In unseren Werkstätten entstehen die Bühnenbilder für die verschiedensten Produktionen bei uns am Haus. Sei es das hölzerne Schloss Camelot aus dem Musical „Monty Python’s Spamalot“ oder meterlange Stoffbahnen auf denen künstlerische Videos projiziert werden, wie bei dem Ballett „Die vier Jahreszeiten“. Ein ganz besonderes Bühnenbild erwartet unser Publikum bei der berühmten Oper „Der Rosenkavalier“, die am 4. Mai Premiere feiert.
Regisseur und Bühnenbildner Julius Theodor Semmelmann setzt bei seiner Inszenierung auf das klassische Handwerk der Bühnenmalerei um die Geschichte der Feldmarschallin Fürstin Werdenberg zu erzählen: „Bühnenmalerei deswegen, weil man so selten die Gelegenheit dazu bekommt dieses wunderbare Handwerk voll auszukosten; weil es oft entweder nicht die Zeit oder es das Geld dazu gibt oder weil für manche Produktionen illusionistische Malerei auch ein bisschen zu verstaubt erscheint. Aber ich finde gerade beim Rosenkavalier bietet sich die Möglichkeit, genau das zu machen, denn im 18. Jahrhundert in dem das Stück spielt ist alles gemalt. Im 18. Jahrhundert ist alles Kulisse und Theater, ob es die Gesellschaft oder die Literatur oder die Architektur ist. Von Komponist und Librettist von Grund auf in theatralen Bildern konzipiert, bietet sich „Der Rosenkavalier“ also voll dazu an dieses wunderbare Handwerk wieder zum Glühen zu bringen.“
Wie in Wirklichkeit – Malerei zum Leben erweckt
Bei einem Besuch im Malsaal, einem der schönsten Orte an unserem Haus, durfte ich den Theatermaler:innen ein wenig über die Schulter schauen, während sie einige Teile des Bühnenbilds bemalten. Auf einer riesigen Leinwand entsteht ein Torbogen, dessen Krone Ornamente im Rokoko-Stil schmücken. Ein zeitgenössischer Stil der sich durch das gesamte Bühnenbild zieht und deren florale Auswüchse auch an diversen Möbeln in der Ausstattung zu finden sind.
Besonders beeindruckt haben mich die malerischen Mittel, mit denen die großen Säulen durch den Einsatz von Schattierung und Flucht plastisch werden und sich so fast von der Leinwand zu lösen scheinen. Auch die Stofflichkeit bzw. Materialität weiß zu begeistern. So haben die Säulen und weitere Elemente der Malerei eine marmorne Maserung und der Vorhang, der den Bogen verkleidet, wirft weiche Falten.
An anderer Stelle im Malsaal liegen Holzplatten auf dem Boden, auf denen Rankengitter gemalt sind und sich durch ihre Schattierung von der Platte abheben. Paradiesische Pflanzen mit kirschroten und pfirsichorangenen Blüten ragen vor den Gittern in die Höhe. Auch sind lebensechte Vögel zu sehen, die auf Zweigen sitzen oder vom Wind getrieben durch die Luft sausen. Wenn wir schon bei «paradiesisch» sind, darf der obligatorische Flamingo bei dieser Vogelhochzeit natürlich nicht fehlen. Das künstlerische Know-how der Theatermaler:innen und die Detailverliebtheit des Entwurfs machen die Illusion perfekt und erwecken das Bühnenbild zum Leben.
Ein aufwändiges Handwerk
Um solch ein imposantes Werk auf die Leinwand zu bringen, bedarf es natürlich einiger Vorbereitung und mehrere Arbeitsschritte, wenn ihr euch für den Prozess der Entstehung interessiert, möchten wir euch unser Video, das wir vor einigen Tagen auf unseren Social-Media-Kanälen veröffentlicht haben, wärmstens ans Herz legen. Hier könnt ihr im Zeitraffer sehen, wie die Bühnenmalerei vom ersten bis zum letzten Strich entsteht – und natürlich habt ihr dann ab dem 4. Mai die Gelegenheit, das ganze Bühnenbild samt Malerei bei der Oper „Der Rosenkavalier“ in voller Pracht zu erleben.
/ in deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln
Premiere: 4. Mai 2024 // Großes Haus
Premierenkarten und weitere Termine findet ihr hier
https://stadttheaterbremerhaven.de/der-rosenkavalier/
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