Bremerhaven ist im Tanzfieber. Und wir vom Stadttheater auch. Daher haben wir vom 13. bis 19. Mai Compagnien aus Europa und den USA eingeladen, hier Gastspiele zu zeigen und Workshops zu geben, um die Tanzstadt Bremerhaven zu bewegen. Und natürlich dürfen dabei auch unsere Produktionen „On the Road“ und „we are all different“ nicht fehlen. Aber der Reihe nach.
Vorbereitung
Vor einem Monat fand die Pressekonferenz zum Tanzfestival statt. Meine Aufregung war groß, denn ich wollte keine normale Pressekonferenz, sondern die Compagnien auch sinnlich erfahrbar machen. Um genügend Material zu sammeln, stand mir Frau Grevesmühl-v. Marcard zur Seite, denn durch die Zusammenarbeit mit der Norddeutschen Konzertdirektion, eine der führenden Agenturen für Tanz in Deutschland mit Sitz in Bremerhaven, wurde dieses Festival erst möglich.
Pressekonferenz
Auf dem Weg zur Pressekonferenz im JUB! Mitte März schien die Sonne. Es war der erste wirklich warme Tag des Jahres. Als ich ankam, ging die Vorstellung von „Planet der Hasen“ und das anschließende Nachgespräch gerade zu Ende. Steffen Karall, Bühnentechniker am Jungen Theater, baute die Leinwand auf, denn wir wollten das Cover der Tanzbroschüre darauf projizieren und Videos der Gastcompagnien zeigen. Auch der Boden musste gereinigt und Tanzboden neu verlegt werden, denn zum Abschluss der Pressekonferenz sollte es ein ganz besonderes Highlight geben: ein live-Ausschnitt aus „On the Road“, unserem zweiteiligen Tanzabend mit Choreographien unseres Ballettchefs Sergei Vanaev und des israelischen Choreographen Nadav Zelner.
Sergei war sofort bereit und schnell waren wir uns einig. Er wollte das Pas-de-Deux aus dem ersten Teil „Shape“ zeigen. Es ist ein ganz besonderes und intensives Pas-de-Deux. Noch dazu das erste, das Sergei für zwei Männer choreographiert hat. Ilario Frigione und Edward Hookham begeisterten damit schon bei der Uraufführung. Eine Stunde vor dem Start der Konferenz kamen die Tänzer und mussten sehen, wie sie sich in dem Bühnenraum des Junges Theaters zurechtfinden, der sich doch ganz wesentlich von der Großen Bühne unterscheidet. Aber für die Profis war das kein Problem.
Vielseitiges Programm
Und dann ging es los! Intendant Ulrich Mokrusch begrüßte die Gäste. Frau Grevesmühl-v. Marcard stellte die internationalen Compagnien vor, die sehr unterschiedliche Tanzsprachen haben und damit die Diversität des Tanzes wiederspiegeln.
DanceWorks Chicago
DanceWorks Chicago ist eine dynamische junge Compagnie, die von seiner erfahrenen Leitung profitiert und sich der Entwicklung von pulsierendem zeitgenössischen Tanz verschrieben hat, den sie auf den Bühnen dieser Welt zeigen will. Unter der inspirierenden Leitung von Julie Nakagawa, der ehemals
künstlerischen Leitung von Hubbard Street 2, bringt DanceWorks Chicago die mannigfaltigen Talente der neuen Generation junger Tänzer*innen auf die Bühne, die frische Choreographien neuer Choreographen präsentieren.
Aber Bremerhavener*innen sollen nicht nur beim Tanzen zuschauen. Mit DanceWorks Chicago können sie sich auch selbst einbringen. Am 13. und 14. Mai wird es Workshops für Einsteiger und Fortgeschrittene geben, bei denen Tanzbegeisterte Tanzsprachen kennenlernen oder ihr Repertoire erweitern können. Am 15. Mai zeigt DanceWorks Chicago um 19:30 Uhr ihren Abend im JUB! unter dem Motto ALWAYS MOVING!
DantzaZ
DantzaZ gilt als kreatives Produktionszentrum und leitet Pionierarbeit im Bereich der Bewegungskünste. Mehr als 90 Tänzer*innen haben ihre Tänzer*innenkarriere bei DantzaZ begonnen und ein Stück weit DantzaZ‐Geschichte geschrieben. Viele von ihnen gehören mittlerweile zu einigen der führenden internationalen Tanzcompagnien. Bereits über 200.000 Zuschauer konnten das Ensemble bei mehr als vierhundert Gastspielen in Spanien, Frankreich, Italien, Deutschland, Polen, Dänemark, Tschechien, der Schweiz und Algerien bewundern. Am 16. Mai sind sie 19:30 Uhr erstmals in Bremerhaven.
Ihr Programm GROWING YOUNG ist dabei eine Hommage an die Philosophie der seit 17 Jahren bestehenden Compagnie und vereint vier verschiedene Arbeiten in Europa arbeitender Choreographen: für ständige Weiterentwicklung, für eine schier unerschöpfliche Energie, für Neugier und den Glauben an eine Unschuld und Frechheit der Jugend. GROWING YOUNG beschäftigt sich mit dem Universum der menschlichen Beziehungen. Den Reigen eröffnet der Franzose Martin Harriague, wohnhaft in Israel, mit ESCALVOS FELICES (glückliche Sklaven) zu der gleichnamigen Musik von Juan Crisóstomo de Arriaga. Martin Harriague integriert dabei die sechs Tänzer so in die Musik, dass ihre Körper Teil des Orchesters sind. Der Italiener Daniele Ninarello lädt zu einer Neuinterpretation des Gruppentanzes mit seiner Choreographie LEAD ein.
„Die Tänzer bewegen sich in Figurengruppen, die sich ständig verändern. Jedes Individuum ist für sich zu sehen aber gleichzeitig als Glied einer Kette mit der Gruppe verbunden. Das Subjekt transformiert sich durch den vorhandenen Raum zwischen den Dingen.“
So beschreibt der Choreograph seine Arbeit. Die Körper der Tänzer sind somit als Knotenpunkt oder Lenkung eines weiteren Migrations‐Mechanismus zu sehen. Für diese Idee hat Daniele Ninarello passender Weise eine Musik von Steve Reich gewählt.
Der renommierte israelische Choreograph Itzik Galili kreierte für DantzaZ PRELUDE TO A WASTED TEAR (Präludium für eine verschwendete Träne), eine getanzte Bitte um mehr Gemeinschaft.
„Die Menschen sind ein Teil einer großen Familie.“
Die Zeit kann alles verändern, aber unser Innerstes bleibt immer gleich.
„Tanz kann alles ausdrücken, was in uns existiert, wir nicht begreifen, aber fühlen können“, beschreibt Wubkje Kuindersma, die Choreographin von YOUth mit kamerunischer Herkunft die Intension ihrer Arbeit, die sie zu zur Musikcollage von Henry Purcell und Musik aus den 50er und 60er Jahren für DantzaZ kreiert hat.
NDC Wales
Die NATIONAL DANCE COMPANY WALES (NDC WALES) zeichnet sich durch Vorstellungen aus, die das Publikum durch ihre außergewöhnlichen und übergreifenden Inszenierungen fesseln. Dabei entwickelt sie Tanzstücke für alle Bühnen und zeigt diese an gewöhnlichen und ungewöhnlichen Orten. Mit Caroline Finn als Hauschoreographin und Mentorin, die über eine vom Theater inspirierten Arbeitsweise verfügt, schafft die Compagnie poetische Werke, die die Menschen und ihre zahlreichen Facetten widerspiegeln. Am 19. Mai schließen sie die Tanztage Bremerhaven ab.
we are all different
Ich glaube an mich wie ich bin. Weil, wenn du an dich glaubst, dann schaffst du auch alles in deinem Leben! – Farid Alabed
Was jeden Menschen in seiner Einzigartigkeit ausmacht und was die Menschen miteinander verbindet sind die zwei Pole, zwischen denen sich die Tanztheaterperformance „we are all different“ in der Choreographie von Tom Bünger bewegt. In einer Collage aus Tanz und Bewegung, Texten und Live-Musik erlebt das Publikum eine Reise durch ein Spiel mit Identitäten. Und das schon für Menschen ab 13 Jahren. Am 18. Mai läuft es um 19:30 Uhr im JUB! parallel zu „On the Road“ im Großen Haus.
Die 1. Tanztage Bremerhaven versprechen also viel. Und gerade im Hinblick auf die Tanzgeschichte der Stadt bin ich sehr gespannt auf die Vorstellungen im Mai. Und das Beste: Es gibt einen Tanzpass, mit dem man die Vorstellungen im Großen Haus vergünstigt besuchen kann. Das lohnt sich also. Auch für alle Oldenburger, da die internationalen Compagnien im Vorfeld dort gastieren. Alle, die in Oldenburg keine Karten mehr bekommen, haben in Bremerhaven also eine 2. Chance!
Nach der Pressekonferenz ging ich zufrieden zurück zum Theodor-Heuss-Platz. Immer noch im Sonnenschein. Der Startschuss ist gesetzt. Voller Vorfreude und gespannt blicke ich nun auf den Wonnemonat Mai.
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