Ein großes Plus unserer Podcastst: Wir lernen ganz einfach spannende Bremerhavener*innen kennen. So auch diesmal: Eva Erkenberg haben Kira und ich eingeladen, weil sie eine für unsere Seestadt typische maritime Manufaktur betreibt, „Bremerhavens Segelmacher“. Viele ihrer Produkte sind in unserem Stadtbild zu entdecken und die Manufaktur in der Hafenstraße ist ein echter Hingucker. Wir haben mit Eva über Kreativität gesprochen, warum maritim nicht nur blau-weiß geringelt ist und was man aus Segeltuch alles machen kann. Im Interview kam dann aber noch eine weitere Facette von Eva zu Tage, die Kira und mich voll abgeholt hat. Aber lauscht selber.
Immer an Bord: der Segelmacher
Den Kapitän kennt jeder, beim Nachdenken über seemännische Berufe fällt auch der Landratte noch der Smutje ein – aber wusstet ihr, dass früher auf den meisten Windjammern und Großseglern auch ein Segelmacher mitfuhr? Das war notwendig, um Reparaturen in den großen Segelflächen sofort in Handarbeit erledigen zu können. Eva erzählte uns, dass dieser Berufsstand später an Land zog und sich in Manufakturen ansiedelte. Sie steht mit „Bremerhavens Segelmacher“ also in einer guten Tradition. Seit 2008 gibt es ihr Unternehmen „Bremerhavens Segelmacher“.
Vom Segelmacher zur Ideenschmiede
Segel machen sie und ihre fünf Mitarbeiter*innen tatsächlich auch, aber stadtweit ist die „Maritime Manufaktur“ vor allem als Kreativschmiede bekannt, in der altes Segeltuch, gebrauchte LKW-Planen und all die anderen – Achtung: Fachbegriff – Schwertuche zu neuem Leben umgearbeitet werden. Zu Taschen zum Beispiel. Ob in Form eines Rucksacks, einer Kosmetiktasche, eines Segelsacks oder eines Crossover Bags – Werbetext: „Unser „ALTER SACK“ ist eine Kreuzung aus Rucksack und Turnbeutel, crossover über die Schulter zu tragen“ – Bremerhavens Segelmachern fällt immer noch was Originelles ein. Wenn ihr euch im Segelmacher-Online-Shop umschaut, wisst ihr sofort, was ich meine.
Vom Umschlag zum Einschlag
Handyhalter für unsere Firma zum Beispiel. Wir haben wegen guter Vorratshaltung viele, viele blaue Kunststoffumschläge in A4-Format, mit denen wir wetterfest unsere Prospekte versendet haben, was wir aber längerfristig so nicht mehr tun. Wir stellen also um, doch wohin mit dem Wertstoff? Kira war für das Projekt verantwortlich und im Zwiegespräch mit Eva und ihrem Team sind diese originellen Segelschiffchen entstanden, die wir auf der ITB 2020 an die Fachbesucher verteilen wollten, um Vorfreude auf die SAIL 2020 zu verbreiten. Beides fiel ja leider der Pandemie wegen aus..
Clevere Farbwahl der Segelmacher
Auffällig für die Manufaktur ist die Farbe Orange. Sie begegnet euch überall – aber auch Eva selbst ist von Brille bis Socke in diese lebensfrohe Farbe eingekleidet. Fachleute rieten ihr zwar von der als „billig“ geltenden Farbe ab, mussten aber gleichzeitig auch anerkennen, dass sie es geschafft hatte, maritim und orange nachhaltig zu verbinden. Nicht nur das: Wer weiß, dass Orange auch für Geselligkeit, für aktiv sein und positive Energie steht, der kann gar nicht anders, als Eva für diese Farbwahl zu bewundern.
Orange, die Farbe der aktiven Segelmacherin
Denn tatsächlich treffen all diese Bedeutungen auf die Manufaktur zu, aber sie beschreiben auch eine weitere Facette ihrer Chefin: Eva engagiert sich. Spontan, aber auch längerfristig, mit Ideen und Tatkraft, immer zum Wohle ihrer Mitmenschen. So hat sie beispielsweise 2015 in einer Nacht- und Nebelaktion eine höchst erfolgreiche Bremerhavener Spendenaktion für syrische Flüchtlinge ins Leben gerufen. Die sich daraus entwickelten Beziehungen halten sich bis heute, digitale Medien machen es möglich. Daraus entwickelte sich dann eine Kooperation mit Frosta, bei der Flüchtlinge im Klimahaus Bremerhaven 8° Ost zusammen kochen. Wäre die Pandemie nicht, würde das heute noch passieren.
Eine Hafenstadt muss bunt sein. Das müssen wir leben.
Eva Erkenberg
Die Unterstützung der Flüchtlinge geschah aus der mitfühlenden Haltung „Wie würde es dir in der Fremde gehen?“ – das Projekt „Weihnachtsbäume im Alten Hafen“ aus dem Gedanken „Hier fehlt etwas“. Und Eva wäre nicht Eva, wenn sie dem Mangel nicht schwupps Abhilfe geschafft hätte. Tatsächlich prangten nach kurzer Zeit hübsche Weihnachtsbäume auf den Museumsschiffen – ein Anblick, der sicher so manche Bremerhavener*in blümerant ums Herz werden ließ.
Auch Kira und ich hatten ein volles Herz nach dem Podcast-Interview mit Eva Erkenberg, wir mochten gar nicht aufhören zu schnacken. Unser Tipp: Hört unbedingt den Beitrag!
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