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A tribute to the Rock-Center, Bremerhaven

Im Rock-Center an der Moltkestraße in Bremerhaven spielt seit mehr als zehn Jahren die Musik. Wer beim Feiern in der Seestadt die Seele baumeln lassen […]

Portrait Frau aus dem Kulturamt
20. Feb. 2020
6 min Lesezeit
Viele Sticker kleben auf einem Holztresen

Im Rock-Center an der Moltkestraße in Bremerhaven spielt seit mehr als zehn Jahren die Musik. Wer beim Feiern in der Seestadt die Seele baumeln lassen möchte, kommt über kurz oder lang an diesem Ort nicht vorbei. Ich habe mit Kevin Ricke, dem Inhaber des Rock-Centers geschnackt und weiß jetzt, wie kalte Waschlappen und Berufswünsche zusammenhängen und warum Oma die besten Geschenke macht.

Auf einem Stehtisch-Fass steht der Schriftzug "Rock-Center"
Herzlich Willkommen im Rock-Center in Bremerhaven (c) A. Jaeger

Als ich das Rock-Center zum ersten Mal betreten habe, hatte ich meinen neuen Job beim Kulturamt Bremerhaven genau vier Tage. Es war vermutlich auch der Tag, als ich mich zum ersten Mal – zu Beginn einer langen Reihe dieser Momente – über die Tätigkeiten in meinem neuen Job wunderte: Das Amt hatte ich erwartet – und nun stand ich vormittags um elf in einem Rockclub. Heute bin ich wieder hier und treffe den Inhaber Kevin Ricke.

Der alte Bahnhof rockt

Mitten in Lehe – eingeschossig, langgezogen, ein Zaun drumherum und eine lange weiße Mauer. Ein bisschen Industriecharme, ein bisschen abgerockt und echt groß. Es gibt unzählige Proberäume, den Veranstaltungsraum „Zapp„, eine Boulderhalle und dann eben das Rock-Center selbst – ein Veranstaltungsraum für circa 100 Menschen, mit einer Bühne und einem Tresen, mit nem Schlagzeug unter der Decke und einer zweiten Ebene. Unten wird vor der Bühne gerockt, getanzt, gesungen, gesprungen oder es tobt der Moshpit – je nach Genre und oben gibt’s mehr Kneipenatmosphäre und alte Holzstühle mit grünem Samt.

Gebaut wurde das heutigen Rock-Centers im Jahr 1892 als Zollinlandbahnhof. Die Stadt war 1827 gegründet worden und wuchs, auch der Hafen wuchs und die Warenzu- und -ablieferungen erforderten diesen Bahnhof.

Bald gab es dann weitere Bahnstrecken und der Zollinlandbahnhof wurde nicht mehr gebraucht. Emil Schütz zog dort mit seinem Kaffee ein und jahrzehntelang war der ehemalige Bahnhof nun eine Kaffeerösterei. Danach wird das Gebäude vielfältig und meist industriell genutzt. In den 70er Jahren gibt´s zum erstem Mal offiziell Musik im ehemaligen Zollinlandbahnhof – die städtische Jugendmusikschule zieht dort ein, es werden Probenräume vermietet und der alte Güterbahnhof rockt.

Meet and Greet im Rock-Center: Kevin Ricke

Kevin Ricke hat das Logo des Rock-Centers auf seinem Unterarm tätowiert. „…und vermutlich steht es auch auf seinem Herz“, denke ich kurz, weil man ihm ansehen kann, wie stolz er auf mittlerweile 11 Jahre Rock-Center ist.

Der Schriftzug "Rock-Center" als Tätowierung
Rock-Center forever – zumindest auf Kevins Unterarm (c) K.Ricke

In seinem Facebookprofil steht unter der Kategorie Beruf „Herz des Rock-Centers, Bremerhaven“ – so falsch liege ich also mit meinem Gedanken gar nicht.

Aber tatsächlich macht er dort auch einfach alles – Geschäftsführung und Bandbooking, Bauplanung, Veranstaltungsmanagement, Künstlerbetreuung, Arbeitgeber und „ …wenn an der Garderobe jemand ausfällt, dann stehe ich halt da“ erzählt er.

Warum entscheidet man sich, Rockschuppenbesitzer zu werden, frage ich ihn und er lacht. “ Das ist ein super Job für mich – ich kann nicht früh aufstehen. Meine Mutter hat früher manchmal kalte Waschlappen nach mir geworfen, damit ich morgens überhaupt aus dem Bett kam.“

Zum ersten Mal im alten Güterbahnhof war er ungefähr im Jahr 2005. „Wir hatten da einen Proberaum mit unserer damaligen Band „Niberu“ erzählt er mir: „der war da, wo heute mein Getränkelager ist“. Der Raum, der heute das Rock-Center ist, war zu der Zeit ungenutzt und wurde im Handumdrehen und zwei kaputte Türschlösser später auch schon inoffiziell zum Rockclub. Kevin grinst: „Das Ding gehörte damals schon uns“.

Offiziell wurde es dann erst 2009 als die Immobilie veräußert wurde und das Rock-Center offiziell eingezogen ist.

Ein Schlagzeug ist im Eingangsbereich des Rock-Centers als Lampe unter die Decke montiert.
Im Eingangsbereich vom Rock-Center hängt ein Schlagzeug von der Decke. (c) A. Jaeger

Kevin baut immer weiter an seinem Rock-Center und dabei spielt ihm sicher auch seine Tischlerlehre in die Hände: die Treppe zur oberen Ebene steht jetzt im Flur, die Bar, die Empore, die Raumverkleidung – das ist selbstgemacht. Aber professionell. Dieses Weiterentwickeln, Weiterplanen und letztlich das Bauen selbst gehört zu den Dingen im Rock-Center, die er am liebsten macht.

„…, weil ich Schlagzeuger bin“ – Bela B.

Kevin ist ein Bremerhavener-Jung und setzt sich in der Kant-Schule in Geestemünde – heute Oberschule Geestemünde – mit 14 Jahren zum ersten Mal ans Schlagzeug. Der Anfang einer großen Liebe zu Bass- und Snare-Drum, Hi-Hat und Toms. Die Schulband hieß „Killer Family“ und nein, es gibt sie – leider – nicht mehr.

Eigentlich alles, was er heute am Schlagzeug so kann, hat Kevin sich selbst beigebracht. „Ein Bekannter wollte ein Schlagzeug verkaufen und das habe ich dann von meiner Oma geschenkt bekommen“ erzählt er über die Anfänge seiner Schlagzeugliebe. „und dann habe ich einfach nachgespielt, was ich eh gehört habe“ – vorallem Nirvana.

Nirvana ist auch 25 Jahre nach dem Tod von Kurt Cobain regelmäßig am Start. Heute spielt Kevin bei Love Buzz – einer Nirvana-Tribute-Band. Schaut und hört mal rein:

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Mehr Informationen
Love Buzz – mit Kevin Ricke am Schlagzeug

Ausnahmezustand im Rock-Center

Halloween ist ein mega Happening im Rock-Center. „Ich mag Horror“ sagt Kevin und ich sehe die Fotos im Eingangsbereich, auf denen Portraits lebendiger Menschen mit deren Horrorfratzen changieren. An Halloween wird im Rock-Center drei Tage lang alles zuoberst gekehrt, was sich an Horroszenario finden lässt. Über Kindergruselparty („ Aber nur im Zapp – hier im Rock-Center ist es zu gruselig für Kinder“), einem Labyrinth auf dem Platz vor dem Rock-Center bis hin zur Party durch die schaurige Nacht: Ende Oktober herrscht im Rock-Center Ausnahmezustand.

Ausnahmezustand gibt es auch im Juli : das Tüdelüt-Festival #2 folgt auf den Erfolg des letzten Jahres. An zwei Tagen gibt’s open-air richtig was auf die Ohren. Sommer in Lehe und ein Musikfestival mitten in Bremerhaven. Das ganze finanziert sich über eine Crowdfundingaktion – schaut unbedingt mal rein.

„ Das ist krass anstrengend und man schläft fast zwei Wochen nicht, aber ich finde es so geil – dann mach ich es einfach doch immer wieder.“

Kevin über den Ausnahmezustand im Rock-Center

Über seine eigene Musik und das Rock-Center hat Kevin Ricke viele Kontakte zur regionalen Musikszene, weshalb wir im Kulturamt froh waren, ihn als Organisator für das Hafenkneipenfestival im November 2019 zu gewinnen. Das war ein voller Erfolg, so dass es jetzt schon Hafenkneipenfestival Vol.2 gibt.

Rock around the clock

Das Rock-Center ist trotz seines scheinbar eindeutigen Genre-Hinweis im Namen tatsächlich musikalisch gar nicht auf eine Musikrichtung festgelegt. Im Programm findet sich neben vielen Tributebands auch Hardcore, Metal, Grunge, Punk oder Rockabilly.

Ein Aufkleber mit der Aufschrift "Ziemlich nice hier" im Rock-Center
Was der Sticker sagt! (c) A. Jaeger

Die Besucherinnen und Besucher sind sehr unterschiedlich und ändern sich mit jeder Veranstaltung. Trotzdem braucht das Rock-Center kein Sicherheitspersonal: „ 95% der Abende sind friedlich. Gerade die Hardcore-Fans sehen manchmal schon krass aus – in Kutte und wild – aber die sind total lieb. Das hat auch damit zu tun, dass wir hier einfach nett sind. Da pöbelt kaum mal jemand „Noch ´n Bier“ über den Tresen. Eigentlich fragen die Gäste höflich, ob sie vielleicht noch ein Bier bekommen können.“

Das Rock-Center hat letztes Jahr seinen 10. Geburstag gefeiert und Kevin hat gezählt: 400 Konzerte in zehn Jahren. Das klingt gut – und viel, wenn man dazu noch weiß, dass der Januar und der Sommer konzertfrei sind. Im Bremerhavener Nachtleben ist der alte Güterbahnhof an der Moltkestraße eine bekannte Größe, nur den Weg sollte man sich vorher raussuchen: „Laufkundschaft haben wir an diesem Ort wenig. Die Menschen, die herkommen, kommen gezielt zu uns“. Außerdem es ist nicht immer leicht, den Raum mit 100 Leuten zu füllen. Das Programm muss sich immer wieder ändern, um neue Menschen anzulocken und gleichzeitig braucht es wiederkehrende Formate, um die Stammkundschaft zu erfreuen und die Fans zu behalten.

Kevin Ricke räumt nach einer Veranstaltung im Rock-Center auf
Der Abend war lang, das Bild unscharf – Kevin Ricke räumt auf. (c) A. Jaeger

Doch, wer auch immer am Abend auf der Bühne stand, wer auch immer zu Gast war, am Ende macht Kevin Ricke das Licht aus, schließt ab und überlegt schon mal, ob nicht vielleicht doch 150 Personen ins Rock-Center passen, wenn man die Bühne ein bisschen nach hinten baut und …

[bre_box title=“Mal rumkommen: “ style=“soft“ box_color=“#002c4c“ radius=“5″]
[bre_heading size=“20″ align=“left“] Im Rock-Center:
Samstag, 22.02.2020: Wallys 4-ever – 21:00 -03:00h – Eintritt frei!
Mehr Programm unter: [bre_permalink id=“www.rock-center-bremerhaven.de“ target=“blank“ title=“Website Rock-Center“]www.rock-center-bremerhaven.de[/bre_permalink][/bre_heading]
[bre_heading size=“20″ align=“left“]Beim Hafenkneipenfestival:
Freitag und Samstag 21./22.02.20 – 20:00-23:00h – Eintritt frei
Programm: [bre_permalink id=“www.hafenkneipenfestival.de“ target=“blank“ title=“Programm Hafenkneipenfestival“]www.hafenkneipenfestival.de[/bre_permalink] [/bre_heading]
[bre_divider top=“yes“ text=“Nach oben“ style=“default“ link_color=“#999999″ size=“2″ margin=“15″] [/bre_box]

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Portrait Frau aus dem Kulturamt
Annika Jaeger

Kulturamt Bremerhaven Ursprünglich dem Ruhrgebiet entwachsen, bin ich schon einige Zeit unter dem weiten, norddeutschen Himmel zuhause – aber nun ganz frisch: Bremerhaven! Begleitet mich auf neuen Wegen – immer im Gepäck: Neugier, Spaß und die Sehnsucht nach frischem Wind!

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