Auf der Landkarte mag Bremerhaven ein kleiner Punkt sein, im Herzen vieler Amerikaner aber ist die Stadt ein echtes Sehnsuchtsziel. Immerhin rund 16 Prozent aller US-Amerikaner*innen haben deutsche Wurzeln und da Familie für sie eine große Rolle spielt, ist die Frage „Woher kommen wir?“ ziemlich naheliegend. Dass Bremerhaven darauf Antworten geben kann hat sich mittlerweile herumgesprochen. Dafür hat in den letzten 17 Jahren meine Kollegin Susan Rienitz gesorgt, die für unsere Seestadt das Auslandsmarketing betreibt. Das lohnt sich, denn mittlerweile kommen rund 10 Prozent unserer Gäste aus dem Ausland.

Zur Person: Die Auswanderungsgeschichte ist auch ihre
Susan ist, wie sich herausstellt, wirklich die Idealbesetzung für diese Aufgabe. Sie hat amerikanische Wurzeln, ist selbst amerikanische Auswanderin, entstammt einer deutschen Auswandererfamilie. 1929 wandert ihr Vater Herbert über Bremerhaven in die USA aus, ihre Mutter Paula bleibt in den USA, als sie 1952 bei einem Verwandtenbesuch Herbert kennenlernt. 1957 wird Susan in New York geboren, studiert Germanistik und geht für ein Jahr im Austauschprogramm nach Kiel. Auch bei ihr ist die Liebe im Spiel als sie sich entscheidet, nach dem absolvierten Studium 1978 nach Deutschland zu gehen. Sie arbeitet in der Marktforschung, wird Mutter und stellt sich 2004 nach einer langjährigen Haushaltsphase im Studio Andreas Heller vor. Ihr privater Background inspiriert noch im Vorstellungsgespräch dazu, ihr ein überraschendes Angebot zu machen:
Können Sie sich vorstellen, das geplante Deutsche Auswandererhaus Bremerhaven für ein Jahr in den USA bekannt zu machen?
Andreas Heller im Vorstellungsgespräch mit Susan Rienitz
Susan ist begeistert und sagt zu. Welch Geschenk für Bremerhaven! Denn seitdem promotet sie mit Schwung, Kompetenz und vielen Kontakten unsere touristischen Schätze. Gemeinsam mit der Schwesterstadt Bremen wird Bremerhaven durch diverse Aktionen in Übersee, aber auch in Österreich und Dänemark, der Schweiz und den Niederlanden sowie Belgien und in Großbritannien bekannt gemacht.
Die Themen: Auswanderung und Norddeutsch-Maritimes Flair
Eines ist gewiss: Das Thema Emigration ist auch in der dritten oder vierten Generation für die Amerikaner*innen hoch emotional. Auf Posts wie die oben gezeigten folgen gern Kommentare, in denen sehr berührend aus der jeweiligen Familiengeschichte erzählt wird.
Aber die ausländischen Tourist*innen begeistern sich neben dem Deutschen Auswandererhaus auch für die anderen Anbieter der „Wissenswelten“, also das Klimahaus Bremerhaven 8° Ost, den Zoo am Meer oder das Deutsche Schifffahrtsmuseum. Ganz besonderen Wert legt Susan im Auslandsmarketing auf die Vermittlung unseres norddeutsch-maritimen Flairs. „Das Meer haben Italien und Co auch zu bieten – aber die Segelschiffe, die Weserpromenade und das ganze Fischerlebnis eben nicht“, sagt sie.
Echtes Bremerhaven im Angebot

Mehr noch: Bremerhavens touristische Attraktionen zeichnen sich insgesamt durch ihre authentische Nähe zur Stadt und zur Stadtentwicklung aus. Beispielsweise das Klimahaus, das genau auf dem achten Längengrad steht, der Bremerhaven durchläuft. Oder der Zoo am Meer, in dem Tiere leben, die im nordischen Lebensraum oder im Wasser daheim sind. Und auch unsere neueste touristische Attraktion, die „Schulschiff Deutschland“ ist ein Kind der Stadt: Der Dreimaster wurde 1927 auf einer der damals vielen Werften in Bremerhaven gebaut und ist zu unserer Freude gerade in seinen Geburtsort zurückgezogen.
Die Instrumente: Informieren, faszinieren, überzeugen
Wie aber genau stellt Susan es an, all die Neugierigen aus Europa und Übersee zu uns zu locken? Nun, ein Weg in unserem Auslandsmarketing ist es, in Kooperationen auf die ausländischen Märkte zuzugehen. So arbeiten wir vor allem mit Bremen zusammen, um uns als unterschiedliche Schwestern eines Bundeslandes zu präsentieren. Bremen bietet das urban-hanseatische Flair, wir das urban-maritime. Passt! So haben sich die beiden Städte zum Beispiel in einer wirklich schönen Kampagne der österreichischen Bahnen präsentiert, in dem das Fischerlebnis Bremerhavens eine wichtige Rolle spielt:
Hauptfigur Milena Broger gilt in Österreich als „eine der begabtesten Jungköchinnen Österreichs“ und mir gefällt besonders gut, wie offen sie sich auf das norddeutsche Flair eingelassen hat und all unsere Genussmomente überzeugend rüberbringt. Ihr könnt euch vorstellen, dass der Weg zu diesem Video, das sich schon mehr als 25.000 Menschen angeschaut haben, voller organisatorischer Höchstleistungen war, die Susan aber mit Bravour gemeistert hat..
Ein Kinderspiel ist es sicher auch nicht, auf einer sogenannten „Roadshow“ wichtige Reiseveranstalter von Bremerhaven zu überzeugen, zumal wenn nur eine Präsentation in Print und zwei Minuten Zeit zur Verfügung stehen.
Erfolgreich auch die Akquise von ausländischen Blogger*innen, die Bremerhaven besuchen und darüber berichten. Da kommt es schon mal vor, dass Susan und ich uns den Stab gegenseitig in die Hand geben. Sie organisiert, ich betreue. Unvergessen zum Beispiel der Besuch von Oneika Raymond aus Kanada, die wegen des 150-jährigen Jubiläums ihres Heimatlandes 2017 nach Deutschland reiste, um das Land der Vorfahren kennenzulernen. Susans gute Verbindungen zur Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) erlaubten auch den Besuch von Oneika, einer der populärsten kanadischen Reiseblogger*innen, in Bremerhaven. Hier das sehenswerte Ergebnis eines arbeitsreichen Tages, den ich neben der Kamera verbrachte und zusah, wie Oneika ihre Aufnahmen wiederholte und wiederholte und wiederholte …
Apropos DZT: Deutschlands zentrale Marketingorganisation für das Ausland bezieht Bremerhaven gern mit ein, was neben unseren spannenden und relevanten Themen sicher auch an Susans exzellenten Produktkenntnissen (Bremerhaven-Insights) liegt. So waren gerade wieder Bloggerinnen und Journalistinnen aus 4 Ländern, um sich hier umzuschauen. Die Kampagnen tragen dann so hübsche Namen wie „“Entdecke Deutschland – Discover Germany“ oder „Nachhaltige Stadterlebnisse“ und sorgen für schöne Aufmerksamkeit.
Da die Niederlande zu einer der wichtigsten Quellmärkten für Bremerhaven gehören, ist Susan selbstverständlich auch dort sehr aktiv. So sind wir unter anderem seit vielen Jahren auf der sehr ansprechend gestalteten Website Cityzapper dabei, für die Susan auch extra Content produziert
Highlight-Erlebnis: Steuben-Parade in New York
Mir gefallen ja all die Kampagnen und deren Erfolge sehr gut, an denen Susan Bremerhaven beteiligen konnte. Aber glänzende Augen bekommt nicht nur sie beim Gedanken an die „Steuben-Parade“ in New York 2007 wurde die 50. Auflage dieser berühmten Parade zu Ehren der Deutsch-Amerikaner gefeiert – und Susan war mit Bremerhaven mittenmang. Stellt euch all das Konfetti vor, die Musik, die vielen begeisterten Zuschauerinnen, die die 5th Avenue säumten. Aus knautschigem Material warfen Susan und ihre Begleiterinnen – darunter der unvergessene Henning Goes, unser langjähriger Tourismuschef – kleine Köfferchen mit Bremerhaven-Logo in die Menge. So machte man das damals! Im Anschluss gab es noch eine Pressekonferenz und eine Zusammenkunft mit Reiseveranstaltern. Krönender Abschluss für alle: eine abendliche Gala mit Henri Kissinger, der im bayerischen Fürth geboren viele Jahre amerikanischer Außenminister war.
Fazit: Um die Welt nach Bremerhaven zu holen, geht Susan in die Welt, welch schöne Aufgabe