Ihr stimmt sicher zu: Großartig sind unsere touristischen Einrichtungen alle. Seit hundert Tagen aber zeigen vier Trophäen, dass die Ausgezeichneten im Rennen um die ersten Tourismuspreise des Landes Bremen die Nase ganz vorne hatten. Ich möchte euch die Preisträger:innen vorstellen und eure Aufmerksamkeit vor allem auf das Hotel Haverkamp lenken. Dessen Besitzer, Emina und Martin Seiffert, nahmen sich sogar Zeit für ein Gespräch.
Tourismuspreis „Typisch Bremerhaven“
Nichts ist für Bremerhavener typischer als Fisch, daher geht der erste Preis in der Kategorie „Typisch Bremerhaven“ an das Fischkochstudio. Ihr kennt es sicher gut, da Christina Klug hier im Blog aus der bundesweit einmaligen Lehrküche berichtet. Bis zum März 2022 war diese noch unter dem Namen „Seefischkochstudio“ bekannt, doch die ehemalige Seefisch-Lehrküche für Hausfrauen hat sich im letzten Jahr in den knackigen Namen „Fischkochstudio“ umbenannt. Die kreative Küche in den Kochshows und Kochseminaren ist für Anfänger:innen und Kenner:innen gleichermaßen attraktiv und zudem barrierefrei. Die Jury des Tourismuspreises 2022 war sich einig, dass Fisch in all seinen Facetten nirgendwo besser erlebbar ist und niemand das Lebensmittel Fisch in der Seestadt besser repräsentiert. Mit Christina habe ich übrigens gerade eine Podcast-Aufnahme geführt, die ihr am 20. März 2023 bei „Vom Deich ins Ohr – der neue Bremerhaven-Podcast“ hören könnt.
Tourismuspreis „Nachhaltigkeit“
Weit über 500 Maßnahmen hat das Atlantic Hotel Sail City bereits umgesetzt, seit das Hotel mit seinen 120 Zimmern 2013 eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie aufgesetzt hat. Dort wird das komplexe Thema kreativ und wirksam gelebt. Auch zu diesem Bremerhavener Leuchtturm muss ich eigentlich nicht viel sagen, ihr findet viele Infos zum Haus im markanten Segel-Gebäude hier im Blog. Zum Beispiel den Beitrag von Vanessa zum sogenannten Resteessen, oder einen Podcast zu den Bienenvölkern auf dem Dach. Alle diese Angebote überzeugten die Jury.
Das ist „Future Bremerhaven“
Wer für die Zukunft gerüstet sein will, der braucht eine gute Ausbildung. Das dachten sich auch drei Bremerhavener Hoteliers und entwickelten im August 2022 eine bundesweit einmalige Idee: die Verbundausbildung „Meerzukunfthochdrei“. Unter diesem Namen bieten das Atlantic Hotel Sail City, The Liberty und im-jaich Hotel eine gemeinsame Lehrzeit für das Gastgewerbe in Bremerhaven an. Getreu dem Motto „Drei Betriebe – eine Ausbildung“ ergänzen sich die Hotels, denn das Arbeiten in Abteilungen, die selbst nicht angeboten werden können, wird durch die Partnerschaft ermöglicht. So soll die die Attraktivität der angebotenen Ausbildungsberufe gesteigert werden. Die Jury befindet dieses neue Ausbildungsangebot als „einfach vorbildlich“, stellt die innovativen Ansätze heraus und lobt vor allem, dass die drei in diesem zentralen Thema Schulter an Schulter arbeiten und nicht als Konkurrenten. Wer an Bord kommen möchte, findet auf dieser Website weitere Informationen. Wir werden im Blog oder im Podcast uns noch intensiver mit dem Angebot beschäftigen, daher an dieser Stelle die Kurzfassung.
Tourismuspreis für „Gastgeber:in des Jahres“
Nun aber zum Hotel Haverkamp, das sich in Bremerhaven als „Gastgeber:in des Jahres“ durchsetzen konnte. Das über 85 Jahre alte Vier-Sterne-Superior-Hotel in der Bremerhavener Innenstadt wird von Emina und Martin Seiffert in zweiter Generation geführt. In den 1940er Jahren eröffnet, ist es in unserer Stadt nicht nur bis heute das einzige (!) Hotel mit Schwimmbad, sondern vor allem auch dafür bekannt, sich immer wieder neu zu erfinden und damit am Puls der Zeit zu sein. Legendär ist auch die konsequente Kund:innenorientierung und die familiäre Atmosphäre des Hauses, die von den Mitarbeiter:innen ebenso herzlich gestaltet wird wie von den Inhaber:innen. All das rühmte auch die Jury.
Das Ehepaar Seiffert erzählt mir ergänzend, dass sie sich erst gar nicht bewerben wollten. Als „zu normal“ empfanden sie, was sie tun. Scheint auf dem ersten Blick zu stimmen: Als Gast könnt ihr aus 99 Zimmern, Suiten und Apartments wählen, im hauseigenen Restaurant „Weinrot“ lecker speisen, den Wellnessbereich mit Schwimmbad und Sauna genießen oder sogar eine Veranstaltung in einem der Eventräume durchführen. Klingt nach Standard, genauer gesagt gehobenem Standard.
Beworben haben sich die Seifferts mit dem Grundkonzept ihres Hotels, das wirklich alles andere als normal ist. Überschrieben mit dem Motto „Aus Tradition innovativ“ gelingt es ihnen, einen ganz besonderen Hotelbetrieb zu gewährleisten. Damit ist nicht nur das außergewöhnliche Design der Räume gemeint – schaut euch nur mal die Lobby an! – oder die wirklich außergewöhnliche Kommunikation via Instagram, für die der Chef sogar selbst seinen Kopf hinhält. Auch für diese gezeigte Liebe zum Detail und den bewiesenen Mut zu neuen Ideen wurde das Hotel Haverkamp ausgezeichnet – doch vor allem für die Leistung der Gastgeber aus Leidenschaft.
Warum sie sich trotz der anfänglichen Zweifel beworben haben? Bei näherer Beschäftigung mit der Ausschreibung ist Emina und Martin Seiffert aufgefallen, dass der Preis eine wichtige Botschaft senden würde, und zwar an das Hotelteam: „In der Corona-Zeit, die uns viele Ängste und Sorgen gebracht hat, haben wir alle an einem Strang gezogen und nach vorne geschaut. Der Preis hat uns genau die Anerkennung und Freude gebracht, die wir als Dank dann wieder ins Team getragen haben“, sagt Emina Seiffert rückblickend.
Wer dabei war, wird den Moment der Preisübergabe nicht vergessen, zu überrascht und bewegt waren die Seifferts auf der Bühne. Ihre Ehrlichkeit hat sehr berührt. Klar, dass das Team sofort danach per WhatsApp informiert wurde, dass es wirklich geklappt hatte.
Als Zustands des „Schwebens“ hat Emina Seiffert dann die Zeit danach in Erinnerung, denn das Feedback in der Stadt mit Medienberichten, Briefen, Anrufen war riesig. Wohltuende Anerkennung für die Hotelverantwortlichen und ihr Team, die die schwere Zeit der Pandemie mit den ständigen Lockdowns und Auflagen durch ständige Selbstmotivation und durch neue Ideen gestaltet hat. „Den Kopf hängen lassen ging gar nicht“, sagt Martin Seiffert. Stattdessen wurden alle aktiv: die Hotellobby wurde zu einem gemütlichen Wohnzimmer umgebaut, die Hotelflure und das Restaurant renoviert und es gab eine Azubi-Challenge, bei der die Auszubildenden die Leitung einiger Hotelbereiche übernahmen. – und das sind nur einige Projekte, die angepackt wurden, während die Welt draußen stillstand.
Was hat sich in den hundert Tagen verändert? „Eigentlich nichts“, sagt Martin Seiffert. Und doch: „Der Preis hat unsere 45 Mitarbeiter:innen super motiviert und er verpflichtet uns alle auch, uns selbst wirklich treu zu bleiben“, gibt er zu Protokoll. Man darf gespannt sein, mit welch neuen Ideen das Traditionshaus in Zukunft von sich reden machen wird.
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