Wie so oft im Leben entscheidet der erste Eindruck! Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Arbeitstag im Januar vor knapp drei Jahren. Mit einem Gefühlsspektrum zwischen Freude, Aufregung und Neugier mache ich mich auf den Weg in den Fischereihafen mit dem Ziel: Fischkochstudio (das damals noch Seefischkochstudio hieß) Die schönen, in 2014 erweiterten Räumlichkeiten, liegen dort mitten im touristischen Teil, im Schaufenster Fischereihafen. Und obwohl ich nicht weit entfernt von unserem historischen Stadtzentrum aufgewachsen bin, stelle ich fest, dass dieser Besuch mein Erster ist. Es ist ein herrlicher Wintermorgen und die Sonne scheint leuchtend und klar. Schon aus einiger Entfernung nehme ich ein schillerndes Funkeln in den schönsten Blau- und Grüntönen wahr. Jeder Schritt auf das scheinbar nur aus graden Linien und Kanten bestehende Gebäude, bedeutet auch eine Veränderung des eigenen Blickwinkels auf die Fassade mit den kunstvoll angebrachten Edelstahlschindeln.
Schillernde Schuppen kleiden das Fischkochstudio in ein buntes Gewand
Es scheint fast so, als würde das Fischkochstudio aus eigener Kraft in allen Farben des Meeres schillern und glitzern. In ihrer Summe erinnern die abertausend, in ordentlicher Unordnung angebrachten Schindeln an ein wunderschönes, buntes Fischschuppenkleid. Am Ziel angekommen nehme ich das gesamte Gebäude in seiner Einzigartigkeit wahr – die Fassade besitzt unzählige Neigungen und Winkel, die für die interessanten Reflexionen sorgen. Die annähernd raumhohen Fenster verlaufen in einer leichten Schräge und geben den Blick auf die modernen Küchen frei. Das Schuppenkleid besteht aus über 30.000 speziell angefertigten Schindeln aus eloxiertem Edelstahl, wie ich später erfahre. Sie fühlen sich eiskalt an, sind scharfkantig und wirken metallisch, doch ihren Glanz haben sie auch aus der Nähe nicht verloren. Eigentlich kann ich mir keine passendere Hülle für das Fischkochstudio vorstellen, denn was „drin ist“ weiß jeder sofort, der erkennt „was dran ist“.
Hinter dem schillernden Schuppengewand, in dem neuen Anbau des Veranstaltungszentrums Fischbahnhof, befindet sich die einzige Fischlehrküche Deutschlands. Auch einen passenderen Standort kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, als direkt im pulsierenden Herzen der deutschen Fischwirtschaft, in „Fishtown“. Seit fast einem Jahrhundert stehen hier Fischwissen, Fischvielfalt und Fischgenuss im Fokus. Die Inhalte haben sich auch mit der Zeit gewandelt: in den ersten Jahren wurde jungen Damen im heiratsfähigen Alter der Umgang mit Fisch beigebracht, darauf folgten Schulungen und Seminare für Großküchenleiter bis hin zu den auch aktuell noch durchgeführten Kochshows für Endverbraucher. Auch wenn sich Vieles im Laufe der letzten 100 Jahre verändert hat, so ist doch eines immer geblieben: die Liebe zum Fisch!
Das Fischkochstudio – eine Liebe auf den ersten Blick
Noch immer fasziniert von der Einzigartigkeit der äußeren Erscheinung nehme ich Platz in der modernen und hellen Showküche, um mir meine allererste Kochshow anzuschauen. Ralf Harms, der Küchenchef persönlich, begrüßt die fischinteressierten Gäste. Ich sitze in der letzten Reihe und freue mich auf den Kochvortrag. Zu Beginn erfahre ich nützliche Tipps zum Fischeinkauf, werde darüber aufgeklärt, wie ich frischen Fisch erkenne und lerne viele wissenswerte Dinge über Scholle, Lachs & Co.! Dann geht’s für den Kochprofi an die Töpfe und Pfannen: gekonnt und mit einer Prise Humor werden in Windeseile fünf unterschiedliche Gerichte aus den zuvor filetierten Fischen zubereitet.
Es wird gebraten, gekocht und gedünstet – dann darf endlich probiert werden. Der Vorgeschmack auf das anschließende Fischbuffet macht Lust auf mehr. Meine wichtigste Erkenntnis dieser informativen, unterhaltsamen und genussvollen Stunde ist, dass man Bratpfannen mit Backpapier auslegen kann, wenn man einen modernen Elektroherd besitzt. Das spart einerseits Fett und andererseits den Abwasch! Nach viel Applaus für die Show wechselt die hungrige Zuhörerschaft in den Speiseraum. Hier erwartet uns ein herrliches Buffet mit allen Köstlichkeiten aus Neptuns Reich. Jeder kann und darf sich satt essen. Von hausgemachten Salaten über Räucherspezialitäten bis hin zu Lachs mit Kaffeekruste oder Schollenröllchen ist alles dabei. Liebe geht ja bekanntlich auch durch den Magen – die Voraussetzungen stimmen hier vom ersten Blick bis zum genussvollen Abschluss des ersten Tages.
Foto Headerbild: Helmut Gross
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