bremenports hält Bremerhaven dicht – zur Weser hin! Okay, auch wenn es sozusagen um „Verschlusssachen“ geht, ist es am Ende kein Geheimauftrag. Aber der alljährliche Ablauf ist ähnlich akribisch vorbereitet und getaktet.
Knapp 20 Leute in bremenports-Warnjacken, zwei Tage Zeit und mehr als reichlich Öffnungen, die es zu verschließen gilt. Das sind die Rahmendaten bei der alljährlichen „Deichverschlussschau“ zum Hochwasserschutz. Dabei werden einmal alle Schotten Bremerhavens dicht gemacht – damit im Ernstfall, wenn tatsächlich das Wasser kommt, nichts schief geht.
Ein schützendes Tor
„Das schönste Hochwasser-Schutztor bringt nichts, wen es sich im Fall des Falles nicht zeitgerecht schließen lässt. Der Worst-Case wäre, wenn uns das Wasser beispielsweise trotz vorhandenem Deich einfach durch einen offenen Deichschart läuft – weil wir diesen nicht schnell genug geschlossen haben“ erzählt Christan von Deetzen, Teamleiter Deiche bei bremenports.
Probe für den Hochwasserschutz
Deswegen wird einmal im Jahr für den Hochwasserschutz geprobt. Jeder Verschluss wird einmal geschlossen und anschließend wieder geöffnet.
So soll sichergestellt werden, dass im Ernstfall jeder Handgriff sitzt und alle die technischen Anlagen einwandfrei funktionieren. Und davon gibt es an der 22 Kilometer langen Hochwasserlinie der Seestadt Bremerhaven einige. Genau 69 Öffnungen sind es, von denen je nach Stärke oder vielmehr Höhe einer angekündigten Sturmflut einzelne, oder eben – wenn die Wellen richtig an die die Deiche und Hochwasserschutzanlagen zu klopfen drohen – auch alle geschlossen werden müssen.
Deichscharte, Stemmtore, Schiebetore, Sperrwerke, Schieber, Dammbalkenverschlüsse.
Muskeln sind gefragt! Vielfalt ist bei den Durchlässen, die bei Sturmfluten zu potenziellen Gefahren werden, Programm. Nicht selten ist dabei ordentlich Muskelkraft gefragt Die Dammbalken für die Treppen am Deich vor der Strandhalle allein wiegen gut 30 Kilogramm das Stück.
Ältere Stahlvariante beim Deichverschluss am Richtfunkturm des Wasser- und Schifffahrtsamtes können sogar 100 bis 150 Kilogramm auf die Waage bringen. Selbst verteilt auf bis zu sieben Mann, die man zum Tragen und Montieren der Dammbalken braucht, ein ordentlicher Kraftakt.
Hochwasserschutz: Alle Schotten dicht!
Wann genau welche Maßnahmen im Ernstfall ergriffen werden müssen, ist im Detail in der „Sturmflutordnung“ geregelt, die jeweils Punkt für Punkt abgearbeitet wird. Wenn mit einem Wasserstand von mehr als zwei Metern über dem normalen Hochwasser gerechnet wird, gilt Alarmstufe eins. Dann müssen erste Tore oder Deichscharte geschlossen werden, während andere Durchlässe noch offengehalten werden können.
Ab drei Metern über dem normalen Hochwasser heißt es dann aber umgehend „alle Schotten dicht“ entlang der Deichlinie.
Hochwasserschutz: Planung muss sein!
Verantwortlich dafür, dass Bremerhaven bei Hochwassergefahr zum Strom hin „zu“ macht ist letztlich Michael Kellmer gemeinsam mit seinem Team Hafen- und Deichunterhaltung bei bremenports. Zur Deichverschlussschau werden dabei jedes Jahr genau die Kollegen eingeteilt, die auch während der anschließenden Sturmflutsaison Bereitschaftsdienst haben. So wird sichergestellt, dass jeder wirklich weiß was zu tun ist, wenn es zu tun ist.
Üben, üben, üben…
Dabei hilft das gemeinsame Üben hilft ungemein – auch wenn die Situation im Ernstfall natürlich anders ist. Denn wenn dann die verschiedenen Durchlässe verschlossen werden, geht es längst nicht so gemütlich wie bei der Deichverschlussschau zu. Von Deetzen: „Wir haben dann weitaus weniger Zeit und außerdem ist es jahreszeitbedingt meist dunkel, windig, kalt und nass draußen.“
6 Tonnen schweres Schutztor
Und wenn Kellmer und von Deetzen ein Sprichwort verinnerlicht haben, dann ist es dieses: „unverhofft kommt oft“. Deshalb gibt es immer auch einen Plan B: „Wenn beispielsweise unser neuestes Baby in der Hochwasserschutzlinie – das 16 Tonnen schwere Schutztor am Columbusbahnhof – sich nun partout nicht selbständig hydraulisch schließen will, weil der Strom ausgefallen ist, dann springt erst einmal ein Notstromaggregat an. Und wenn auch das versagt, verschließen wir das „Loch in der Linie“ eben manuell – mit Balken.
Am Ende gilt: „Hauptsache das Wasser bleibt draußen“ so von Deetzen.