Endlich löse ich mein Versprechen ein und berichte euch von der Beckenreinigung im Zoo am Meer. In meinem Blogbeitrag „Wassertechnik im Zoo am Meer“ durftet ihr mich bereits hinter die Kulissen des Zoos in unsere beeindruckende Wassertechnik begleiten. Unsere Wassertechnik ist eine der modernsten Anlagen Europas und reinigt das Badewasser unserer Tiere so effektiv, dass nur einmal im Jahr ein Wasserwechsel nötig ist. Den Wasserwechsel nutzen die Tierpgleger*innen gleichzeitig für die Grundreinigung der Tierbecken.
Frühjahrsputz bei den Robben
Der Frühjahrsputz hat in Regionen mit ausgeprägten Jahreszeiten eine lange Tradition. Das im Frühjahr schräg einfallende Sonnenlicht zeigt Verunreinigungen deutlich und es wird Zeit, den Winter „hinauszukehren“. Auch bei uns im Zoo ist es schon Tradition, dass im Frühjahr die Becken der Robben grundgereinigt werden. Im Frühjahr sind die Außentemperaturen für die Tierpfleger*innen angenehmer und kurz vor unserer Hochsaison nutzen Carmen und Natalie die Zeit fürs Großreinemachen bei ihren Schützlingen, den Robben.
Die Vorbereitung der Beckenreinigung – Tiertraining
Die Beckenreinigung ist eine logistische Meisterleistung, die eine gut abgestimmte Vorbereitung und Planung erfordert. Unsere Robbenpflegerinnen Carmen und Natalie haben bereits viele Wochen vor der geplanten Aktion das Training mit unseren Robben intensiviert. Die Seehunde dürfen zwar auf der Anlage bleiben, die Seelöwen und Seebären halten sich während der Beckenreinigung jedoch im Stall auf. Der Stall der Robben befindet sich unter den Robbengehegen. Damit alle Seelöwen und Seebären am Tag der Reinigungsaktion auch gutgelaunt in den Stall gehen, wird der Ablauf natürlich geübt. Carmen verrät mir, dass sie trotz des guten Trainings am Tag der Beckenreinigung nervös ist. Kiti, unser Neuzugang bei den Seebären, ist erst seit Ende Februar bei uns. Während die anderen Seebären das Reinemachen aus den vergangenen Jahren kennen, und sogar gerne in den Stall gehen, ist für Kiti alles neu. Kiti verhält sich jedoch vorbildlich und Carmen und Natalie können erleichtert aufatmen.
„All Hands on Deck“ – Die Beckenreinigung erfordert Teamarbeit
Wer den Frühjahrsputz selber macht, der weiß: So ein Großputz ist ein echter Kraftakt! Gut, dass unsere verantwortlichen Robbenpflegerinnen Carmen und Natalie eine Menge Unterstützung von ihren Kollegen*innen erhalten. Als ich zum Seelöwengehege komme überrascht mich die geballte „Men-“ und „Women-Power“. Fast die Hälfte der Belegschaft ist versammelt. Tatsächlich sieht das ganze gerade wie ein „All-Hands-on-Deck“- Manöver auf einem Großsegler aus. Alle helfen mit die extrem schweren Tauchpumpen anzuschließen und ins Wasser zu lassen. Die riesigen, sperrigen Wasserschläuche müssen verlegt, miteinander verbunden und schließlich an eine unterirdische Leitung unter dem Willy-Brandt-Platz angeschlossen werden. So wird dann das Wasser der Robbenbecken in die Weser abgelassen.
Austausch von 1,6 Millionen Litern Wasser
Das Wasser dürfen wir natürlich nicht einfach so in die Weser ablassen. Im Vorhinein wird eine Wasserprobe ins Labor geschickt, um die Wasserwerte zu überprüfen. pH Wert, Sauerstoffgehalt, chemische Verbindungen – wie Phosphat, Ammonium, Magnesium, Calcium, etc. – geben alle Aufschluss über die Qualität des Wassers. Ist diese ausreichend gut, bekommen wir die Erlaubnis vom Amt, das Wasser abzulassen. Das Ganze muss jedoch bei Hochwasser vollzogen werden, damit das Wasser direkt abtransportiert wird. Abhängig von den Hochwasserzeiten wird also in zwei Schichten von jeweils circa 6 Stunden abgepumpt. Für die Tierpfleger*innen bedeutet das, dass auch eine Nachtschicht eingelegt werden muss. Nach ungefähr 12 Stunden Gesamtpumpzeit ist es dann endlich soweit: 1,6 Millionen Liter Wasser sind abgepumpt und die Beckenreinigung kann beginnen.
Die Beckenreinigung – Ein echtes Workout
So ein großer Hausputz ist vergleichbar mit einem intensiven Workout. Das bestätigen auch unsere Tierpfleger*innen. Sie sind bereits fleißig, als ich am nächsten Tag in den Zoo komme. Die Morgensonne scheint und die leeren Robbenbecken duften wunderbar nach Meer und Algen. Der Duft weckt in mir Erinnerungen an meine zahlreichen Studienexkursionen durchs Felswatt von Helgoland. Und tatsächlich: Auch an den Felswänden der Becken sind grüne Algen deutlich zu sehen. Carmen spritzt unermüdlich die Wände mit einem Wasserschlauch ab. Natalie ist mit einem Besen bewaffnet und schrubbt was das Zeug hält. Maurice fegt den Algenschleim auf ein Kehrblech und füllt damit einen Eimer nach dem anderen. Julian und Lucas stehen oben am Besuchergeländer und hieven die vollen und schweren Eimer nach oben, wo sie in eine Schubkarre geleert werden.
Am Ende bin ich dann doch überrascht, dass sie nur zwei volle Schubkarren abtransportieren. Verglichen mit meinem Aquarium zu Hause ist das für die Beckengröße der Robbenbecken wirklich wenig. Das zeigt wieder einmal, wie gut unsere Wassertechnik das ganze Jahr über das Badewasser der Robben sauber hält.
Die Ruhe nach der Beckenreinigung – Zeit zum Wohlfühlen
Als ich am dritten Tag morgens in den Zoo komme fühlt es sich ein bisschen wie die Ruhe nach dem Sturm an. Weit und breit sind keine Tierpfleger*innen zu sehen. Das noch leere Becken der Seelöwen glänzt vor Sauberkeit. Bei den Seebären plätschert gerade langsam, aber stetig, frisches, glasklares Wasser wieder ins Becken. Und die Seehunde schwimmen sogar schon wieder im Wasser und drehen leise und entspannt ihre Runden in ihrem sauberen Badebecken. Das ist schon mal geschafft! Jetzt kommen nur noch acht LKWs mit 27%iger Salzsole und nach der Mischung mit dem Leitungswasser in den Becken über die Filtertechnik ist das Nordseefeeling im 3,5 %igen Salzwasser perfekt.
Jochen Hertrampf
das erinnert mich an ein ganz anderes Reinigen eines Beckens: Während meines Praktikums im Zoo Frankfurt 1974 (!) musste ich das Becken der Nil- oder Flusspferde alleine reinigen – nach dem Wasserablassen schrubbte ich den ganzen Tag – während die Nilpferdfamilie mir von oben durch die Gitter neugierig zuschaute. Nach getaner Arbeit wurde auch wieder einen ganzen Tag lang das frische Wassser wieder eingelassen. Ich war natürlich dabei, als das Becken voll war und die Familie genüsslich in das Becken eintauchte. Aner wasmusste ich feststellen, kaum waren die Nilpferde im Becken, kreisten ihre Schwänzchen – und verteilte den ganzen Kot schön fein im ganzen Becken – nach etwa 1 Stunde hatte das Wasser die gleiche Farbe wie vor dem Reinigen – welch Frust!!!
Antje Mewes
Hallo Jochen,
ich musste so lachen. Vielen Dank für diese wunderbare Anekdote!
Viele Grüße,
Antje