Wer kennt sie nicht, die „Alexander von Humboldt“? Ihre Markenzeichen, die grünen Segel und der grüne Rumpf, sind unverkennbar. Unermüdlich durchkreuzt sie den Atlantik, die Nord- und Ostsee, das Mittelmeer und die karibische See. Stammcrew und Trainees* arbeiten Hand in Hand. Und wer einmal mitgesegelt ist, „infiziert“ sich allzu leicht mit dem „grünen Virus“. Die Symptome: Eine stetige Sehnsucht, bald wieder mit dem Seesack über der Schulter die Gangway erklimmen und an Bord gehen zu können und den Ohrwurm „Komm an Bord!“.
Alexander von Humboldt – wie alles begann
1906 wurde die „Alexander von Humboldt“ als Feuerschiff bei der Werft AG „Weser“ in Bremerhaven gebaut. Allerdings hieß sie damals noch „Reserve Sonderburg“. Sie hatte auch keine Segel und statt des grünen einen roten Rumpf. Als schwimmendes Seezeichen mit einem Leuchtfeuer ausgestattet, versah sie ihren Dienst an wechselnden Positionen in der Nord- und Ostsee. Ihren festen Liegeplatz erhielt sie, jetzt unter dem Namen „Kiel“, an der Einfahrt zur Kieler Bucht und zum Nord-Ostsee-Kanal. Zwei Jahrzehnte wies sie so den Seeleuten den rechten Weg. 1967 wurde ein fester Leuchtturm errichtet. Er löste das Feuerschiff, das bis 1983 den neuen Stammplatz in der Deutschen Bucht einnahm.
Die grüne Bark Alexander von Humboldt
1986 bis 1988 wurde sie auf Initiative der Deutschen Stiftung Sail Training (DSST) auf Bestreben von Kapitän Manfred Hövener und vieler Freiwilliger bei den Motorenwerken Bremerhaven zum Sail Training Schiff „TSG 404“ umgebaut und erhielt den Namen „Alexander von Humboldt“. Mit dem Umbau erfolgte auch ein neuer Anstrich. Der Rumpf erhielt seine typisch grüne Farbe. Das Grün ist die traditionelle Farbe der berühmten Bremerhavener Rickmers-Segler. Zusammen mit den späteren grünen Segeln wurde sie zum Markenzeichen der Bark. Den ersten grünen Segelsatz mit einer Größe von 1.036 Quadratmetern erhielt sie von einer Segelmacherei, die auf die Ausrüstung großer Rahsegler spezialisiert war. Später setzte Becks sie für TV-Werbezwecke ein und der dazugehörige Song wurde schnell zum Ohrwurm.
Was ist ein Sail Training Schiff und die S.T.A.G.?
Auf einem Sail Training Schiff erlernen Jugendliche und Erwachsene die traditionelle Seemannschaft. Die Sail Training Association Germany (S.T.A.G.) setzt sich für den Erhalt der Traditionsschifffahrt und deren Werte und die Weitergabe ein. Heute zählt die S.T.A.G. über 4000 Mitglieder und mehr als 30 Mitgliedsschiffe. Seit der Gründung hat sich die S.T.A.G. besonders für die Dreimastbark „Alexander von Humboldt“ eingesetzt und im Anschluss für den Neubau der „Alexander von Humboldt II“.
Landratten willkommen!
Als „Alex“, wie die „Alexander von Humboldt“ liebevoll genannt wird, hat sie über 500.000 Seemeilen zurück gelegt und dabei zwölfmal den Atlantik überquert. Zweimal hat sie auch das berühmt-berüchtigte Kap Hoorn umrundet. Unzählige junge Leute fuhren als Trainee* an Bord mit und haben die traditionelle Seemannschaft erlernt und dabei fremde Länder, Kulturen und Menschen kennengelernt. Jedes Mal, wenn der Äquator überquert wurde, kam Neptun zu Gast an Bord. Die „Landratten“ mussten sein Ritual durchlaufen, um anschließend die Äquatortaufe zu empfangen. Aber irgendwann ging auch diese Ära zu Ende. Heute hat sie als Restaurantschiff ihren Liegeplatz in Bremen.
Alexander von Humboldt die Zweite
Aber solch ein Schiff benötigt natürlich einen würdigen Nachfolger. 2010 wurde die „Alexander von Humboldt II“ in Bremen gebaut. 2011 lief die stolze stählerne Bark vom Stapel. In Bremerhaven bekam sie bei der BVT-Niederlassung den letzten Schliff und wurde endausgerüstet. Seither ist der der Stolz unter 24 Segeln, wie der Eigner, Deutsche Stiftung Sail Training (DSST), sie nennt. Auf 65 Metern Länge, zehn Metern Breite und unter 1.360 Quadratmetern Segelfläche verteilt auf 24 Segel finden 79 Personen Platz. Geschlafen wird in klimatisierten Vierbettkabinen, die über Etagenbetten und Dusche und WC verfügen.
Alexander von Humboldt – nichts für Faulpelze
Der Urlaub an Bord der „Alex II“ ist kein Urlaub für Faulpelze. Statt auf der faulen Haut zu liegen, ist der Tagesablauf an Bord streng strukturiert. Besatzung und Trainees werden zu jeweils vierstündigen Wachdiensten eingeteilt. Das bedeutet, dass ein Dienst auch mitten in der Nacht um null oder vier Uhr anzutreten ist. Dann heißt es Anker- oder Hafenwache gehen, Segel setzen, Festmacherleinen und Fender bedienen, Ausguck gehen, Schiff steuern, Wetter beobachten, Mahlzeiten zubereiten, Geschirr spülen, Gemeinschaftsräume reinigen und und und…
Alle Mann an Deck der Alexander von Humboldt II
Und trotz dieser täglich zu verrichtenden Arbeiten gibt es Niemanden an Bord, der nicht mit Feuereifer dabei ist. Aus einzelnen Teilnehmern wird innerhalb kürzester Zeit eine Einheit. Daraus entwickeln sich oft jahrelange Freundschaften. Jedem an Bord, angefangen von den Trainees bis hin zum Kapitän, ist bewusst, dass solch ein stolzer Dreimaster nur gemeinsam gefahren werden kann. Der Kapitän kann nichts ausrichten ohne die Crew und die Crew braucht einen Kapitän. Ein anderer äußerst wichtiger Mensch an Bord ist zweifelsohne die/der Smutje. Denn mit leerem oder knurrendem Magen es arbeitet sich schlecht.
Komm an Bord – Alexander von Humboldt II
Wenn ihr schon jetzt vom Lesen „infiziert“ seid und Sehnsucht nach einem Törn mit der „Alex 2“ verspürt, habt Ihr hier die Möglichkeit, einen der begehrten Plätze zu buchen. Und keine Sorge, es sind keinerlei Vorkenntnisse erforderlich.
*Trainees sind all diejenigen, die nicht zur Stammbesatzung gehören, aber in diese integriert werden.
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