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Hafenkneipenfestival 2019

Wird´s draußen kalt und nass, dann wird´s drinnen gemütlich und laut: Das 1. Hafenkneipenfestival hat in Bremerhaven stattgefunden und die Fortsetzung ist schon geplant. Der […]

Portrait Frau aus dem Kulturamt
5. Dez. 2019
5 min Lesezeit
Eine beleuchtete Hausfassade und der Eingang "Zur Gemütlichen Ecke"

Wird´s draußen kalt und nass, dann wird´s drinnen gemütlich und laut: Das 1. Hafenkneipenfestival hat in Bremerhaven stattgefunden und die Fortsetzung ist schon geplant.

Der November ist ein landläufig als ein nasser, kalter, nebliger und ungemütlicher Monat bekannt. Dieses Jahr zeigt er sich auch wirklich als Prachtexemplar seiner Art: Morgens wird es immer dunkler und der Nebel begleitet uns durch den Tag. Bevor ich dann abends heimkommen, ist das fahle Licht schon wieder verschwunden.

Noch immer sind wir hier im Kulturamt mit unserer Veranstaltungsreihe zum Stadtjubiläum 2027 auf der „Reise zur Seele der Stadt“ beschäftigt. Beim Lustwandel und auch bei der Langen Nacht der Kultur waren wir in diesem Jahr draußen unterwegs, deshalb gehen wir jetzt mal rein – und zwar in die Hafenkneipen.

Zwei Personen stoßen mit Bier an. Im Hintergrund hängt das Plakat des Hafenkneipenfestivals
Es ist Hafenkneipenfestival in der Stadt (c) Kulturamt Bremerhaven

Hafenkneipen

Hafenkneipen – sie sind hier in Bremerhaven so selbstverständlich wie die Möwen und das Wasser. Vielleicht sind sie ein bisschen aus der Zeit gefallen, denn Google Maps kennt die meisten von ihnen nicht und auch Tripadvisor weiß keinen Rat. Doch sie sind da und haben schon so manch einem Konjunktursturm, einigen Wirtschaftsflauten und hier und da einem Thekenschiffbruch Stand gehalten. Das Szenario überall ähnlich: eine Schiffsglocke, Taue, Steuerräder, Schiffsbilder über der dunkel gebeizten Theke, der Stammgast davor und die Fahne der Gastfreundschaft gehisst.

Wir rücken mit dem Hafenkneipenfestival einige der Orte ins Rampenlicht, die sonst nur von kleinen Tresenlichtern beleuchtet werden, aber doch so wesentlich, ursprünglich und echt noch immer für den Charakter unserer Stadt stehen.

In Lehe ist die Kneipendichte am größten, weshalb wir hier starten. Es wird sogar gesagt, Bremerhaven sei die Stadt mit der höchsten Kneipendichte Deutschlands. Ein ehrwürdiger Titel, den jedoch leider die Internetrecherche nicht bestätigen konnte, aber als „urban legend“ funktioniert es auch gut.

In der Tradition unserer Stadt sind diese Hafenkneipen der Ort, wo seit jeher Landratten neben Seemännern sitzen und der Schnaps jede Sprachbarriere löst. Niemand sucht hier das große Erlebnis oder den krassen Geheimtipp, sondern oft nur ein Zusammen- statt dem Alleinsein, ein Wohnzimmer für viele.

Ein Wohnzimmer für die Einheimischen, ein Zuhause für die Durchreisenden – wenn wir uns auf die Reise zur Seele der Stadt machen, dann müssen wir hier nicht lange suchen. Wenn sie im Mai noch an historischen Orten tanzte und im Juni zwischen Lichtern auf dem Theodor-Heuss-Platz träumte, dann sitzt die Seele der Stadt heute am Tresen, raucht und hängt sich eine Träne ins Knopfloch, während der Shanty ausklingt.

Ein Mann spielt auf einer Gitarre - hinter ihm hängt eine Sonne aus Spiegelglas an der Wand.
Marvin SG bei Bobby – mit AC/DC im Sonnenaufgang (c) Kulturamt Bremerhaven

Hafenkneipenfestival – wie läuft´s?

Für die Umsetzung des Hafenkneipenfestivals konnten wir einen von denen gewinnen, die wissen wie es geht: Kevin Ricke – Inhaber des Rock-Centers. Kevin hat es geschafft, Kneipenwirte, Musiker und Bands aus der Stadt für die Sache zu begeistern und so steht der Plan: Fünf Kneipen, zwei Tage, Musik aus der Stadt – Konzept fertig.

Am 22. November sitze ich um zehn nach acht in der Zollinlandklause und bin gespannt, ob es funktioniert. Von acht bis um elf gibts nun in fünf Kneipen Musik auf die Ohren – aber kommt auch jemand?

Ein älteres Ehepaar – regelmäßig Gäste des Rock-Centers und wohnhaft umzu – setzt sich zu uns an den Tisch und freut sich auf den Abend. Schnell ist man beim Du, die Nussschale auf dem Tisch wird leerer, die Bude füllt sich. Im Garten gibt es darüber hinaus Eintopf und warme Getränke. Es ist unglaublich gemütlich, dabei läuft die Musik noch nicht mal.

Dann legen die Filthy Hobos los: musikalisch sind sie irgendwo zwischen Folk, Swing und Klezmer zuhause. Es sind viele Leute da, die Filthy Hobos singen Songs durchs Megafon und acapella mit allen. Ich bin zufrieden. Es läuft!

Alle Bands spielen – neben eine Grundgage- auf den Hut. Außerdem hat die Zollinlandklause beschlossen, auf die Getränkepreise jeweils 50 ct. für die Band draufzuschlagen. Hier gibt es also im wahrsten Sinne Trinkgeld für die Musiker.

Der Sänger der Filthy Hobos singt beim Hafenkneipenfestival durch ein Megafon in der Zollinlandklause
Die Filthy Hobos in der Zollinlandklause (c) Kulturamt Bremerhaven

Eine bunte Tüte

Es gibt richtig viel Musik direkt hier aus der Seestadt und auch das soll das Hafenkneipenfestival zeigen:

Ulrich Keller singt in den Stadtparkstuben die alten bekannten Songs der Amerikaner und ich kann ein bisschen begreifen, wie es wohl war – damals, als the american way of life auch in Bremerhaven noch zuhause war.

Marvin SG spielt Bei Bobby – während er mit den Songs von AC/DC seine Gitarre schreddert, geht hinter ihm die Sonne auf – oder unter.

Am Samstagabend spielen Pub Fiction in der Zollinlandklause und erfüllen damit der Wirtin ihren Wunsch nach Irish Folk. Muckezieren sind am Samstag in den Stadtparkstuben zu Gast und die Bude ist richtig voll.

Bei Bobby finden wir am Samstag die musikalischen Innenarchitekten von Raum/27 – die beiden kommen sogar mit Vorband und starten gerade so richtig durch. Frei nach dem Motto: heute Hafenkneipenfestival, morgen Deichbrand.

Im Donald Duck gibt es an beiden Abenden Hip-Hop-Sessions, die gut besucht sind. Der Leher Rapper Brobick hat Samstag sogar zum Pre-Release seiner neuen Songs zusammen mit 360Grad geladen.

In der gemütlichen Ecke finden an beiden Abenden Open Jams und eine Aftershowparty statt. Spontan fürs Hafenkneipenfestival zusammengefunden, gibt’s dort stilecht im Fischerhemd Shantys vom Akkordeon und zum Mitsingen.

Im Donald Duck findet eine Hip-Hop-Session statt. Ein Rapper tritt beim Hafenkneipenfestival auf
Hip-Hop bei Donald Duck – es gab Musik für jeden Geschmack. (c) Kulturamt Bremerhaven

Are you lonesome tonight?

In jeder Kneipe finden sich an den beiden Abenden die Leute ein, die wohl immer dort sind. Zusätzlich geht aber auch immer wieder die Kneipentür auf und es kommen Menschen dazu, die wohl vermutlich noch nie hier waren. Es ist eine bunte Mischung aus jungen und älteren Menschen, Rockern, Rappern und Punks, Arbeitslosen und Akademikern, Menschen von umme Ecke und Leute von umzu.

Irgendwann verlassen wir die Zollinlandklause und laufen die Hafenstraße hoch zu den Stadtparkstuben. Eine ältere Dame aus Italien, die ich vor einer Stunde noch nicht kannte, fordert mich zum Tanzen auf und Ulrich Keller singt „Are you lonesome tonight?“ – ich schau mich um, um denke „nein!“

Ein Paar tanzt beim Hafenkneipenfestival in einer Kneipe. Im Hintergrund steht der Sänger Ulrich Keller.
Es darf auch getanzt werden – Ulrich Keller in den Stadtparkstuben (c) Kulturamt Bremerhaven

[bre_box title=“Weiter gehts:“ style=“soft“ box_color=“#002c4c“ radius=“5″] Weil´s gut war und weil´s Spaß gemacht hat, gehen wir im Februar direkt in die nächste Runde Hafenkneipenfestival. Mehr Infos dazu findet Ihr dazu bald unter www.hafenkneipenfestival.de [/bre_box]

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Portrait Frau aus dem Kulturamt
Annika Jaeger

Kulturamt Bremerhaven Ursprünglich dem Ruhrgebiet entwachsen, bin ich schon einige Zeit unter dem weiten, norddeutschen Himmel zuhause – aber nun ganz frisch: Bremerhaven! Begleitet mich auf neuen Wegen – immer im Gepäck: Neugier, Spaß und die Sehnsucht nach frischem Wind!

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