Und: was manchmal alles so unbemerkt passiert
Die Ausstellung „Mehr als Wetter – 70 Jahre zwischen Natur und Gesellschaft“ startet im Klimahaus Bremerhaven
Er ist auffallend groß, rot und steigt schnell über das Klimahaus Bremerhaven hinweg, in Richtung Nordosten, in Richtung der Medienhäuser der Stadt. Ein großer roter Ballon. Tatsächlich unbemerkt.
Nicht unbemerkt bleibt der Start bei den Menschen in und ums Klimahaus. Was ist da los? Touristen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Besucherinnen und Besucher und jede Menge Kinder strömen auf den Deichvorplatz. Kinder aus der FRoSTA-Kochschule kochen „über den Tellerrand“ anlässlich des Weltkindertags, andere Kinder folgen, strömen aus dem Ausstellungshaus nach einer Kinderlesung einer echten Astronautin.
Der Deutsche Wetterdienst DWD ist es, der auf dem Deichvorplatz den großen roten Ballon steigen lässt. Über einen Meter im Durchmesser sorgt er hier für gehöriges Aufsehen. Es ist ein Wetterballon der Wetterbehörde, der bis in über 13.000 Meter aufsteigen und Daten senden wird. Ein Vorgang, der heute nur noch selten stattfindet.
Die Deutsche Wetterbehörde ist jüngst 70 Jahre alt geworden und das Klimahaus zeigt anlässlich des Jubiläums eine Ausstellung des DWD über dessen Arbeit. Der DWD ist bedeutender Partner der Wissens- und Erlebniswelt und das seit über 14 Jahren.
Eine Pressekonferenz startet. Unbemerkt.
Expertinnen und Experten kommen in der Ausstellung zusammen. Sie sind unter sich und fachsimpeln. Dann berichten sie sich gegenseitig über ihre Arbeit. Und es wird spannend.
Der Deutsche Wetterdienst erklärt, wann und wo wir alle jeden Tag auf seine Arbeit stoßen.
In Zeitungen, im Fernsehen, im Netz, natürlich. Aber auch im Auto, auf Ferienreisen per Schiff, per Flugzeug, in der Arbeit, sogar auf Feldern und Äckern. Überall dort, wo das Wetter wichtig ist. Und das ist (fast) überall.
Es ist eine hochklassige Runde, die sich in der Ausstellung austauscht, gut verständlich für jeden, der Interesse zeigt und dabei ist. In der Improvisationskunst liegt manchmal die Würze.
Chiara Pedersoli, zeigt in einer kurzen Präsentation die Bedeutung und Fortschritte moderner Wettersatelliten. Informationen aus allererster Hand, aus der Zentrale eines führenden Raumfahrtunternehmens. Wo gibt es das schon?
Die Ausstellung nimmt u. a. mit auf eine Zeitreise.
Früher benutzte Instrumente muten an wie aus historischen Spielfilmen.
Thematisiert wird der Einsatz und Nutzen ungeheurer Datensammlungen. Der Sinn? Während in den 80ern und 90ern Wettervorhersagen noch eine maximale Voraussagegenauigkeit von maximal 48 Stunden besaßen, sind es heute fünf Tage und mehr, deren Wetterbedingungen im Voraus „bekannt“ sind. Dazu ein gehöriges Maß an gestiegener Genauigkeit. Die Digitalisierung macht es möglich. Aber jetzt geht es erst richtig los, heißt es. Der Einsatz künstlicher Intelligenz „KI“ und die rasante Entwicklung der Satellitentechnik werden der Arbeit an Wettervorhersagen ungeahnte Möglichkeiten verleihen, darin ist man sich einig.
Die Apps des Deutschen Wetterdienstes bilden immer vielfältigere Lebenssituationen ab: Apps für „normales“ Ausflugswetter, Flugwetter, Wetter für Allergiker, Agrarwettervorhersagen, es gibt immer mehr Wetter-Anwendungen für unser Leben. Auch das zeigt die spannende neue Ausstellung.
Zeit, die Leistung des Deutschen Wetterdienstes in einem entsprechenden Rahmen zu würdigen.
Dr. Insa Thiele-Eich, ausgebildete deutsche Astronautin und vor allem Meteorologin, beginnt ihre ansprechende Rede als Keynote-Sprecherin und macht richtig Lust auf Meteorologie und die Ausstellung.
Ein toller Jugendchor der Christuskirche begleitet die feierliche Eröffnungsveranstaltung für die Ausstellung. „Mehr als Wetter – 70 Jahre zwischen Natur und Gesellschaft“ ist eröffnet. Und ist bemerkenswert.