Bremerhaven hieß nicht immer Bremerhaven. Und was haben Türknäufe aus Barcelona mit der Währungsreform und der Deutschen Mark zu tun? Und welche Rolle spielen dabei die Amerikaner? Die noch junge Hafenstadt hat eine lebhafte Geschichte hinter sich und ist für einige Überraschungen gut.
Der Bremer Hafen ist in Bremerhaven
Bürgermeister Johann Smidt gründet Bremerhaven als Bremer Hafen. Die Weser versandet immer mehr. Deshalb gelangen Schiffe nur schwer nach Bremen. Bürgermeister Smidt verhandelt mit dem Königreich Hannover und kauft das Gelände der ehemaligen Carlsburg. Durch den Handel mit Amerika und der Auswanderungswelle erlebt die Stadt einen raschen Aufschwung. Schnell wird der Hafen zum bedeutenden Passagierhafen. Der Norddeutschen Lloyd und die Schnelldampfer „Bremen“ und „United States“ machen ihn berühmt.
Wettstreit in den Häfen
Das Königreich Hannover will nicht nachstehen und errichtet am südlichen Geesteufer ebenfalls einen Hafen. Hier sind Docks, Bahnanschluss und Umschlagplätze für Holz, Reis und Petroleum angesiedelt. Nördlich der Geeste wachsen die Stadtteile Bremerhaven und Lehe, und südlich der Geeste die Stadtteile Geestemünde und Geestendorf.
Bremerhaven büßt seinen Namen ein
Geestemünde und Geestendorf vereinigen sich 1889. 1924 erfolgt die Vereinigung Lehe und Geestemünde zur Stadt Wesermünde. 1927 wird Lehe in Wesermünde umbenannt und 1939 Bremerhaven ebenfalls. Um das Ganze noch komplizierter zu machen, bleibt das Überseehafengebiet bremisch.
Zwei Städte – ein Land
Am 18. September 1944 wird die Innenstadt beim einem Bombenangriff fast komplett zerstört. Nach dem Kriegsende wird Wesermünde als amerikanischer Nachschubhafen für Deutschland auserkoren. 1947 erfolgt eine erneute Namensumbenennung in Bremerhaven. Die Hafenstadt wird damit Teil des neuen Bundeslandes Bremen und des Zwei-Städte-Ein-Land-Staates.
Mit den Amerikanern kommt die Währungsreform
Und mit den Amerikanern hält auch die notwendige Währungsreform Einzug in Deutschland. 1947 beginnen die Alliierten, mit Ausnahme der Sowjetunion, mit der Operation „Bird Dog„. Im Herbst beginnt die American Note Company in New York City mit dem Druck der neuen westdeutschen Währung. Natürlich geschieht dies unter strengster Geheimhaltung.
Währungsreform: Die neue D-Mark
So erinnert das Erscheinungsbild der neuen D-Mark-Scheine auch stark an die US-Dollarnoten. Zu erkennen sind die Banknoten an dem Schriftzug „Banknote, Deutsche Mark, Serie 1948“.
Statt Türknäufen aus Barcelona bündelweise D-Mark-Scheine
Solch wertvolle Fracht kann natürlich nicht offiziell auf die Reise gebracht werden. Daher deklarieren die Amerikaner den Inhalt von 23.000 Kisten als „Türknäufe aus Barcelona“. Die transportierenden Frachtschiffe erreichen Bremerhaven im Jahr 1948. Natürlich befindet sich kein einziger Türknauf in den Kisten, sondern haufenweise Banknoten. So schicken die USA in mehreren Etappen rund sechs Milliarden D-Mark über den Ozean. Das Gesamtgewicht beträgt über 1.000 Tonnen. Das entspricht einem Gewicht von etwa 200 Elefanten.
Die neue Währung geht auf Reisen
Die wertvolle Fracht wird auf Züge verladen und nach Frankfurt am Main geschickt. Hier lagert alles sicher im Keller des alten Reichsbankgebäudes. Im Juni 1948 werden die Geldscheine von 800 LKWs und mehreren Sonderzügen in die Besatzungszonen Westdeutschlands ausgeliefert. Die Verteilung vor Ort wird über die Ausgabestellen für Lebensmittelmarken organisiert. Der Wechselkurs beträgt 1 : 1. Für 40 Reichsmarkt erhalten die Menschen 40 D-Mark. Etwas später dürfen nochmals 20 Reichsmark in 20 D-Mark getauscht werden.
Lebensfreude, Soul und Rock’n’Roll
So beliebt, wie die neue Währung waren auch die Amerikaner in der Seestadt. Mit den Amis, wie die Besatzer liebevoll genannt werden, kommen auch zahlreiche Bars und Clubs in die Hafenstadt. Chico’s Place, Texas Club und Bahamas sind noch heute legendär und erinnern an die Besatzer, die über die Jahre zu Freunden werden.
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