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Vor Ort – Kunsthandwerk in Coronazeiten

Wisst ihr eigentlich, dass Bremerhaven wirklich viele kreative Köpfe hat, die auch ihr Handwerk echt beherrschen? Ich zeige Euch heute, wie viele der Bildenden Künstler*innen […]

Die Autorin trägt Kopfhörer- im Hintergrund ist Equipment zu sehen
3. Dez. 2020
6 min Lesezeit
Bilder hängen an einer Wand. Sie zeigen unterschiedliche Motive

Wisst ihr eigentlich, dass Bremerhaven wirklich viele kreative Köpfe hat, die auch ihr Handwerk echt beherrschen? Ich zeige Euch heute, wie viele der Bildenden Künstler*innen mit ihrer Kunst und ihrem Kunsthandwerk, in dieser Zeit, in der Abstand und Quarantäne unseren Alltag bestimmen, trotzdem ganz offen und nah beieinander stehen.

Ein Wort, dass im Advent häufiger genutzt wird als „Last Christmas“ , ist wohl „teilen“. Wenn der erste Lockdown uns auch noch total überrascht hat, sind unsere Bildenden Künstler*innen und Kunsthandwerker*innen jetzt vorbereitet. Weihnachten kommt auch im Coronajahr und sie teilen: Orte!

Die Zeiten sind seltsam und sorgenvoll für viele Menschen und insbesondere für Kulturmenschen. In diesem Artikel geht es darum, dass – im Schatten von Unsicherheit und Irritation – so ein Pandemiejahr auch viele kreative Ideen mit sich bringt und wie eine ganze Szene trotzdem zusammenhält.

Ich zeig Euch extra viele Bilder, damit Ihr alleine beim Lesen und Schauen schon seht, wie weit unser Kunsthandwerk-Feld ist. Außerdem freue ich mich, hiermit mal einen kleinen Einblick in die Szene und die kreativen Kollektive zu geben:

Galerie 149 to go

Außenansicht der Galerie 149 - einer der kreativen Orte
Die Galerie 149 in der „Alten Bürger“ (c) J.Rillke

Die Galerie 149 in der Bürgermeister-Smidt-Str 149 gibt es schon seit 28 Jahren in Bremerhaven, den Verein Bremerhavener Inititative für Kultur e.V. (BIK) sogar schon 35 Jahre. Eigentlich finden dort das ganze Jahr über Ausstellungen statt und eben jährlich auch eine Accrochage. Diese gibt die Möglichkeit, die Arbeiten der Künstler*innen zu sehen, die sonst als Mitglieder des Vereins Bremerhavener anderen den Weg zur Ausstellung in der Galerie 149 bereiten.

Der Titel der Accrochage ist in diesem Jahr: „Bretter, die uns Kunst bedeuten“. Reihum lehnen dicke Holzbohlen, an denen gerahmte Werke hängen. Insgesamt sind 34 Künstlerinnen und Künstler aus Bremerhaven und umzu an der Ausstellung beteiligt.

Gerahmte Gemälde auf Holzbrettern
Bretter, die uns Kunst bedeuten. (c) Galerie 149

In diesem Jahr ist die Accorchage ein Schaufensterbummel. Zu den Öffnungszeiten werden maximal vier Personen gleichzeitig in die Galerie gelassen. Das wechselnde Schaufensterangebot zeigt aber nach und nach die ganze Auswahl. Gleichzeitig wurde die Website der Galerie dahingehend erweitert, dass die Arbeiten auch online einzusehen sind. Ob kleine Puppenstubencollagen oder großformatige Gemälde – die Accrochage zeigt eine große Vielfalt der bildenden Künstler*innen unserer Stadt. Schaut umbedingt mal vorbei, die Accorchage ist jetzt sogar bis zum 12. Dezember verlängert worden.

Bürgermeister-Smidt-Str. 149

Ab geht die Goethe 45

Außenansicht des Stores der Goethe 45
Das Kollektiv Goethe 45 ist in die Innenstadt gezogen (c) D.Kotowski

Ganz anders und doch mit ähnlichem Gedanken hat am 27. November der pop-up-store „ Goethe 45 + friends“ geöffnet. Moritz Schmeckies, der in Lehe das Künstlerhaus „Goethe 45“ koordieniert, erzählt mir, dass die Künstler*innen aus der Goethe45 und dem Umfeld schon das ganze Jahr arbeiten und trotz der Pandemie – oder gerade deshalb – viele Ideen und Konzepte umgesetzt haben. Es ist ganz schön viel entstanden und niemand siehts. Irgendwann war dann klar, dass es nicht nur Einzelnen so geht, sondern das am besten als Kollektiv zu lösen ist.

Die Idee, den Pop-up-Store bis zum 19. Dezember 2020 in der Bürgermeister-Smidt-Str. 78 zu eröffnen, war deshalb ganz naheliegend. Mit Hilfe der STÄWOG und der Innitiative „Springflut“ tragen sie jetzt ein Stück Goethequartier aus Lehe in die Innenstadt und es gibt Mode, Kunst und Design, Lampen, Schmuck und Kurioses. Es gibt echt einiges zu sehen und ich freue mich schon total, noch einmal mit ganz viel Zeit durch den Laden zu bummeln.

In diesem Store kann man wirklich erleben, wie interdisziplinär, vielfältig und abgefahren kreativ vorallem junge Künstler*innen hier in Bremerhaven sind. Insgesamt findet Ihr hier die Arbeiten von sieben Kollektiven oder Labels und alles ist regional in kreativen Köpfen gewachsen und per Hand hergestellt.

Bürgermeister-Smidt-Str. 78

Kunsthandwerk in Wulsdorf: Atelier Filzblau und Edition Schwarzarbeit

Wenn wir dann eine kleine Reise in den Süden unserer Stadt machen, finden wir das Atelier Filzblau (über das es schon einen tollen Blogbeitrag gibt) und die Edition Schwarzarbeit in Bremerhaven-Wulsdorf.

Die Filzerin Maike Leja-Breitlauch und Druckkünstlerin Sandra Jakobs haben am vergangenen Wochenende die Menschen eingeladen – mit Abstand und Hygienekonzept -, zu schauen, was sie alles in den letzten Monaten geschaffen haben.

Der beleuchtete Eingang zur Werkstatt Edition Schwarzarbeit
Herzlich Willkommen in der Edition Schwarzarbeit (c) M.Meyer

Sie haben nicht extra einen zusätzlichen Raum gemietet, sondern einfach ihre Werkstätten auch für drei weitere Künstlerinnen geöffnet. Auch hier gibt es ein solidarisches Ort-Teilen. Die Stimmung war zauberhaft und weihnachtlich. Kunst, Kunsthandwerk, Verfilztes und Beein-druck-endes gibts: Filzlampen und Poesielichter leuchteten, geflügelte Schlüssel und Filzfische schwirrten herum, Maritimes, Verspieltes, Bekränztes. Da dieser Ort nur so kurz geöffnet war, hab ich Euch hier extra viele Bilder angehängt zum Durchstöbern. Falls Ihr auch noch eine kleine Adventsbummelsehnsucht stillen wollt, dürft Ihr auch anrufen und ganz privat noch einmal schauen gehen.

Stein, Küste, Papier

Auch Angela Färber mit ihrem Keramikatelier in der „Alten Bürger“ hat für die Adventszeit drei andere Künstlerinnen mit ihrem Kunsthandwerk eingeladen.

Die Keramikerin Angela Färber hat einen Keramikschneemann in der Hand
Angela Färber hat andere Kunstschaffende in ihr Atelier eingeladen (c)Keramikatelier A.Färber

Neben den Keramikartikeln könnt Ihr dort jetzt Papierkunst aus Maulbeerseide, Baumwolle und Pflanzenteilen von der Papierschöpferin Tatjana Pohl finden. Warum nicht mal einen dieser – in diesem Jahr so stillen – Adventsabende nutzen und den schönsten Brief des Jahres schreiben – auch ganz unabhängig vom Inhalt?

Mirja Wark hat aus den Niederlanden handgewebte Produkte mitgebracht und auch Kira Linea ist mit einer neuen Schmuckkollektion zu Gast. Aus Küstenfundstücken und alten Skateboards werden handgemachte Einzelstücke.

Bürgermeister-Smidt-Str. 194

Ich finde es super, dass sich unsere Künstler*innen und Kunsthandwerker*innen zusammentun und gemeinsam Orte teilen und für uns alle gestalten. Es macht Freude und Mut – und das tut gut. Deshalb von hier: Danke an Euch!

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Die Autorin trägt Kopfhörer- im Hintergrund ist Equipment zu sehen
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Kulturamt Bremerhaven Ursprünglich dem Ruhrgebiet entwachsen, bin ich schon einige Zeit unter dem weiten, norddeutschen Himmel zuhause – aber nun ganz frisch: Bremerhaven! Begleitet mich auf neuen Wegen – immer im Gepäck: Neugier, Spaß und die Sehnsucht nach frischem Wind!

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