Morgenstund‘ hat Gold im Mund
Heute Morgen bleibt mir im Bad nur Zeit für eine Katzenwäsche. Eine ganze Stunde früher als sonst beginnt ausnahmsweise mein Arbeitstag. Eigentlich bin ich ein echter Morgenmuffel, die gerne mal das Klingeln des Weckers überhört. Aber auch ich muss zugeben: Morgenstund‘ hat Gold im Mund. Als ich auf mein Fahrrad steige ist die Luft noch klar und die Bremerhavener Innenstadt menschenleer. Ich bin voller Vorfreude und extrem gespannt, was mich gleich erwartet. Ich bin mit unseren Tierpflegern Thomas und Tim verabredet, die ich heute bei ihrer morgendlichen Routine auf der Pumaanlage im Zoo begleiten darf.
Hier stinkt‘s ja wie im Pumakäfig
Im Gegensatz zu mir sind Thomas und Tim schon hellwach, als wir den Pumastall betreten. Ein strenger Geruch schlägt mir entgegen. Ihr kennt bestimmt die Redewendung: „Hier stinkt’s ja wie im Pumakäfig“. Nehmen die Pumas es mit der Katzenwäsche etwa doch nicht so genau? Nein, im Gegenteil: Pumas sind sehr reinliche Tiere und verbringen sehr, sehr viel Zeit mit ihrer Körperpflege. Dabei nutzen sie, als wasserscheue Tiere, jedoch kein Wasser. Daher kommt übrigens der Begriff der „schnellen Katzenwäsche“. Der strenge Geruch hingegen kommt vom Puma-Urin, der, wie bei anderen Katzen auch, von Natur aus einen sehr hohen Anteil an Ammoniak und Schwefelwasserstoff hat. Da es noch sehr früh ist und wir uns gerade sozusagen im „ungelüfteten Schlafzimmer“ der Pumas befinden, ist der Geruch also entschuldigt.
Geschlafen wird hier allerdings schon lange nicht mehr. Unsere beiden Pumas Yakiri und Makawi mustern mich – die fremde Person – hellwach und mit durchdringendem Blick. Die beiden sind in der Tat imposante Raubtiere und spätestens jetzt ist auch meine Müdigkeit komplett verschwunden.
Das A: Die Sauberkeit
„Das A und O der Tierpflege ist die Sauberkeit und die Beschäftigung der Tiere“, klärt mich Thomas auf, als ich ihm und Tim auf die Anlage folge. Beides ist unabdingbar für das Wohlbefinden der Tiere.
Obwohl Tim heute als Urlaubsvertretung im Revier nur aushilft, wirken Thomas und Tim wie ein sehr eingespieltes Team. Tim reinigt in Rekordzeit die Besucherscheiben von innen und entfernt die Kothaufen auf der Anlage. Yakiri und Makawi haben zwar keine Katzentoilette, nutzen aber meistens die gleichen Stellen, um Kot abzusetzen. Die rechte Besucherscheibe und die Tierpfleger-Tür zum Stall sind aktuell ihre Lieblingsplätze.
Währenddessen schwingt Thomas bereits den Wasserschlauch und reinigt den Bachlauf und das Wasserbecken gründlich. Das ist ihm besonders wichtig, da die Pumas diesen als Trinkwasser nutzen. Tim unterstützt Thomas mit einem Schrubber. Wenige Minuten später strahlt die Anlage blitze blank.
Und das O: Die Beschäftigung
Nach der Reinigung widmet Tim sich dem „Behavioural and Environmental Enrichment“, der Verhaltens- und Lebensraumbereicherung. Warum das so wichtig ist, habe ich euch bereits in dem Blogbeitrag „Tierbeschäftigung im Zoo am Meer: Spielzeug für die Keas“ berichtet. Für die Pumas hat Tim zwei Gewürzsorten, Curry und Zimt, sowie ein Baldrian-Spray mitgebracht. Alle drei dienen dazu, den Tieren geruchliche Reize zu verschaffen. Tim verstreut ein bisschen Curry hier, ein bisschen Zimt da, ein bisschen Baldrian dort – und ich bin gespannt, wie das bei den Tieren ankommen wird. Thomas erklärt, dass zur Katzenwäsche bzw. der Fellpflege der Pumas auch gehört, sich gerne in den Gewürzen zu „baden“ und sie in ihrem Fell zu verteilen. Pumas wollen eben – genau wie wir auch – gut riechen.
Die naturnahe Anlage erfordert entsprechende Gartenpflege
Ich persönlich finde, dass die Pumaanlage eine unserer schönsten Anlagen ist. Ich finde sie durch die großen Baumstämme und die hohen Felsaufbauten, welche Plattformen als Liegeflächen und Ausguck bieten, toll strukturiert. Außerdem mag ich die dichte Vegetation, die sehr viele Versteckmöglichkeiten für die Tiere bietet. Die Besucher:innen vor der Besucherscheibe können das Ende der Pumaanlage nicht sehen und die Pumas kommen im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Dickicht gelaufen. Die Vegetation benötigt aber natürlich auch eine entsprechende Pflege. Gut, dass Thomas ganz gerne ein bisschen gärtnert. Zu seiner Routine gehört es also auch, hier und da Äste zu kürzen und bei trockenem Wetter die Anlage entsprechend zu bewässern.
Welcher Duft liegt da in der Luft?
Ich staune wirklich: Nach nur einer halben Stunde sind Tim und Thomas fertig. Später wartet auch noch die „Katzenwäsche“ des Stalls. Aber zuerst müssen die beiden weiter, denn auch die anderen Tiere wollen versorgt werden. Der Stall kann warten. Ich nutze die Zeit und beobachte Yakiri und Makawi noch ein bisschen, die nun auf der Anlage sind. Die beiden inspizieren gerade ihr Revier. Überall wird geschnüffelt und nach Spuren gesucht. Vor allem die Stellen, an denen Tim die Gewürze verstreut hat, werden ausgiebig unter die Lupe genommen. Während ich vor der Besucherscheibe stehe, beäugen mich Yakiri und Makawi immer wieder kritisch und wecken in mir das Gefühl, dass sie heute nicht nur die Gewürze riechen, sondern vielleicht auch etwas von meinem Duft. Es fasziniert mich immer wieder jedes Mal aufs Neue, den Tieren, nur durch eine Glasscheibe getrennt, gegenüber zu stehen.
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