„Klein aber oho“ – unter diesem Motto steht die Sonderausstellung zur Sieghold-Werft im Historischen Museum Bremerhaven. Der Bau und die Reparatur von Schiffen prägte die Geschichte Bremerhavens. Werften waren einst die größten Arbeitgeber. Zigtausend Menschen waren hier im Laufe der Jahrzehnte beschäftigt. Dabei bildeten die Werften jeweils einen Mikrokosmos mit starkem Identifikationspotential. Jede Werft war ein wenig anders. Jede hatte ihre Spezialgebiete. Aber alle zusammen hatten Einfluss auf die Arbeitswelt in Bremerhaven.
Sieghold war einer der kleineren Schiffbaubetriebe in der lokalen Werftenlandschaft. Doch sie etablierte sich im lokalen Wettbewerb mit besonderen Fähigkeiten und Innovationen. Anlässlich des 100sten Gründungstages bietet das Historische Museum Bremerhaven einen Einblick in die Geschichte der Sieghold-Werft, auf ihre Spezialitäten und Besonderheiten. Die Ausstellung „Klein aber oho“ ist bis 13. April 2025 zu sehen.
Vom Fahrrad zum Schiff
Die Anfänge von Sieghold waren klein, aber fein. Der Maschinenbauer Max Sieghold gründete 1924 einen kleinen Schlossereibetrieb. Zuerst reparierte er in erster Linie Haushaltsgeräte und Fahrräder. 1927 zog Max Sieghold mit seinem Betrieb in den Fischereihafen. Dort übernahm er erste Reparaturen von Schiffen. So baute er seinen Betrieb immer weiter zu einer Werft aus. 1937 holte Max Sieghold das erste Schwimmdock nach Bremerhaven. Damit sorgte die Sieghold-Werft zum ersten und sicherlich nicht zum letzten Mal für viel „oho“ in der Stadt.
Von der Reparatur- zum Neubau-Werft
Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich der Betrieb entscheidend weiter. Die Werft begann in den 1950er Jahren mit dem Neubau von Schiffen und setzte damit in ihrer Geschichte einen neuen Meilenstein. Auch eine eigene Reederei wurde gegründet. Der erste Neubau CORNELIA SiEGHOLD wurde 1951 fertiggestellt. Max Sieghold verstarb 1955. Das Unternehmen wurde von seinen Söhnen weitergeführt. Heinz W. Sieghold übernahm den Werftbetrieb, sein Zwillingsbruder Gralf Sieghold erfüllte Aufgaben in der Reederei.
Einstieg der Werft in das Bohrinselgeschäft
Durch die Reparatur der MR. LOUIE holte die Sieghold-Werft 1964 die erste Bohrinsel nach Bremerhaven. Dies markiert den Einstieg in das Bohrinselgeschäft. Reparaturen und später auch der Bau von Bohrinseln wurden Teil des Kerngeschäftes. In diesem Bereich nahm die Werft eine führende Position in Deutschland ein. Die Fotos in der Ausstellung vermitteln einen Eindruck davon, wie die gewaltigen Bohrinselkonstruktionen aus dem Stadtbild herausragten.
Gemeinsam stark
Sei es in den Reparaturen, Neubauten oder Umbauten von Schiffen oder das Bohrinselgeschäft: Sieghold zeichnete sich stets durch Innovation, Kreativität und Courage aus. Sie fürchtete sich nicht vor neuen Herausforderungen – ein Mut, der sich lohnte. Ein Grundpfeiler für das Unternehmen waren die engagierten, fachkundigen Mitarbeitenden sowie die Zusammenarbeit und der Zusammenhalt der Belegschaft.
Das Ende der Werft
In den 1980er Jahren war die Sieghold-Werft aufgrund eines Insolvenzverfahrens wirtschaftlich geschwächt. Hinzu kamen die Einbrüche an Aufträgen aufgrund der Werftenkrise. 1988 wurde die Werft daher an den Bremer Werftenverbund unter Leitung der Bremer Vulkan AG verkauft. Damit endet die 64-jährige Geschichte der Werft.
Ein Blick ins Werft-Archiv
Der ehemalige Direktor Heinz W. Sieghold hat dem Historischen Museum Bremerhaven im Jahr 2019 freundlicherweise die Bestände des Werftarchivs gestiftet. Dadurch wurde es möglich, zum 100-jährigen Jubiläum des Unternehmens eine Sonderausstellung zu konzipieren. Die gibt Ausstellung gibt darüber hinaus auch einen kleinen Einblick in die Museumsarbeit. Denn sämtliche Schiffbaupläne, Fotos und Dokumente des Archives werden durch die Museumsmitarbeiter*innen gesichtet und erfasst. Dabei geben die gezeigten Objekte nur einen Bruchteil der bereits verzeichneten 1600 Schiffbaupläne und 2000 Fotos wider. Auch diese Zahlen sind nur Bruchteile der noch zu dokumentierenden Schiffbaupläne, Fotos und Dokumente. Die Arbeit im Hintergrund geht also auch nach Fertigstellung der Ausstellung weiter.
Highlight: „Werft-Wimmelbild“
Besonderes Highlight der Ausstellung: Ein Abschnitt der Galerieausstellung ist ganz Fotos von alltäglichen Arbeitssituationen gewidmet. Sie zeigen besonders eindrücklich das Leben auf der Werft. Die Fotos laden zum Entdecken und vielleicht auch zum (Wieder)erkennen ein. Denn zu vielen Gesichtern auf den Fotos gibt es keine Namen.
Wenn Besuchende eine Person auf den Fotos erkennen oder gar selbst Erinnerungen an die Sieghold-Werft haben, sind sie herzlich dazu eingeladen, mit dem Museumsteam Kontakt aufzunehmen.
Programm
Wer nun neugierig auf Sieghold geworden ist, kann sich die Sonderausstellung „Klein aber oho – Die Sieghold-Werft 1924-1988“ noch bis zum 13.04.2025 im Historischen Museum Bremerhaven anschauen.
Weitere Informationen zur Ausstellung und zum Begleitprogramm findet Ihr auf unserer Website.
Autorin für das Historische Museum Bremerhaven: Katharina Habben