Einmal oben in einem Leuchtturm stehen und auf die Weite des Meeres hinausschauen – wer wollte das nicht? Leuchtturmwärter hatten das Glück, tagein, tagaus, bei Wind, Wetter, Sonnenschein. Sie kannten jeden Zentimeter ihres besonderen Arbeitsplatzes und fühlten sich diesem oft sehr eng verbunden. Diese Leidenschaft für den Leuchtturm teilt auch der Bremerhavener Journalist und Autor Helmut Stapel. Er hat Leuchtturm-Geschichten über die Seezeichen in unserer Region und so manchen Leuchtturmwärter herausgekramt und daraus ein spannendes Buch geschrieben. Mit ihm sprechen wir in unserer neuesten Folge des Podcasts „Bremerhaven funkt“. Hört rein.
Der Leuchtturm als echter Typ
Rund 2000 Leuchttürme gibt es auf der Welt, viele davon sind immer noch aktiv, trotz der technisch gut ausgestatteten Schiffe. Doch was war ihre Aufgabe? Kollegin Tanja hat über diesen Aspekt einen eigenen Blogbeitrag geschrieben.
Helmut, den alle nur Stopel nennen – die plattdeutsche Form von Stapel -, stellt in seinem Buch „Leuchttürme an der Unterweser“ 18 dieser prägnanten Bauwerke vor, die in unserer Stadt und umzu anzuschauen sind. Was er im Podcast klarmacht: es sind 18 unterschiedliche Bau-Persönlichkeiten, denn jeder Leuchtturm ist einzigartig. Selbstverständlich ist die Grundform gleich: es geht hoch hinaus. Das ist wichtig für die Aufgabe, ein sichtbares Schifffahrtszeichen zu sein, an dem sich Kapitän und Lotse orientieren konnten. Ansonsten aber gibt es keine Gestaltungsvorgaben. Und so sind Leuchttürme blau / rot / schwarz-weiß geringelt, sie sind aus Stahl / Stein / Gusseisen / Stahlbeton oder sogar glasfaserverstärktem Kunststoff. (Hm, frage ich mich gerade, ob es auch schon welche aus dem 3D-Drucker gibt?) Und Leuchttürme stehen sowohl an Land als auch im Wasser.
Leuchtturm der Freiheit
Eigentlich ist der Leuchtturm ein technisches Bauwerk, warum weckt er nur weltweit bei Menschen so über die Maßen Interesse? „Menschen werden wuschig, wenn sie das Wort Leuchtturm hören“, sagt Stopel sogar, als wir die Frage der Leidenschaft erörtern. Er bietet Antworten, die dem Widerspruch zu tun haben, dass man einerseits auf dem Turm gefangen ist, aber andereseits mitten im Meer steht mit nichts Einengendem um einen herum. Klingt ja auch wirklich romantisch.
Unromantische Romantik
Doch romantisch oder gar luxuriös waren diese ungewöhnlichen Arbeitsplätze gar nicht, wie das Foto beweist. Eher nüchtern und einfach nur zweckmäßig waren die bewohnten Leuchttürme eingerichtet. Mehr noch: Sie waren auch richtig laut, wenn das Wasser um den Hohlkörper (= Klangkörper) gepeitscht ist. So richtig abwechslungsreich war der Arbeitstag auch nicht, obwohl die Leuchtturmwärter so einiges an Pflegearbeiten zu tun hatten wie Stopel ausführt. Die Freizeit war sogar eher langweilig: “ Zwei haben nichts gemacht und einer hat zugeguckt“, feixt er im Gespräch und zitiert damit Hans-Georg Dambrowski, den letzten Leuchtturmwärter vom Leuchtturm Roter Sand.
Der erste und letzte Typ
Der berühmte rot-weiß-geringelte Leuchtturm interessiert die Menschen bis heute. Sieht ja auch stattlich aus. Er gilt als erstes Offshore-Bauwerk der Welt, also als nicht auf Land gebaut. 1885 war das, 1964 hat Dambrowski „im wahrsten Sinne des Wortes das Licht ausgemacht“, wird er als letzter Leuchtturmwärter im Buch zitiert. Einige Jahre konnte man seinen Arbeitsplatz von Bremerhaven aus besuchen, aber das geht schon lange nicht mehr. Heute erlaubt euch in der Saison eine Fahrt mit dem RIB-Boot immerhin den Genuss des Anblicks von der Wasserkante. Eine Fahrt, die leidenschaftliche Leuchtturmfans sicher glücklich macht.
Das wirklich lesenswerte und schön gestaltetete Buch von Stopel bekommt ihr in unserer Tourist-Info, könnt es aber auch online bestellen.
Kira erzählt im Podcast „Schauermanns Geschichten“ die originelle Geschichte von Andreas Wunderlich: „Liebling, ich habe einen Leuchtturm gekauft“
Wer einige der von Stopel beschriebenen Leuchttürme mit dem Fahrrad abfahren möchte, kann sich in der Saison der geführten Radtour „Hein Mück kiekt Leuchttürme“ anschließen .
Bequemer geht es mit der mehrstündigen Fahrt durch Bremerhaven und umzu bei der „Leuchtturmtour mit dem Hafenbus“
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