Artenschutz ist eine große Herausforderung, der wir uns in den kommenden Jahren stellen müssen. Der Verlust der Artenvielfalt hat verheerende Auswirkungen auf uns Menschen. Kein Wunder also, dass auch verwandte Begriffe wie Biodiversitätserhalt oder Nachhaltigkeit in aller Munde sind. Aber warum genau kommt es überhaupt zum Verlust der Artenvielfalt? Wie wird diese gemessen? Und warum dürfen wir nicht tatenlos zusehen, wie immer mehr Arten von unserem Planeten verschwinden? Das Thema ist so unglaublich wichtig. Daher liegt es uns besonders am Herzen, die komplexen Zusammenhänge anschaulich an unsere Besucher:innen zu vermitteln.
Die Vitrine in der Zooschule als Mittel der informellen Bildung
Schulklassen, oder interessierte Besucher:innen, die eine Führung buchen, erreichen wir über unser Zooschulprogramm. Aber wie können wir Wissen über Artenschutz an die vielen restlichen Besucher:innen vermitteln? Diese Frage haben wir uns auch gestellt und entschieden, unsere Schauvitrine im Zooschulraum zum Thema Artenschutz neu zu gestalten. Unsere engagierte FÖJlerin Mette hat ein anschauliches Konzept entworfen und noch rechtzeitig zum Welttag des Artenschutzes am 3. März die Vitrine neu eingerichtet.
Die sechste Aussterbewelle
In der Erdgeschichte gab es bereits fünf Massensterben. Das letzte große Massensterben liegt etwa 65 Millionen Jahre zurück. Damals verschwanden die Dinosaurier von unserer Erde. Die Liebe zu ihnen ist immer noch ungebrochen. Aktuell befinden wir uns mitten in der sechsten Aussterbewelle. Manchmal frage ich mich, an welche Tierarten sich zukünftige Generationen noch erinnern werden? Es macht mich sehr traurig, dass sich die aktuelle Aussterbewelle von den anderen fünf Aussterbewellen in einem fundamentalen Punkt unterscheidet: Wir sind die Verursacher! Das wollen wir oft nicht hören, aber leider ist das die traurige Realität.
Massensterben durch Lebensraumbedrohung
Natürliche Lebensräume sind weltweit durch Urbanisierung, Abholzung der Tropenwälder, landwirtschaftliche Nutzung und natürlich durch den Klimawandel bedroht. In der Vitrine steht ein Korallenskelett beispielhaft für die Bedrohung des Lebensraum Meer durch die Klimaerwärmung. Korallen leben in Symbiose mit photosynthetisch aktiven Einzellern, die sie bei Wärme abstoßen. Diese Korallenbleiche ist eine Stressreaktion, die häufig zum Absterben ganzer Riffe führt. Die Meere nehmen außerdem einen Großteil des Kohlendioxids aus menschlichen Emissionen auf. Dadurch werden sie, genau wie kohlensäurehaltiges Wasser, saurer. Die Kalkskelette von Korallen und andere Lebewesen werden von dem säurehaltigen Wasser massiv angegriffen. Korallenriffe sterben weltweit. Sie bilden einen wichtigen Lebensraum vieler Arten und sind die Kinderstube vieler kommerziell genutzter Fischarten. Vielerorts gehen ihre Bestände zurück, was wiederum einen direkten Einfluss auf uns Menschen hat.
Massensterben durch Umweltverschmutzung
Umweltverschmutzung hat viele Gesichter, aber immer werden Schadstoffe in die Natur eingebracht. Beispiele sind: Pestizide, Emissionen, Atomstrahlung, Ölverschmutzung, Licht-, Wärme- und Müllverschmutzung (z.B. durch Plastik). Mette möchte darauf aufmerksam machen, wie Mikroplastik vielen Lebewesen schadet. Zur Veranschaulichung hat sie die Barten eines Finnwals mit Bügelperlen bestückt. Die Vitrine zeigt außerdem einen Teller mit Besteck, denn der Verzehr von Meerestieren führt dazu, dass Mikroplastik vermehrt in den menschlichen Körper gelangt.
Massensterben durch Wilderei
In der Schauvitrine werden mächtige Elefantenstoßzähne gezeigt, aus denen Schmuck aus Elfenbein hergestellt wird. Auch Taschen aus Echsenleder, ein Stiefel aus Schlangenleder, ein Armreif aus Waranleder, oder der Kobra-Gürtel sind echte Hingucker. Alle Asservate sind beschlagnahmte Gegenstände und stammen aus illegalem Handel. Leider findet Wilderrei jedoch nicht nur statt, um Profit aus exotischen „Urlaubs-Mitbringsel“ zu schlagen. Viele Wilderer haben rituell und kulturell bedeutsame Körperteile bedrohter Tierarten im Visier, die in der traditionellen chinesischen Medizin zum Einsatz kommen. Andere wiederum sichern auch einfach nur ihr eigenes Überleben. Ein Beispiel ist das Fleisch von Schimpansen, das eine wichtige Eiweißquelle für die lokale Bevölkerung darstellt. Wildtierhandel findet auf traditionellen Wildtiermärkten statt. In meinem Blogbeitrag „Corona-Krise im Zoo am Meer“ berichtete ich bereits davon, dass Zoonosen, wie beispielsweise das Corona-Virus Sars-CoV-2, auf Wildtiermärkten entstehen können. Der Handel mit Wildfleisch ist also auch eine Bedrohung für unsere Gesundheit.
Einfluss auf den Menschen
Natürliche und intakte Ökosysteme, mit all ihrer Artenvielfalt, liefern etliche Dienstleistungen für uns Menschen. Sie bieten uns alles, was wir zum Überleben brauchen. Nahrung, sauberes Wasser, saubere Luft, natürliche Arzneimittel, Bestäuber unserer Kulturpflanzen, natürliche Schädlingsbekämpfung, Materialien und Rohstoffe und noch vieles mehr. In der Schauvitrine ist ein Kartenhaus aufgebaut. Ganz oben thront der Mensch in Form einer Playmobilfigur und freut sich über die schöne Aussicht. Doch der Mensch ist nicht die Krönung der Schöpfung und darf sich die Erde nicht zum Untertan machen. Der Mensch ist Teil des Ökosystems Erde. Wir tragen die Verantwortung für das aktuelle Massensterben und sollt daher alles tun, damit das Kartenhaus nicht einstürtzt.
Beitrag des Zoo am Meer zum Artenschutz
Was leisten Zoos für den Artenschutz? Das ist eine wichtige Frage, die Mette in ihrem Konzept für die Schauvitrine nicht vergessen hat. In der Vitrine sind die vier Tierarten als Kuscheltier ausgestellt, die im Zoo am Meer am meisten bedroht sind. Die Kuscheltiere stützen sich auf verschieden farbige Würfel, die der entsprechenden Gefährdungskategorie der „IUCN Red List“ entsprechen. In meinem Blogbeitrag „Zoo am Meer spendet für den Artenschutz“ habe ich euch bereits erklärt, dass die rote Liste der Weltnaturschutzunion einen Anhaltspunkt dafür liefert, wo Artenschutz am dringendsten notwendig ist. Ich berichtete, dass wir Gelder für Artenschutzprojekte verschiedener Organisationen spenden, die sich für den Schutz der Tierarten vor Ort einsetzen.
Nicht zuletzt ist auch unsere Artenschutz-Vitrine ein fundamentaler Beitrag zum Artenschutz. Denn nur was unsere Besucher:innen kennen, lieben und verstehen, werden sie auch schützen.
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