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Luzie Meyer in der Kunsthalle Bremerhaven

Die neue Ausstellung der Kunsthalle Bremerhaven „Cyclic Indirections“ ist die erste institutionelle Einzelausstellung von Luzie Meyer und wurde von der Direktorin Stefanie Kleefeld kuratiert. Luzie […]

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3. Nov. 2022
5 min Lesezeit
Bildschirm mit abstrakten Lichtformen. Im Raum davor fünf Stühle, ein Pult mit Beamer.

Die neue Ausstellung der Kunsthalle Bremerhaven „Cyclic Indirections“ ist die erste institutionelle Einzelausstellung von Luzie Meyer und wurde von der Direktorin Stefanie Kleefeld kuratiert.

Luzie Meyer ist eine Multimediakünstlerin, die eigens für die Kunsthalle Bremerhaven eine ganz besondere Klang- und Videoinstallation entwickelt hat.

Luzie Meyer, Film Still: Cylic Indirections, 2022, HD Video 12:21min. (c) Kim Rothe

Der Anfang der Ausstellung findet diesmal im Graphischen Kabinett statt. Im komplett verdunkelten Kabinett startet der Film „Cyclic Indirections“. Zu sehen ist die Künstlerin Liz Meyer, wie sie einen ganz besonderen Ort in Bremerhaven erkundet … den Simon-Loschen-Turm. Der Simon-Loschen-Turm zählt zu den ältesten Festlandtürmen an der Nordseeküste und ist eines der beliebtesten Wahrzeichen der Stadt Bremerhaven. Zumindest von mir. Er gehört zu meinen Lieblingsorten in Bremerhaven.

Sich neu orientieren

Zwei Tage erkundete die Künstlerin aus Berlin zusammen mit der Kunsthallen-Direktorin Stefanie Kleefeld den Leuchtturm von innen und außen. Es entstanden mehrere Stunden Filmmaterial, viele Fotografien und Soundaufnahmen. Aus diesem Konvolut an Material wurde ein 15 Minuten-Film zusammengeschnitten. Herauskam eine besondere Dokumentation über den Aufstieg im Simon-Loschen-Leuchtturm.

Für mich ist es etwas Besonderes, da ich bisher noch nicht die Möglichkeit hatte, den Leuchtturm von innen zu sehen. Aber es ist auch irgendwie merkwürdig! Merkwürdig, weil ich jemanden Fremden dabei begleite, wie er den Loschen-Turm hinaufsteigt. Vor allem, weil diese Person eine ganz andere Vorgehensweise gewählt hat, als ich mir vorgestellt habe bzw. wie ich es getan hätte. Durch meine persönliche Nähe zu diesem Turm wäre ich anders gegangen und hätte mein Augenmerk auf andere Dinge gelenkt. Zu Anfang störte es mich sehr, mich von dieser Art der Darstellung leiten zu lassen.

Sich leiten lassen

Nach ein paar Minuten fiel es mir leichter, der Künstlerin Luzie Meyer zu folgen. Mit ihr zusammen die Dinge zu sehen und zu hören, die beim Aufstieg im Simon-Loschen-Turm passieren. Die filmische Arbeit wurde zusätzlich mit Bild- und Geräuschmaterial versehen, mit Fotografien mit Texten, die ebenfalls auf dem Leuchtturm gesammelt wurden. Die Dokumentation nimmt einen vollkommen ein, mit allen Sinnen.

Die Kontrolle abzugeben und sich leiten zu lassen fiel mir schon immer schwer. Aber die Stimme, die uns durch die besondere Art der Dokumentation leitet, ist ein kleiner vertrauter Ankerpunkt, sie gehört Stefanie Kleefeld. Sie spricht die schnellen Abfolgen und Passagen aus Dantes „Göttlicher Komödie“, aber auch Gedanken und Gedichte von der Künstlerin selbst. Durch diesen ständigen Wechsel von Text, Sprache und Bild entstehen immer wieder neue Perspektiven und so ergibt es sich, dass aus vielen kleinen Dingen das ganz Große wird.

Als ich mich entschieden hatte, mich neu zu orientieren, mich leiten zu lassen, war ich oben im Leuchtturm angelangt. Die Künstlerin Liz Meyer, Stefanie Kleefeld und ich als Besucherin haben die Spitze des Leuchtturmes erreicht und dürfen das erreichte Ziel genießen.

Sich neu zu finden

Dabei wird mir auch klar, warum der Simon-Loschen-Turm so passend gewählt wurde. Leuchttürme leiten, warnen vor Gefahren und geben Orientierungspunkte, die eigene Position zu bestimmen. Es wird einem durch die Gesellschaft viel vorgegeben. Es wird vor Grenzüberschreitungen gewarnt oder es werden Orientierungspunkte aufgezeigt. Wir orientieren uns ständig an dem Außen. Aber was ist, wenn wir uns von diesem Denken lösen? Gehen wir dann verloren? Was kann beim Verloren-Gehen passieren?! Auch Gutes? Wir können neue Wege einschlagen, wir können andere Lebensformen entdecken, wodurch neue Zukünfte generiert werden können. Vieles ist möglich.

Das ist ein Teil der Ausstellung. Die Frage, was denn eigentlich im Hauptraum der Kunsthalle Bremerhaven gezeigt wird, werde ich nicht beantworten. Nur eines verrate ich Euch: Die bewegende Architektur des Simon-Loschen-Leuchtturmes erfahrt Ihr auf eine ganz neue Weise.

Filmische Poesie auch im Hauptraum der Kunsthalle Bremerhaven. (c) Kim Rothe

Zu sehen ist diese Multimedia Ausstellung noch bis zum 4. Dezember 2022.

Luzie Meyer in Bremerhaven

Kunsthalle im Internet: www.kunsthalle-bremerhaven.de

Dienstag, 1. November 2022, 18 Uhr
Gespräch zu den Arbeiten von Luzie Meyer
Mit Kathrin Bentele (Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf) und Stefanie Kleefeld (Kunsthalle und Kunstmuseum Bremerhaven)

Samstag, 3. Dezember bis Sonntag, 4. Dezember 2022
»Finissage-Weekend«
Mit u.a. einem artist talk von Luzie Meyer

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Kim Rothe

Assistentin der Geschäftsführung, Hotels Adena und Amaris.

Ohne das leise Poltern des Hafens fühle ich mich nicht heimisch. Meistens sind es die Kleinigkeiten, die eine Stadt und das Leben in ihr ausmachen.

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