Es entwickelte sich die Idee, ein touristisches Zentrum einzurichten und den Gästen über ein Schaufenster Einblicke in die Fischverarbeitung zu ermöglichen. Aber diese Vorstellung fand nicht nur Zuspruch. Als dann noch die Ideen von einem Veranstaltungszentrum mit eigenem Theater kamen, gab es immer mehr Zweifler.
Ausschlaggebend für die Umsetzung war die Unterstützung der bereits ansässigen Räuchereien sowie gastronomischen Betriebe. Auch der Seitentrawler FMS „Gera“ des Historischen Museum Bremerhaven war von Beginn an Bestandteil des Schaufenster Fischereihafen und prägt bis heute den Anblick des Fischereihafen I.
Die FBG sanierte liebevoll unter Erhaltung der ursprünglichen Bausubstanz die ehemalige Packhalle IV und übergab sie in einem feierlichen Akt 1992 an die 15 Betriebe der ersten Stunde.
Die ehemalige Fischversandhalle wird zum Veranstaltungszentrum Fischbahnhof
Auf der einen Seite die sanierte Halle IV, auf der anderen Seite nur eine große ungenutzte Schotterfläche. So sah es kurz nach der Eröffnung der Halle IV aus. Hier musste man sich dringend etwas überlegen. Deshalb begann man mit dem Bau des Veranstaltungszentrums der FBG, dem Forum Fischbahnhof. Für das Forum Fischbahnhof demontierte die FBG die Stahlkonstruktion der Versandhalle des ehemaligen Fischbahnhofs aus dem Jahr 1914 von seinem ursprünglichen Standort. Anschließend baute die FBG sie im Schaufenster Fischereihafen neu auf und führte sie einer neuen Nutzung zu.
Hier sind das Fischkochstudio und das TiF – Theater im Fischereihafen beheimatet. Einen Besuch kann ich jedem wärmstens empfehlen!
Zwischen Tradition und Moderne – das Schaufenster Fischereihafen heute
Neben dem Fisch und der Atmosphäre am Wasser gefällt mir vor allem der mittlerweile bestehende architektonische Mix aus Alt und Neu. Hier könnt ihr liebevoll sanierte Gebäude wie die Halle IV oder den Fischbahnhof entdecken, die im Kontrast stehen zu neuen modernen Bauten wie dem Fischkochstudio oder dem Best Western Plus Hotel.
Empfehlen kann ich euch Räucherei Franke. Franke ist eine Bremerhavener Institution und – wie auch die Räuchereien Fiedler und Dreistern – ein Urgestein im Fischereihafen. Weniger „hübsch gemacht“ als die Betriebe der Halle IV, aber genauso lecker, bekommt ihr hier Fisch direkt aus dem Rauch. Und das „Muss“ bei uns zu Hause ist in der Weihnachtszeit „Frankes Fischkiste“ mit unterschiedlichsten Räucherfischspezialitäten.
Das Fischkochstudio findet ihr im modernen Anbau am Fischbahnhof. Besonders an der „Schuppenfassade“ könnt ihr den spannenden Kontrast zwischen Tradition und Moderne im Schaufenster Fischereihafen sehen.
Und am Best Western Plus Hotel am Fischkai könnt ihr eine architektonische Höchstleistung beobachten. Denn das im Jahr 2013 eröffnete Hotel ragt über den Kai hinaus und steht auf Stelzen im Wasser. Hier könnt ihr einen beeindrucken Ein- und Ausblick auf den Hafen, die Weser, die Stadt Bremerhaven und den Container-Terminal genießen. Einen Besuch kann ich auch Bremerhavenern nur sehr ans Herz legen.
anton schindelholz
Bremerhaven ist immer eine Reise wert. Besonders der Fischereihafen und der Containerterminal.
Gewaltig. Komme seit 15 Jahren jährlich nach Bremerhaven. Diese Entwicklung- Gewaltig!!!!
Ich bin Mittlereiweile 73, war das erste mal 1966 in Bremerhaven. Gewaltig- Gewaltig.
Ich bin ein Bremer Fan, habe mal in jungen Jahren in Bremen gearbeitet, meine Bekannten sind Bremer.
Ich freue mich schon wieder auf nächsten Frühling. Fischessen bei Fiedler Helgoland etc.
Mit besten Güssen aus der Schweiz. ( Basel) Anton Schindelholz
Jennifer Heeling
Lieber Anton Schindelholz,
über die Begeisterung für Bremerhaven freue ich mich sehr und wünsche jetzt schon viel Spaß beim nächsten Besuch im Frühling!
Herzliche Grüße in die Schweiz!
Jennifer Heeling