Am 29. April 2019 wäre der Bremer Künstler Norbert Schwontkowski 70 Jahre alt geworden. Dies und die enge Verbundenheit der Bremerhavener zu dem Künstler nimmt die Kunsthalle Bremerhaven zum Anlass, ihm eine sehr persönliche Werkschau zu widmen. Der Öffentlichkeit werden vom 29. April bis zum 16. Juni insgesamt 20 Gemälde und 8 Graphiken aus Bremerhavener Privatbesitz zugänglich gemacht.
Ein Sonntagvormittag im April
Zur Ausstellungseröffnung kam ich verspätet und vom Regen durchnässt an. Das fiel aber nicht weiter auf, denn die Kunsthalle war gefüllt mit Menschen die aufgeregt miteinander redeten, diskutierten und lachten. Ich schlich mich an ihnen vorbei in die letzte Reihe. Von meinem neuen Standpunkt aus erblickte ich die ersten Gemälde von dem Maler Norbert Schwontkowski (*1949 – †2013). Für viele Bremer und Bremerhavener ist er ein Begriff, da er seiner Heimat immer treu blieb. Er hatte bereits in den frühen Neunziger Jahren mehrere Ausstellungen (auch in Bremerhaven) und konnte einige Erfolge verbuchen. Aber seinen großen Durchbruch durfte er ist im Alter von 55 Jahren in Berlin genießen. Es war ein besonderes Leben, welches er geführt hatte und seine Gemälde erzählen davon.
In der jetzigen Ausstellung fiel mir sofort eine der Besonderheiten seiner Werke auf: die zurückhaltende und blass wirkende Farbwahl.
Alltägliches im Farbnebel
Ein rundum Blick verriet mir recht schnell, dass Norbert Schwontkowski in seinen Gemälden Szenen des alltäglichen Lebens darstellt. Nichts aufregendes. Ein Mädchen schaukelt, Schiffe fahren auf dem Meer, ein Junge schaut durch ein Guckloch, ein Angler sitzt wartend in seinem Boot. Es sind allesamt ruhige Situationen, die durch Schwontkowskis besondere Farbwahl melancholisch wirken.
Neben den Motiven lässt Norbert Schwontkowski in seinen Bildern viel Raum für Unbestimmtes und Surreales. Besonders die eigene Fantasie hat in den Leinwänden ausreichend Platz. Mich überkam ab und an eine bohrende Unruhe. Losgelöst wurde dieses Gefühl durch fehlende Hintergründe oder weiteren Details im Bild. Wo ist das Meer auf dem sich die Schiffe bewegen? Befindet sich der Angler auf einem See?
Das Hervorheben von Details oder das Weglassen von Hintergründen, ist eine weitere Besonderheit von Norbert Schwontkowskis Arbeiten. Die Konzentration liegt auf dem Dargestellten. Nichts lenkt von diesem ab. Die Motive gewinnen dadurch mehr an Intensität. Oftmals wirken die Bilder provokanter, zeitkritischer oder auch humoristischer.
Kurz nach meiner Begehung wurde die Ausstellung eröffnet. Es startete eine Perfomance, einem Video aus Schwontkowskis Atelier in Bremen und einem persönlichen Vortrag über das Wirken des Künstlers. Zwischendurch wurde über das Gesagte laut geschmunzelt oder dem Redner wurde zustimmend zugenickt. Begleitet wurde die Eröffnung mit Musik. Mal leiser, mal lauter aber immer Rock `n` Roll.
Mehr als eine Ausstellung
Als mir diese besonders lockere Atmosphäre klar wurde, verstand ich, dass ich nicht auf einer Ausstellungseröffnung war, sondern Teilnehmer an einer Geburtstagsfeier war. Ich war auf Norbert Schwontkowskis 70. Geburtstag. Die Rede, welche mit kleinen Anekdoten ausgeschmückt wurde und die Videoshow mit privaten Szenen, das waren alles persönliche Gesten von Weggefährten, Freunden und Bekannte des Künstlers. Es wurde auf der Feier viel gelacht, geplaudert und getrunken. Alles war normal und heiter, wie es sich für eine ordentliche Geburtstagsgesellschaft gehörte. Es fehlte aber leider der Ehrengast.
Nach einer Weile und vielen netten Gesprächen verließ ich die Feierlichkeit. Es war eine schöne Feier und ich glaube, dem Maler Norbert Schwontkowski hätte es auch gefallen.
Öffnungszeiten und mehr unter: www.kunstverein-bremerhaven.de
Schreibe einen Kommentar