Physikunterricht war ja nicht so mein Lieblingsfach, aber wann immer ich in der Phänomenta Bremerhaven bin, vergesse ich das sofort wieder. Und widme mich begeistert den Herausforderungen, die da in Form von 80 Experimentierstationen vor mir liegen. Denn als Erlebnisausstellung packt mich die Phänomenta mit ihren spannenden Experimenten sofort bei der Neugier: Wie um Himmels Willen funktioniert das bloß? In wenigen Tagen wird die Ausstellung, die sogenannte MINT-Phänomene erklärt, stolze 25 Jahre alt – Gratulation!
Physikunterricht geht auch anders
Formeln, Zahlenreihen und Arbeitsblätter prägen wahrscheinlich auch heute noch den herkömmlichen Unterricht in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Kurz: in den MINT-Fächern. Wie anders es gehen kann, zeigt die Phänomenta Bremerhaven mit ihren vielen Experimentiermöglichkeiten. Zudem lädt sie zu vielen Mitmach-Aktionen ein, ins Chemie-Labor oder in die Mini-Phänomenta. Dabei geht es vor allem um Spaß – klingt nach einer seltsamen Kombi, oder? Aber die Macher sind überzeugt, dass erst die Lust auf die Auseinandersetzung mit dem Experiment vor allem bei den Kindern den Wunsch weckt, mehr über die Hintergründe herauszufinden. Spielerisches Ausprobieren als Lernphase sozusagen. Der Aha-Effekt schleicht sich quasi im Huckepack an. Dieser Didaktik-Ansatz funktioniert übrigens auch bei Erwachsenen – jedenfalls bei allen, die ihre Neugierde weiter lebendig in sich tragen.
Einfach ausprobieren ist erlaubt
Auch wenn die ein oder andere Experimentierstation sehr harmlos aussieht, so haben sie es doch in sich. Doch im Gegensatz zum früheren Physikunterricht kann ich es gar nicht erwarten, hier Hand anzulegen und hinter die Geheimnisse zu kommen. Wie mir geht es Jahr für Jahr rund 16.000 Kindern und Erwachsenen, die hierher kommen, um ihr Verständnis von Naturwissenschaften und Technik spielerisch zu erweitern. Einen Überblick über das, was Wissenshungrige erwartet, gibt es hinter diesem Link.
Berührt werden darf hier alles. Muss sogar, denn wie sonst sollte man etwas herausfinden? Das kleine Pendel dort zum Beispiel. Einmal mit einem sanften Stups in Gang gesetzt, schwingt es ganz ruhig und zieht seine Kreise in den Sand. Sehr anmutig sieht das aus, fast wie in einem japanischen Zen-Garten. Doch gezeigt wird hier die Theorie, die der Franzose Jules Antoine Lissajous im 19. Jahrhundert entwickelte. Obwohl ich den Bewegungen fasziniert zusehe und versuche, die Logik dahinter zu verstehen, fragt mich heute bitte nicht nach den Einzelheiten – Wikipedia weiß mehr. Oder Ralf Seidel, der als Initiator die Phänomenta 1993 nach Bremerhaven holte und bis heute als Geschäftsführer ehrenamtlich betreut.
Die Zeit war reif für Deutschlands erstes Science Center
Ralf Seidel ist von Hause aus Lehrer der … na klar, Naturwissenschaften – überrascht? 1993 im Sommerurlaub lernte er die Phänomenta in Flensburg kennen, die dort gerade entwickelt wurde. Der Physikdidaktiker Prof. Dr. Lutz Fiesser hatte sich in den 1980er Jahren überlegt, wie der Unterricht zu beleben sei und mit Kollegen erste Experimentierstationen gebaut, aus denen dann 1995 mit mit der Phänomenta Flensburg das erste Science Center Deutschlands wurde.
Ähnliche Ideen müssen zeitgleich in Berlin gewirkt haben, denn von dort brachte sie ein Kollege von Ralf Seidel mit nach Bremerhaven. Als beide sich austauschten, war dies wohl der Urknall der Phänomenta Bremerhaven. Ein gemeinnütziger Verein wurde gegründet und bis heute halten viele, viele Ehrenamtliche die Erlebnisausstellung am Leben. Der mit einem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete Professor Fiesser ist übrigens seit vielen Jahren im Beirat der Bremerhavener Phänomenta aktiv. Von denen gibt es in Deutschland mittlerweile vier, die Bremerhavener ist mit ihren 80 Stationen die kleinste.
Wer jemals mit Kindern in der Phänomenta war, der erfreut sich neben der eigenen Experimentierlust auch an deren „Ahs“ und „Ohs“. Kinder sind da ja wunderbar offen und immer für ein gutes Spiel zu haben. Falls ihr ein solches Erleben jetzt auch haben wollt, dann folgt diesem Link. Dort werden aus Anlass des 20. Geburtstages die spannendsten Experimente im Video gezeigt und erklärt.
Begeisterte Besucher und ein Award
Neben dem Zuspruch der kleinen und großen Besucher sind die Phänomenta-Macher – dazu gehört in erster Linie auch der Vereinsvorsitzende Gunar Stempel – auch stolz auf den NordWest Award, der ihnen im April 2018 überreicht wurde. Unter dem Motto „‚Anstiften zum Denken – MINT erleben und begreifen“ hatten sich Ralf Seidel, Gunar Stempel und ihre Vereinsmitglieder um den mit 10.000 Euro dotierten Preis der Metropolregion NordWest beworben. 113 Wettbewerber ließ die Phänomenta Bremerhaven hinter sich – großartig, oder?!
Angewandte Physik mit Farben
Was die erwachsenen Besucher täglich beweisen – auch mit 25 Jahren ist man noch nicht zu alt, um Neues zu lernen. So gibt es seit Kurzem einen eigenen Instagram-Kanal der Phänomenta und auch bei Facebook sind die Macher jetzt aktiv, um auf ihre Workshops, Veranstaltungen und Sonderaktionen modern hinzuweisen.
Zudem die Phänomenta ein neues Projekt auf den Weg gebracht, in dem wieder angewandte Naturwissenschaften zum Tragen kommt: den Färbergarten. Mit Naturfarben werden Erzieher und Lehrer ausgebildet, um dann ihrerseits mit Kindern das Färben auszuprobieren. Ein Beweis dafür, dass in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik mehr Kreativität steckt, als so mancher glaubt.
Hoebelstraße 24
27572 Bremerhaven
Tel.: 0471 / 413081
Fax: 0471 / 9690745
E-Mail: phaenomenta-bremerhaven@t-online.de
Täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet (letzter Einlass um 17 Uhr). Geschlossen nur am 24., 25., 26., 31. Dezember und 1. Januar.
Wegen der öffentlichen Jubiläumsgala bleibt die Phänomenta auch am 11. Mai 2019 geschlossen.
Instagram: www.instagram.com/pahenomentabremerhaven
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Web: www.phaenomenta-bremerhaven.de
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