Mein Tag beginnt mit dem Genuss eines großen Milchkaffees und dem Schmökern eines Krimis. Wieviel schöner ist es dann noch, wenn der aromatische Duft des Kaffees aus einer formschönen Tasse emporsteigt. In meinem Küchenschrank befinden sich unterschiedlichste getöpferte Tassen. Eine schöner als die andere und jede davon ist ein Unikat. Gefertigt werden diese Schmuckstücke von Angela Färber. Die gelernte Keramikerin mit Fachrichtung Scheibentöpferei und studierte Diplom-Ingenieurin für Werkstofftechnik, Glas , Keramik und Bindemittel lässt auf ihrer Töpferscheibe in der „KeramikWerkstatt“ die schönsten Dinge entstehen.
Gelernt ist gelernt
Ihr liebevoll eingerichteter Laden ist gleichzeitig auch ihre Werkstatt. Durch die großen Glasfronten kann ihr bei der Arbeit direkt auf die Finger geschaut werden. Ganz leicht sieht es aus, wenn Angela aus einem Klumpen Ton einen eleganten Becher formt. Was so leicht erscheint, ist Erfahrung jahrelanger Arbeit, Materialkenntnis und viel Fingerspitzengefühl. Denn zwischen dem Beruf einer Keramikerin und einem Töpferkurs für Laien liegen Welten.
Töpferin – ein Beruf mit vielen Facetten
Angela, die ihre Werkstatt im Juni 2012 im Szene- und Kulturviertel Alte Bürger eröffnet hat, ist Keramikerin mit Fachrichtung Scheibentöpferei. Ihre Töpferlehre absolviert sie in Schwäbisch Hall. Das Studium für Werkstofftechnik für Glas, Keramik und Bindemittel absolviert Angela in Koblenz. Neben einem Praxissemester in Cornwell folgt die Diplomarbeit in Berlin. Nachdem sie ein halbes Jahr in Neuseeland arbeitet, führt sie der Beruf nach Bremerhaven zu Nordceram. Angela ist als Ingenieurin für Labor und Entwicklung für die Einführung des Digitaldruckers dort zuständig. Ihr Herz schlägt allerdings für individuelle Gebrauchsgegenstände. In Bremerhaven gibt es zu der Zeit noch keine Töpferei, und so wagt sie den Schritt in die Selbsttändigkeit.
Von farbenfroh bis edel
Und so lässt die Töpferin hier Tag für Tag Unikate entstehen. Das Sortiment reicht von der Espressotasse über Kaffeetassen bis hin zu großen Bechern. Auch Teller, Schälchen und kleine und große Schüsseln sind dabei. Mal mit farbigem Innenleben, mal mit unterschiedlichsten Motiven auf der Außenseite. Mit dabei sind das Seestadtwappen, Hein Mück, Katzen, Pferde, Autos, Musikinstrumente, Schiffe und und und. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Selbst Thermobecher mit Korkdeckel oder Kunststoffmanschette sind dabei. Einige Kundenwünsche werden sogar personalisiert, wie beispielsweise ein Teller mit dazu passendem Schüsselchen als Erstgarnitur für ein Kind.
Wieso hat der Becher ein Loch?
Aber was hat es wohl mit einem ganz flachen Teller auf sich, den ich entdecke? Auch dieser ist ein spezieller Kundenwunsch. Er dient als Knäckebrotteller. Die knackigen Scheiben brechen nämlich auf herkömmlichem Geschirr beim Bestreichen, da die Ränder nach oben gewölbt sind. Nicht so bei diesem. Tolle Idee, findet Ihr nicht auch?
Und sogar regionale Dinge befinden sich in der Auslage der Töpferin. Zuerst weiß ich nicht, was es mit den kleinen blauen Bechern mit dem Loch in der Wand auf sich hat. Angela lüftet das Geheimnis. Das sind Schnapsbecherchen für die anstehenden Grünkohltouren. Durch das Loch fädelt man ein Bändchen, mit dem man sich den Becher um den Hals hängt. Genial, und noch dazu so schön!
Upcycling – hier bekommen Dinge ein zweites Leben
Manchmal zweckentfremdet Angela Dinge. So hat sie aus drei Kannendeckeln kurzerhand eine individuelle Garderobenleiste gezaubert oder für einen alten Kannendeckel eine edle, neue gefertigt. Genial!
Kunden schätzen außerdem, dass sie beispielsweise für einen zerbrochenen Kannendeckel einen neuen fertigt, der millimetergenau passt. Die Herstellung ist schwierig. Denn beim Brennen verliert der Ton an Größe. Das muss Angela vorab genau berechnen. Aber dabei zahlt sich ihre jahrelange Tätigkeit, Erfahrung und Materialkunde aus. Und so gelingen ihr auch diese Schmuckstücke.
Von der Wandfliese bis zum Schachbrett
Aber es bleibt nicht nur bei kleinen Dingen. Liebevoll gefertigte Schachbretter sind ebenso dabei wie Gartenkeramik, Schalen für Adventsgestecke. Besonders angetan haben es mir auch ihre Waschbecken. Die sind wirklich traumhaft schön! Genauso wie die Wandkeramikfliesen. Eine große Keramik hat sie zum ArtSpace vor ein paar Jahren als Bodenmosaik von mir nur ein paar Meter weiter entfernten Restaurant Italia verlegt. Ein farbenfroher Hingucker!
Versteinerte Bewegung
Apropos Farbe. Angefangen hat Angela mit fünf Farben. Jetzt sind es zehn, von denen ozean, türkis, weiß und lila ihre ganz eigenen Mischungen und Markenzeichen sind. Besondere Freude bereitet ihr (und auch mir) die Serie „versteinerte Bewegung“. Die Tassen und Becher sehen aus die verunglückte Werkstücke. Das sind sie aber nicht, denn die geknickten Objekte formt sie mit Bedacht und Kunstfertigkeit so.
Aber nicht für für den Privatgebrauch lässt Angela estische Gebrauchsgegenstände entstehen. Für das ebenfalls in der Alten Bürger ansässige Café Findus fertigt sie eigene Tassen mit dem Namen des gemütlichen Cafés an. Alles individuelle Einzelstücke.
Traut Euch!
Wer neugierig geworden ist und selbst einmal mit dem Naturmaterial Ton arbeiten möchte, hat auch dazu Gelegenheit. Angela bietet in Ihrer Werkstatt Einzel- und auch Gruppenunterricht an. So entstehen hier unter ihrer fachkundigen Anleitung ganz persönliche Dinge. Nach dem Brennen in ihrem Elektroofen sind diese dann auch noch spülmaschinenfest.
Solltet Ihr jetzt auf den Geschmack gekommen sein, schaut doch gern mal bei Angela in der KeramikWerkstatt vorbei. Und wenn Ihr ein ganz persönliches Geschenk sucht, werdet Ihr dort auch fündig. Angela verziert Becher und Teller mit Fotovorlagen und Motiven Eurer Wahl. Persönlicher geht es wirklich nicht.
Allerdings müsst Ihr fix sein, denn für Angela wird sich 2022 ein Traum erfüllen. Sie tritt eine lang geplante Reise an, die sie in weit entfernte Länder führen wird. Aber bis dahin lässt sie noch formschöne und individuelle Dinge auf ihrer Töpferscheibe entstehen und weiht Euch bei einem ihrer Kurse in die Kunst des Töpferns ein.
Schreibe einen Kommentar