Es ist kein Geheimnis: Um Polizist oder Polizistin zu werden, braucht es neben Muskelkraft auch Ausdauer und Köpfchen. Doch wie fit ist fit genug für die Polizei und was erwartet mich im Auswahlverfahren der Polizeien im Land Bremen? Ich nehme euch mit!
Beworben und nun?
Der Entschluss steht fest: Ich möchte Polizistin werden! Meine Bewerbung für die Polizeien im Land Bremen, also für die Polizei Bremerhaven und die Polizei Bremen, konnte ich bequem online ausfüllen und abschicken. Was nun? Das Auswahlverfahren besteht aus vier Teilen: Wissen, Sport, Interview und der ärztlichen Eingangsuntersuchung. Bin ich wirklich fit genug? Für mich geht es nicht um irgendwas, sondern um meinen Traumberuf. Also heißt es jetzt noch regelmäßiger: Rein in die Trainingsklamotten und los! Und neben dem Training für den Sporttest bereite ich mich mit Büchern und im Internet auch noch für die anderen Prüfungssegmenten vor.
Jetzt wird es ernst!
Es ist der erste Prüfungstag. Ich fühle mich eigentlich gut vorbereitet. Aufgeregt bin ich natürlich trotzdem. Auf nach Bremen! Der gemeinsame Einstellungstest der Polizeien Bremen und Bremerhaven findet nämlich auf dem Gelände der Bremer Polizei in Huckelriede statt. Hier geht´s erstmal mit einigen anderen Bewerbern in einem Prüfungsraum. Wir werden herzlich begrüßt. Alle sind irgendwie hibbelig und wollen einfach nur anfangen.
Mein Wissen auf dem Prüfstand
Der Test startet mit einem Deutsch- und einem Intelligenzstrukturtest. Köpfchen, Schnelligkeit und auch Taktik sind hier gefragt. Ich sitze an dem Prüfungscomputer und klicke mich durch die Aufgaben. Es geht auf Zeit. Konzentriert und so schnell wie möglich beantworte ich eine Frage nach der anderen.
Zuerst kommt der Deutschtest. Im Anschluss ist der Intelligenzstrukturtest dran. Logik, Erkennung von Mustern, Rechenaufgaben und Analogien bestimmen den Verlauf dieses Prüfungsteils. Das geht nicht mal eben so. Ich komme bei den Aufgaben echt ins Grübeln und bin mir längst nicht sicher, ob alle meine Antworten richtig sind.
Nach dem Test heißt es: Warten auf die Ergebnisse. Dann die erlösende Nachricht: Ich habe bestanden! Ich darf mein Können nun beim Teil 2 – dem Sporttest – unter Beweis stellen.

Die Sporthalle
Die Runde der Teilnehmenden hat sich etwas gelichtet. Ein paar mussten leider schon nach Teil 1 wieder die Heimreise antreten. Mit dem Rest mache ich mich auf den Weg zur Sporthalle – nur unweit des Prüfungsraumes. Samt Sporttasche geht es rein in die Umkleidekabine. Das Umziehen scheint heute schon Aufwärmtraining genug zu sein. Zumindest, wenn man meinem Herzklopfen glauben möchte. Das Beruhigende: Im Gespräch erfahre ich, dass es den Mädels rechts und links neben mir genauso geht. Das macht die Situation schon wieder etwas entspannter. Zusammen geht es dann in die Halle. Nun aber wirklich warmmachen. Der Sportausbilder wirkt entspannt. Das lässt auch mich nochmal ein Stück ruhiger werden. Ich besinne mich jetzt einfach mal darauf, dass ich mich gut vorbereitet habe. Hoffentlich klappt es auch heute unter Realbedingungen!

„Ruhiger Arm“
Der Test beginnt. Ich stehe an der ersten Station. In der rechten Hand eine Pistole – natürliche keine echte, sondern eine Trainingswaffe, mit der nicht scharf geschossen werden kann. „Ruhiger Arm“ heißt diese Übung. Mit ihr soll neben der körperlichen Leistungsfähigkeit auch die Geschicklichkeit bei der Handhabung der Ausrüstung im Polizeidienst überprüft werden. Ich gehe die Übung noch einmal im Kopf durch: Spanngriff, Verschlussfanghebel betätigen und den Abzug ziehen. Dann geht es los: Nur wenige Sekunden, dann ist es geschafft. Übung bestanden!
„Sicherer Halt“
Für mich geht es mit der Übung „Sicherer Halt“ weiter. Ich bekomme eine seltsam anmutende Apparatur in die Hand gedrückt. Sie soll meine Handkraft überprüfen und so testen, ob ich später im Polizeidienst auch richtig mit anpacken kann. Ich muss das Griffstück des Gerätes fünfmal mit der rechten Hand und fünfmal mit der linken Hand fest zusammendrücken. Jede Einzelmessung muss einen Mindestwert von 25 Kilogramm, alle Messungen im Mittelwert 29 Kilogramm erreichen. Passt! Die Kraft in Hand und Arm hat gereicht. Ich bin erleichtert.

„Hoch hinaus“
Kurze Pause: Einmal durchatmen, einen großen Schluck Wasser trinken und dann weiter zur nächsten Station. Hier ist meine Sprungkraft gefragt. Zuerst wird die sogenannte „Reichhöhe“ ermittelt. Ich stehe mit beiden Füßen fest auf dem Boden und muss meinen Arm samt Fingerspitzen lang nach oben ausstrecken.
Von diesem Punkt muss ein Holzbrett aus dem Sprung erreicht werden, dass noch einmal 35 Zentimeter höher hängt (bei Frauen und bei Männer 43 Zentimeter). Dann darf ich mit der Übung beginnen: Es gilt nun aus dem Stand so hoch wie nur möglich zu springen. Ich gehe in die Hocke, hole Schwung, meine Füße lösen sich vom Boden und meine Hand schlägt mit einem lauten Geräusch gegen das Holzbrett. Das war das Zeichen das es gereicht hat. Damit wären drei der fünf Stationen gemeistert. Es geht langsam aber sicher Richtung Traumberuf.


„Retter in der Not“
Nun also die vorletzte Übung. Die hat es aber definitiv in sich: Es wird die Rettung einer Person aus einer gefährlichen Lage simuliert. Das heißt: Wir müssen über einen Kasten springen und anschließend zwar keine echte Person, dafür aber eine 80 Kilo schwere, mit Sand gefüllte Puppe ganze 25 Meter durch die Halle schleppen/ziehen. Anschließend diese dann noch komplett auf eine große Weichbodenmatte bugsieren. Das alles natürlich auf Zeit.
Ich bin ehrlich: Diese Aufgabe steht mir am meisten vor den Kopf. 80 Kilo sind echt schwer, und nach 25 Metern weiß man, was man getan hat. Ich beruhige mich damit, dass ich mich auch auf diesen Prüfungsteil so gut wie möglich vorbereitet habe. Nun gehe ich etwas zuversichtlicher, aber immer noch tierisch aufgeregt an den Start. Es poltert einmal, kurz den Fuß angestoßen, aber den Kasten habe ich schon mal hinter mir gelassen. Nun greife ich der Puppe beherzt unter die Arme und beginne, sie in kleinen, schnellen Schritten rückwärts Richtung Matte zu zerren. Gefühlt wollen die 25 Meter gar nicht enden, aber irgendwann stoße ich dann doch mit meinen Füßen gegen die Weichbodenmatte. Noch einmal kräftig ziehen, dann liegt der Dummy komplett auf der Matte. Zeit reicht. Haken dran!

„Langer Lauf“
Als letztes wartet der klassische „Cooper-Test“ auf uns. Den kenne ich tatsächlich schon aus meiner Schulzeit. Zwölf Minuten laufen und dabei die geforderte Strecke hinter sich lassen. In meinem Fall hier mindestens 1890 Meter. Ich gehe gerne Joggen. Aus Erfahrung weiß ich aber, dass das Laufen in der Halle und dann immer im Kreis eine Herausforderung für den Körper, aber auch für den Kopf ist. Ich versuche mir vorzustellen, ich laufe draußen im Wald. Die Taktik klappt: Der Kopf ist woanders und die Beine laufen einfach. Am Ende sind es sogar einige Runden mehr als das geforderte Soll. Ich lasse mich einfach auf den harten Hallenboden fallen. So ganz fassen kann ich es noch nicht, aber nach dem schriftlichen Teil habe ich nun auch die Sportprüfung erfolgreich gemeistert.
Nach dem Prüfungstag ist vor dem Prüfungstag
Nachdem ich mit den ersten beiden Testteilen den heutigen Prüfungstag erfolgreich hinter mir gelassen habe, geht es für mich gleich am nächsten Tag weiter. Trotz Aufregung habe ich in der Nacht geschlafen wie ein Stein. Der Sporttest war daran sicherlich nicht unschuldig.
Das Interview
Der noch ausstehende Prüfungsteil am zweiten Tag ist das Interview. Nach einer kurzen Wartezeit werde ich aufgerufen. Ich finde mich sodann in einem hellen, freundlichen Raum wieder. Vor mir sitzt die Prüfungskommission. Insgesamt muss ich mich nun drei Leuten vorstellen. Es herrscht eine freundliche Stimmung. Ich bin trotzdem übelst aufgeregt. Ich soll zunächst meine persönliche und soziale Kompetenz, wie auch meinen Werdegang und den daraus folgenden Berufswunsch Polizistin erläutern. Je länger ich rede, desto ruhiger werde ich und auch das Finden der richtigen Worte scheint jetzt wieder einfacher zu klappen. Abschließend wird noch meinem Wissen rund um die Polizeien des Landes Bremen und meiner Kenntnis von der freiheitlich demokratischen Grundordnung auf den Zahn gefühlt. Dann bin ich durch. Hat es gereicht? Ja!
Geschafft – Tipps für eine gute Vorbereitung
Ich habe das Auswahlverfahren für die Polizeien des Landes Bremen bestanden und einen Studienplatz ergattern können. Ob mir das ohne meine gezielte Vorbereitung auch gelungen wäre? – Ich glaube nicht. Zumindest nicht ohne Weiteres. Polizistin ist mein absoluter Traumberuf. Darum stellte sich mir gar nicht die Frage, ob ich mich vorbereite oder nicht. Allen, die ebenfalls mit dem Beruf des Polizisten oder der Polizistin liebäugeln und sich auf den Test vorbereiten wollen, kann ich nur wärmstens die Internetseite www.fit-genug.de ans Herz legen. Hier findet ihr alle Informationen zu den verschiedenen Prüfungsteilen und gezielte Übungen zur Vorbereitung. Ihr wollt generell erstmal mehr zum Polizeiberuf in Bremerhaven erfahren? – Dann informiert euch auch auf www.seestadtcops.de. Von hier gelangt ihr auch zum Bewerbungsportal der Polizeien im Land Bremen (karriere-polizei.de) und könnt bei Fragen Kontakt mit dem Team der Einstellungsberatung der Polizei Bremerhaven aufnehmen.
In diesem Sinne viel Spaß bei der Vorbereitung und viel Erfolg im Auswahlverfahren!
Der Text stammt von Clara Baur, Ortspolizeibehörde Bremerhaven