Bei jedem neuen Kennenlernen kommt irgendwann die Frage nach dem Beruf. Meine Antwort ist meist ganz schlicht: „Ich arbeite am Stadttheater Bremerhaven“. Neugierig warte ich, ob die typische Nachfrage auch dieses Mal kommt. „Und in welchem Stück spielen Sie gerade mit?“ – Da ist sie. Und dann muss ich schmunzeln. Denn ich bin keine Schauspielerin, sondern Leiterin der Abteilung Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. Aber es zeigt deutlich, was Menschen am häufigsten mit dem Theater assoziieren: Künstler*innen. Und zwar die, die sie Abend für Abend auf der Bühne sehen. Das ist richtig und wichtig. Aber zum Theater gehört noch so viel mehr. Theater ist ein Kosmos, in dem so viele unterschiedliche Menschen und Begabungen existieren, auch wenn man sie von außen kaum wahrnimmt. Aber ohne diese Zusammenarbeit so Vieler würde sich der Vorhang abends nicht heben.
Und damit es weiterhin so bleibt, wird immer wieder Nachwuchs gesucht. Jährlich werden Ausbildungsplätze angeboten. Zum Beispiel zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik.
Dieses Zusammenspiel ganz unterschiedlicher Abteilungen an einem großen Ganzen ist für mich unglaublich faszinierend und Grund genug, mich einmal genauer umzuhören.
Vielseitige Ausbildungsmöglichkeiten
Auf meinem Weg durch das Theater treffe ich Harm Feldmann. Es ist schon spät, doch Feierabend hat er erst, wenn der Vorhang gefallen und das letzte Kulissenteil von der Bühne geräumt ist. Nicht selten ist das erst um 23:00 Uhr. Als Bühnentechniker am Stadttheater Bremerhaven ist er bei Vorstellungen für die technischen Abläufe, für Auf-, Ab- und Umbauten zuständig, aber auch für die Sicherheit der Darsteller*innen. Dennoch ist er vielen Zuschauer*innen gar nicht präsent. Die Techniker*innen arbeiten im Hintergrund. Sie sorgen neben, unter oder über der Bühne für einen reibungslosen Ablauf der Aufführungen, steuern von ihren Kabinen hinten im Zuschauerraum aus die Licht- und Toneinstellungen. Ein vielseitiger und wichtiger Beruf also, ohne den heutzutage kein Theater mehr auskommen würde. Das Beste: Man kann diesen spannenden und vielseitigen Job am Stadttheater Bremerhaven sogar erlernen. Harm ist Ausbildungsleiter. Genau wie seine Kollegin Katharina Konopka, die sich zu uns gesellt.
Bühnentechnik, Tontechnik, Lichttechnik – in diese Bereiche gliedert sich die dreijährige Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik. Anschließend spezialisiert man sich auf ein Gebiet.
Kreativität
Im Fall von Katharina war das die Lichttechnik. 2007 begann die heute 32-Jährige ihre Ausbildung am Stadttheater, nachdem sie bereits in ihrer Jugend hobbymäßig an der technischen Durchführung von Konzerten mitgearbeitet hatte. Mittlerweile ist sie Beleuchtungsmeisterin und seit dieser Spielzeit auch Ausbildungsleiterin für ihr Fachgebiet. Nun gibt sie ihre Begeisterung für den Beruf an Nachwuchstechniker*innen weiter. „Die Lichttechnik hat mir in der Ausbildung am meisten Spaß gemacht, weil ich dabei sehr kreativ sein kann“, erklärt sie ihren Werdegang. Als Meisterin entwickelt sie die Lichteinstellungen zu den Theaterstücken. Diese präsentiert sie dann den jeweiligen Regisseur*innen und arbeitet deren Vorstellungen ein. Bei Aufführungen ist sie als Verantwortliche anwesend, um gegebenenfalls schnell nach einer Lösung zu suchen, sollte mal etwas schiefgehen.
„Da kann das Bühnenbild noch so schön sein – ohne gute Lichteffekte kommt es nicht richtig zur Geltung!“
„Als ich in meiner Ausbildung zum ersten Mal eigenverantwortlich das Licht gesteuert habe, ist mir ein Anfängerfehler passiert“, erinnert sich Harm an seine Beleuchtungs-Premiere im Kleinen Haus. „Ich war so nervös, dass ich einen Knopf gleich zweimal gedrückt und somit eine Lichteinstellung übersprungen habe“, erklärt er. „Und da war plötzlich alles dunkel.“ Verwirrung auf allen Seiten, das Publikum klatschte in der Annahme, die Pause hätte angefangen, die Darsteller*innen spielten weiter. „Es dauerte nur Sekunden, bis das Licht wieder anging, aber für mich fühlte es sich stundenlang an“, erzählt er lachend. Die Beleuchtung sei eine der wichtigsten Faktoren einer jeden Aufführung, findet der 29-Jährige: „Da kann das Bühnenbild noch so schön sein – ohne gute Lichteffekte kommt es nicht richtig zur Geltung!“ Außerdem gibt es Stücke, die fast bis ganz ohne Bühnenbild auskommen, und gerade die leben von der Beleuchtung.
Teamfähigkeit und Flexibilität
Mehr als 20 Mitarbeiter*innen sind in den technischen Bereichen rund um die Bühnen des Stadttheaters beschäftigt, jedes Jahr werden zwei neue Auszubildende eingestellt. Von den Bewerber*innen wünschen sich Harm und Katharina neben Teamfähigkeit und Flexibilität auch ein gewisses ästhetisches Empfinden.
„Es ist die Herausforderung unseres Berufs, nach technischen Möglichkeiten zu suchen, die künstlerischen Vorstellungen der Regieteams umzusetzen“,
sagt Harm, der wie Katharina seit der Spielzeit 2018/2019 die Ausbildungen leitet. Außerdem sei in einem internationalen Betrieb wie dem Theater Weltoffenheit sehr wichtig. „Natürlich ist auch ein technisches Verständnis von Vorteil, aber wir erwarten kein fundiertes Fachwissen“, ergänzt Katharina. „Die Auszubildenden kommen schließlich zu uns, um es zu lernen.“ Auf die Soft Skills komme es an, darauf, dass die Bewerber*innen auch menschlich ins Team passen. Neben den ständig wechselnden Anforderungen der Bühnenbildner*innen, auf die die Bühnentechnik sich einstellen muss, schätzt Harm das familiäre Miteinander des Teams an seiner Arbeit am meisten.
Harm und Katharina müssen wieder an die Arbeit. Die Bühnenprobe zu unserer Deutschen Erstaufführung der Western-Oper „Gier nach Gold – McTeague“ beginnt gleich und da sind sie wieder im Einsatz. Aber ich darf jetzt nach Hause.
Licht an, Ton ab!
Das Stadttheater Bremerhaven sucht wieder Auszubildende zur Fachkraft in der Veranstaltungstechnik. Die Bewerbungsfrist endet am 15. September 2019. Weitere Informationen zum Bewerbungsprozess findet ihr unter https://www.stadttheaterbremerhaven.de/das-theater/jobs-ausbildung/.
Wenn ihr mehr über diesen Ausbildungsberuf erfahren wollt, könnt ihr übrigens zur Langen Nacht der Kultur am 15. Juni direkt mit unseren Auszubildenden in Kontakt treten. Sammelt unmittelbare Eindrücke aus dem Ausbildungsalltag und besucht uns in der Aufbauhalle (Eingang Linzer Straße). Von 15 – 19 Uhr begrüßen wir euch ganz herzlich.
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