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Jurassic World – „Dinosaurier“ im Zoo am Meer

Als Kind sah ich das erste Mal den Film Jurassic Park I im Fernsehen. Ich war völlig fasziniert von den Dinosauriern und löcherte meine Eltern […]

am Aquarium stehende Frau
19. Juli 2018
4 min Lesezeit
Keas Titelbild Zoo am Meer

Als Kind sah ich das erste Mal den Film Jurassic Park I im Fernsehen. Ich war völlig fasziniert von den Dinosauriern und löcherte meine Eltern anschließend mit Fragen: Warum sind die Dinos ausgestorben? Woher weiß man so viel über sie? Warum ist es nicht möglich sie, genau wie im Film, wieder zum Leben zu erwecken? Meine Faszination für Dinos hält bis heute an. Natürlich habe ich alle anschließend erschienenen Filme auf Großleinwand im Kino gesehen. Auch den Kinostart von Jurassic World II konnte ich kaum erwarten. Zu diesem Zeitpunkt ist gerade mein kleiner 12-jähriger Cousin Niklas in Bremerhaven zu Besuch. Ich überrede ihn mit mir ins Kino zu gehen. Nach dem Film erzählt Niki, wie schade er es findet, dass es Dinos heutzutage nicht mehr gibt. Als ich behaupte, dass es Dinosaurier sehr wohl noch gibt, schaut er mich an, als wäre ich verrückt. Wir wetten kurzerhand um eine Kugel Eis. Dann führe ich ihn zum Zoo, um ihm die heute noch lebenden Dinos zu zeigen.

Reptilien erinnern an Dinosaurier

Niki weiß, dass das Wort „Dinosaurier“ so viel bedeutet wie gewaltige Echse. Er verdreht die Augen und meint genau zu wissen, dass ich ihm gleich unsere Reptilien zeigen werde. Der Zoo hat hier einiges zu bieten: Neben einem Leguan, dem Großen Madagaskar-Taggecko, Ringelnattern und Königspythons sind auch Sumpfschildkröten und Köhlerschildkröten zu sehen. Wenn man sie sich ganz genau ansieht, so erinnert tatsächlich einiges an Dinosaurier: Die regelmäßige Hornschuppenhaut der Schlangen, der lange Schwanz des Geckos, die ausgeprägten Krallen der Köhlerschildkröte und natürlich vor allem die beeindruckende Kehlwamme sowie die Stacheln im Nacken und auf dem Rücken des Leguans. Mit den noch heute lebenden Reptilien sind die Dinosaurier jedoch nur sehr entfernt verwandt. Tatsächlich hat sich ihre Entwicklungslinie bereits vor circa 300 Millionen Jahren von einem gemeinsamen Vorfahren abgespalten. Die Blütezeit der Dinosaurier startete dagegen erst vor 200 Millionen Jahren.

Grüner Leguan
Grüner Leguan [© Zoo am Meer Bremerhaven]

Vögel sind kleine Dinosaurier

Ich zeige Niki bei unserem Rundgang durch den Zoo jedoch nicht unsere Reptilien, sondern bleibe vor dem Kea-Gehege stehen. Keas sind Papageien, die in Neuseeland leben und vor allem durch ihre beeindruckende Intelligenz bekannt sind. Ich fordere Niki auf, sich die Keas ganz genau anzusehen. Er schaut mich sehr kritisch an, denn auf den ersten Blick haben sie mit Dinosauriern ja nun wirklich nicht viel gemeinsam. Sieht man jedoch näher hin, so kann man deutlich erkennen, dass der unbefiederte Fuß ebenfalls mit Hornschuppen bedeckt ist. Die Zehen haben beeindruckende Krallen. Und die kurzen Deckfedern am Bauch sehen fast wie die regelmäßigen Schuppen eines Reptils aus.

Kea
Kea [© Zoo am Meer Bremerhaven]

Die Evolution der Federn

Ich erkläre Niki, dass manche Wissenschaftler vermuten, dass sich die Federn ursprünglich aus Reptilienschuppen entwickelt haben. Die allerersten Federn waren dabei noch sehr ursprünglich, eher federartige Filamente und definitiv nicht zum Fliegen geeignet. Man glaubt, dass sie, ähnlich wie die Haare der Säugetiere, vor allem der Wärmeisolation des Körpers dienten. Dinosaurier hatten einen mesothermen Stoffwechsel. Das ist ein mittelwarmer Stoffwechsel der zwischen dem gleichwarmen Stoffwechsel der Vögel und dem wechselwarmen Stoffwechsel der Reptilien liegt. Neben der Wärmeisolation dienten die Federn im Laufe der Evolution auch dazu Farbsignale zu senden, entweder vor Geschlechtspartnern oder vor Feinden. Vermutlich konnten Dinosaurier, genau wie Vögel, kurzwelliges und ultraviolettes Licht sehen. Sie nahmen ihre Umwelt also sehr viel bunter wahr als wir Menschen. Damit überhaupt Farben im UV-Bereich entstehen, ist jedoch eine Lichtbrechung der Sonnenstrahlen an einer breiten Oberfläche notwendig.  Die ursprünglichen, eher federartigen Filamente entwickelten sich so im Laufe der Evolution zu kurzen flacheren Federn. Aus diesen haben sich dann erst später die Konturfedern entwickelt, die es schließlich auch dem Archäopteryx ermöglichten die Luft zu erobern. Dass der Archäopteryx bereits Schwungfedern hatte weiß natürlich auch Niki.

Federn Kea
Schwungfedern der Arm- und Handschwinge, sowie eine Deckfeder des Keas. [© Zoo am Meer Bremerhaven]

Der Urvogel Archäopteryx

Der Urvogel Archäopteryx ist jedem als Bindeglied zwischen Reptil und Vogel bekannt. Er zeigte typische Merkmale eines Reptils, wie beispielsweise die lange Schwanzwirbelsäule oder Zähne im Kiefer. Gleichzeitig zeigte er aber auch typische Vogelmerkmale, wie die zum Gabelbein verschmolzenen Schlüsselbeine, Flügel und Federn sowie eine nach hinten gerichtete Zehe. Weitere Fossilfunde verschiedener gefiederter Dinosaurierarten belegten das frühe Vorkommen der für Vögel typischen, leichten, hohlen Knochen. Dank dieser Fossilfunde weiß man, dass sich die heute lebenden Vögel während der Zeit des Jura aus den Theropoden entwickelt haben. Zu den Theropoden zählt man neben dem Archäopteryx auch andere Raubsaurier: Zum Beispiel den Tyrannosaurus und die Velociraptoren. Die kennt Niki aus den Filmen „Jurassic Park“ und „Jurassic World“ nur zu gut.

Massenaussterben

Mit dem Kreide-Paläogen-Massenaussterben vor circa 66 Millionen Jahren sind also nicht alle Dinosaurier ausgestorben: Eine spezielle Entwicklungslinie der Theropoden überlebte mit den Vögeln bis heute. Ich grinse Niki an und freue mich bereits auf meine Kugel Eis. Gleichzeitig denke ich aber auch daran, dass wir uns aktuell im Zeitalter des Anthropozän befinden. Das Zeitalter wurde so benannt, weil sich die anthropogene, also die vom Menschen verursachte Umweltbeeinflussung, extrem auf unsere Artenzusammensetzung auswirkt. Der Mensch verursacht aktuell leider ein Massenaussterben. Die Klasse der Vögel ist extrem erfolgreich. Vögel leben auf allen Kontinenten und machen etwa ein Drittel aller lebenden Landwirbeltiere aus. Jedoch sind heute bereits viele Vogelarten ausgestorben bzw. akut vom Aussterben bedroht. Wir können also nur hoffen und durch nachhaltiges Handeln bewirken, dass unsere heute noch lebenden „Dinos“ auch unsere Enkelkinder faszinieren werden.

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Antje Mewes

Meine Liebe zum Meer und meine Faszination für die Tierwelt führten mich in den Zoo nach Bremerhaven. Lasst Euch von tierischen Beiträgen überraschen.

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