Alljährlich vergibt die Stadt Bremerhaven den mit 2.500 Euro dotierten Förderpreis aus der Stiftung der Weser-Elbe Sparkasse an besonders begabte junge Künstlerinnen und Künstler, die in Bremerhaven geboren sind, hier leben oder zur Schule gegangen sind. Die Förderpreisträgerin des Jahres 2017 ist die 23-jährige Musikerin Svea Albrecht. Ihr Instrument ist die Querflöte. Der Preis wurde ihr im Februar 2018 im Rahmen einer Feierstunde im Casino der Weser-Elbe Sparkasse verliehen.
Der Förderpreis wird bereits seit 1986 vergeben und viele der ehemaligen PreisträgerInnen haben sich inzwischen einen Namen gemacht. Einer der bekanntesten ist wohl Volker Engel, der die Auszeichnung im Jahr 1988 erhalten hat.
Die ersten Flötentöne
Einige Tage vor der Preisverleihung habe ich Gelegenheit, mich mit ihr zu unterhalten. Sie erzählt, dass ihre Eltern sie schon früh zu Konzerten in das Stadttheater mitgenommen haben. Sie fand das Orchester toll und der besondere Klang der Querflöte ist ihr gleich aufgefallen. Im Alter von acht Jahren erhielt sie ihren ersten Unterricht bei Iris Höfling. Das Spielen machte ihr sehr viel Spaß und ihr Übungseifer war kaum zu bremsen. Dafür wurde sie mit zahlreichen ersten Plätzen bei Wettbewerben belohnt. Als ihr bewusst wurde, dass ihre berufliche Zukunft in der Musik liegt, wechselte sie mit 15 Jahren zu Jhong-Yun Chey-Bloos, die sie auf die Aufnahme an der Musikhochschule vorbereitete.
Neben der Querflöte spielt sie Klavier, das ist Pflicht bei einem Musikstudium. Außerdem erlernt sie gerade zusätzlich noch das Cello spielen. Singen kann das musikalische Multitalent übrigens auch. Sie ist Mitbegründerin des Projektes „Musik-berührt“. Zu viert treten die Musikerinnen mit Requisiten vor Menschen mit Demenz auf und singen alte Schlager. Begeistert berichtet Svea Albrecht, dass die Demenzkranken, obwohl sie im Alltag teilweise gar nicht mehr sprechen, dabei lebendig werden und regelrecht aufblühen.
Rigorose Übungseinheiten
Svea erzählt, dass sie momentan sechs bis acht Stunden am Tag spielt und übt – auch mehr, wenn es nötig ist! Eine Zeitlang hat sie in einer Musiker-WG gewohnt. Jetzt nutzt sie oft die schallisolierten „Übungszellen“ an der Hochschule Münster, um die Nerven der Nachbarn zu schonen. Wer stundenlang die Querflöte hält, braucht starke Muskeln, daher macht sie Sport zum Ausgleich. Und in ihrer Freizeit unternimmt sie gerne etwas mit Freunden oder geht raus in die Natur.
So viel Freizeit hat sie aber momentan nicht, denn sie bereitet sich intensiv auf das Rigorosum vor. Das Rigorosum?? Sie lacht, weil ich das Wort sehr respekteinflößend finde – es heißt tatsächlich auch so viel wie „strenge Prüfung“. Dafür muss sie neben dem praktischen Teil auch sehr viel wissenschaftliche Theorie lernen. Ende des Jahres wird sie ihr Studium abgeschlossen haben und ihr Ziel ist es, Mitglied in einem Orchester zu werden. Es ist schwierig, einen Orchesterplatz als Flötistin zu bekommen, aber da ist sie sehr bestimmt: „Das ist mein Traum und mein Ziel und ich werde es so lange versuchen, bis ich es geschafft habe!“.
Souverän und charmant
Lampenfieber kennt sie nicht, denn das Spielen auf der Bühne macht ihr Spaß. Aufgeregt ist sie nur, wenn sie beispielsweise bei Meisterkursen vor den anderen Schülern vorspielen muss. Diese Konkurrenzsituation ist ihr etwas unangenehm. Und sie verrät: „Ich bin aufgeregt vor der Rede!“ – der Dankesrede, die sie bei der Preisverleihung halten möchte.
Ein paar Tage später, am Abend der Preisverleihung, ist von Aufregung gar nichts zu spüren. Svea Albrecht steht souverän vor ihrem Publikum und bedankt sich für den Preis. Sie dankt auch allen Wegbereitern und –begleitern, insbesondere ihrer Familie, für die Unterstützung und Förderung. Anschließend spielt sie, begleitet von Kikuko Harako am Klavier, einige Stücke auf der Querflöte und man merkt ihr die Freude an ihrem Instrument an. Das Publikum, darunter Familie und viele Freunde, dankt es ihr mit donnerndem Applaus.
Das Preisgeld möchte sie in eine neue Querflöte investieren, denn so ein Profi-Instrument ist teuer: Ab 8.000 Euro (und sogar bis zu 80.000 Euro) ist es zu haben.
Das Gespräch mit Svea Albrecht hat mir sehr viel Spaß gemacht. Sie ist eine fröhliche, gut aufgelegte und sehr sympathische junge Frau. Ihr musikalischer Vortrag bei der Preisverleihung war beeindruckend. Sie wird ihren Weg gehen und ihr Ziel erreichen. Ganz sicher!
Neue Talente gesucht
Wenn ihr selbst in einer der Sparten Musik, bildende Kunst, Literatur, Schauspiel oder Film Überdurchschnittliches leistet, dann solltet ihr euch bis zum 31. Mai um den Förderpreis 2018 bewerben. Einzelheiten zu den Bewerbungsvoraussetzungen findet ihr auf der Webseite des Kulturamtes.
Homepage von Svea Albrecht
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